Hannover Messe trotzt Konjunktursorgen
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Messe-Chef Jochen Köckler, Schwedens Botschafter Per Thöresson und Universal-Robots-Chef Jürgen von Hollen: Roboter stehen auf der Hannover Messe im April erneut im Mittelpunkt.
© Quelle: www.fotowilde.de
Hannover. Viele Unternehmen planen vorsichtiger, die Wirtschaft wächst in diesem Jahr voraussichtlich langsamer als zuletzt – doch die Hannover Messe trotzt den Konjunktursorgen. Vom 1. bis 5. April stellen voraussichtlich 6500 Firmen auf der Industrieschau in Hannover aus, ungefähr genau so viele wie im wirtschaftlich besonders starken Jahr 2017. „Die Hannover Messe boomt auch in ihrem 72. Jahr“, sagte Messechef Jochen Köckler am Donnerstag bei einer Pressekonferenz auf dem Messegelände.
Das Ende der Cebit hat laut Köckler nur einen „geringen Effekt“ auf die Industriemesse. Gerade mal 40 Aussteller, die sonst zur Cebit gekommen wären, hätten sich auf der Hannover Messe neu angemeldet. Einige weitere Interessenten habe man abgewiesen, weil ihre Produkte nicht zum Konzept passten. „Wir werden keine Fachmesse für Banking-Software“, sagte Köckler.
Die geringe Zahl der Überläufer erklärt man bei der Messegesellschaft auch damit, dass viele Software-Konzerne wie SAP, IBM oder Microsoft ohnehin längst Stammgäste bei der Industriemesse sind. Man könnte wohl auch sagen: Die Industriemesse hat der Digitalmesse schon seit Jahren das Leben schwer gemacht und wohl auch zu ihrem Aus beigetragen.
Testfeld für 5G
Köckler bemühte sich am Donnerstag aber, das Kernthema der Hannover Messe – die Industrie – in den Vordergrund zu rücken. Zahlreiche Aussteller präsentieren Roboter, Maschinen und Software für produzierende Unternehmen. Als „zweites großes Thema“ nannte der Messechef den kommenden Mobilfunkstandard 5G. Dieser sei fürs Telefonieren weniger wichtig als für die vernetzte Produktion. In Halle 16 baut die Messe gemeinsam mit Nokia ein kleines 5G-Netz auf und zeigt erste Anwendungen – bislang gibt es erst wenige solcher Testfelder in Deutschland.
Die erste Liga der Industrieausstatter ist auch in diesem Jahr wieder fast geschlossen vertreten, etwa Siemens, ABB, Bosch, der japanische Roboterhersteller Fanuc sowie Universal Robots aus Dänemark, ein schnell wachsender Anbieter von kleinen, einfach zu bedienenden Robotern.
Im Fokus dürfte auch Huawei stehen. US-Behörden verdächtigen den chinesischen Mobilfunkausrüster der Industriespionage, auch in Deutschland mehren sich die kritischen Stimmen. „Wir sind eine neutrale Plattform und freuen uns, dass Huawei dabei ist“, betonte Köckler. Fehlen wird in diesem Jahr der Augsburger Roboterproduzent Kuka. Er hatte schon vor einigen Monaten abgesagt, bei ihm laufen die Geschäfte schlecht.
Voraussichtlich 220.000 Besucher
Das diesjährige Partnerland Schweden will sich in Hannover als Techniknation präsentieren. Gemessen an der Einwohnerzahl sei man zwar das bisher kleinste Partnerland, sagte der Botschafter des Königreichs in Berlin, Per Thöresson, am Donnerstag in Hannover. Doch man habe „erstaunlich viele global agierende Industrieunternehmen hervorgebracht“, zum Beispiel Ericsson und ABB.
Die Zahl der Besucher werde voraussichtlich ähnlich hoch ausfallen wie bei der aufgrund des Themenspektrums vergleichbaren Messe vor zwei Jahren, sagte ein Messesprecher. Die Organisatoren rechnen also erneut mit rund 220.000 Besuchern.
Von Christian Wölbert
HAZ