Segelschiff

„Gorch Fock“: Korruptionsverdacht bei Reparatur

Wann die "Gorch Fock" wieder in See stechen wird, ist noch unklar.

Wann die "Gorch Fock" wieder in See stechen wird, ist noch unklar.

Kiel/Berlin. Im Zusammenhang mit der Reparatur des Segelschulschiffs "Gorch Fock" geht das Verteidigungsministerium einem Korruptionsverdacht nach. Am Mittwochnachmittag wurden die Obleute des Bundestags-Verteidigungsausschusses darüber unterrichtet, dass sich ein Mitarbeiter des Marinearsenals Wilhelmshaven bei seinen Vorgesetzten selbst der Vorteilsnahme bezichtigt hat. Der Mann war nach Angaben aus Teilnehmerkreisen für die "technische Preisprüfung" bei der "Gorch Fock"-Sanierung zuständig.

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Er soll vergünstigte Darlehen mindestens von einem großen Auftragnehmer erhalten haben. Das ist vor allem deswegen brisant, weil die Kosten für die Reparatur des Segelschiffes völlig aus dem Ruder gelaufen sind. Ursprünglich waren zehn Millionen Euro vorgesehen, dann wurde auf 75 Millionen erhöht, jetzt sind es 135 Millionen. Das hatte im Juni bereits den Bundesrechnungshof auf den Plan gerufen, der eine Prüfung einleitete. Die "Gorch Fock" wird seit Anfang 2016 von der Elsflether Werft saniert.

Negativschlagzeilen ramponieren „Gorch Fock“-Image

Das Ministerium hat den Korruptionsverdacht bereits an die Staatsanwaltschaft gemeldet und will ihn strafrechtlich prüfen lassen. Der Fall wird nur wenige Tage vor dem 60. Geburtstag der "Gorch Fock" bekannt, der am kommenden Montag an der Marineschule Mürwik in Schleswig-Holstein groß gefeiert werden soll.

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Das weiße Schiff gilt als "Deutschlands Botschafterin unter Segeln" und war einmal der Stolz der Marine. In den vergangenen zehn Jahren haben aber Negativschlagzeilen das Image des Dreimasters erheblich ramponiert. 2008 stürzte eine Kadettin aus der Takelage der "Gorch Fock" in den Tod. Die Ausbildung auf dem Schiff wurde in der Folge vorübergehend eingestellt.

„Tatsächlicher Zustand nicht bekannt“

Bereits 2010 wurde die "Gorch Fock" generalüberholt. Nur sechs Jahre später wurde eine erneute Sanierung gestartet, die die Einsatzbereitschaft des Schiffes bis 2040 sichern soll. Auf die Frage nach den Gründen für die Kostenexplosion antwortete das Ministerium im Juni auf eine parlamentarische Anfrage: "Zum Ausschreibungsbeginn waren das Ausmaß der Schäden und damit der tatsächliche Zustand des Schiffes nicht bekannt."

Ein Abbruch der Reparatur und der Bau eines neuen Schiffes wurde vom Ministerium geprüft und die Kosten dafür Ende 2016 vom Planungsamt der Bundeswehr auf 100 Millionen Euro geschätzt - also weniger als die jetzt angepeilten Sanierungskosten. Eine spätere Untersuchung kam allerdings auf Neubaukosten von 170 Millionen Euro.

Immer wieder Verzögerungen

Wann die "Gorch Fock" wieder in See stechen wird, ist noch nicht ganz klar. Im November wurde bekannt, dass die Reparaturarbeiten ein Jahr länger dauern werden als geplant. Nach jetzigem Stand sollen Offiziersanwärter statt im kommenden Frühjahr erst 2020 wieder mit dem Dreimaster auslaufen können.

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Von RND/dpa

HAZ

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