Landrat will Gedenkort Bückeberg durchsetzen
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Erntedankfest am Bückeberg: Von 1933 bis 1937 veranstalteten die Nazis Propaganda-Großereignisse in Emmerthal.
© Quelle: picture alliance / Sueddeutsche
Emmerthal. Die Diskussion um den Bückeberg in Emmerthal im Kreis Hameln-Pyrmont gewinnt an Schärfe – und bekommt teilweise unversöhnliche Züge.
Von 1933 bis 1937 hatten die Nazis „Reichserntedankfeste“ am Bückeberg veranstaltet. Daran soll künftig erinnert werden – aber eine konservative Mehrheit aus CDU, Freien Wählern und AfD im Emmerthaler Gemeinderat hat es abgelehnt, einen Dokumentationsort einzurichten. Die Kommunalpolitiker wollen nur zwei Hinweistafeln aufstellen, zudem sollen die Bürger befragt werden, ob sie sich einen Gedenkort wünschen.
Der Hamelner Landrat Tjark Bartels (SPD) erklärte dazu am Montag gegenüber der HAZ, er sehe „keinen Verständigungswillen“ bei den Kritikern des Projekts. Auch von der Tatsache, dass in der 10000-Einwohner-Gemeinde mittlerweile 2000 Unterschriften gegen das Vorhaben zusammengekommen sind, zeigte sich Bartels unbeeindruckt. Auf die Frage, ob er das Vorhaben gegen den Ort durchziehen wolle, sagte der Landrat, er werde sich auf jeden Fall weiterhin für eine Mehrheit für das Projekt einsetzen. Der Kreistag soll am 13. März entscheiden.
Bartels hatte unmittelbar nach der Emmerthaler Entscheidung ein Diskussionsforum zur Erinnerungskultur mit dem Schwerpunkt Bückeberg veranstaltet. „Von den Gegnern war aber kaum jemand da“, monierte er. „Dabei hätte es ihnen gut getan, ihr Wissen zu bereichern.“ Der Emmerthaler CDU-Chef Rudolf Welzhofer wiederum beklagt Einseitigkeit auf dem Podium, deswegen sei er nicht hingegangen. Tatsächlich waren Kritiker des Vorhabens dort nicht vertreten.
Welzhofer befürchtet, dass Emmerthal eines Tages zum Ziel für einen großangelegten Gedenk-Tourismus werden könnte. Dafür sei Geld da, sagte er, „aber den Ausbau unserer Schule können wir nicht bezahlen“.
Ähnliche Argumente fielen bei einer Diskussionsveranstaltung des NDR in der Region. Die Emotionen gingen hoch, Wortbeiträge waren teilweise wegen johlender Zuhörer nicht zu verstehen, es gab keine Verständigung.
Zu den besonnenen Gegner des Vorhabens gehört Martin Delker, 88 Jahre alt, von 1973 bis 1994 Gemeindedirektor von Emmerthal, parteilos. Er verwahrt sich dagegen, dass er und seine Freunde von Tjark Bartels und anderen als nicht gesprächsbereit hingestellt werden – aber auch dagegen, dass der Kreis über die Köpfe der Bürger hinweg entscheiden wolle. Das sei „Bevormundung“. Die Spaltung, die er in Gemeinde und Kreis beobachte, tue ihm in der Seele weh, sagte Delker: „Ich möchte, dass wir zu einem Kompromiss kommen.“
Von Bert Strebe