Mehr als ein Berufsrisiko
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Die Bauern mussten bei der Ernte im vergangenen Jahr starke Einbußen verkraften.
© Quelle: Peter Förster/dpa
Hannover. Noch ist offen, wie die Ernte in diesem Jahr ausfällt. Noch laufen die Drillmaschinen. Wenn das Wetter mitspielt, könnten sich die Bauern vom Katastrophenjahr 2018 erst einmal erholen. Doch selbst, wenn dieses Mal alles gut geht: Das Risiko weiterer schlechter Ernten steigt unweigerlich. Forscher erwarten, dass es auch in Niedersachsen weiterhin wärmer wird, dass Extremereignisse wie Hitzewellen und Starkregen weiter zunehmen. Das Wetter mag für Landwirte ein Berufsrisiko sein – der Megatrend Klimawandel ist aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, mit der man die Bauern nicht alleinlassen darf.
Der Wandel unserer Umwelt wirkt sich auf die Landwirtschaft stärker und direkter aus als auf jede andere Branche. Die Bauern können sich zwar an steigende Temperaturen anpassen, aber das dauert Jahrzehnte. Züchter müssen zum Beispiel neue, dürreresistente Pflanzen entwickeln. Die Landwirtschaftskammer und einzelne Bauern testen auch schon den Anbau von Sorten, die sonst in Südamerika wachsen – etwa Süßkartoffeln oder Soja. Doch das Know-how muss erst aufgebaut werden. Es zeichnet sich deshalb ab, dass die Bauern künftig noch mehr Unterstützung brauchen oder höhere Preise erzielen müssen. Der Gedanke gefällt nicht jedem. Schließlich leben die Landwirte heute schon zu einem großen Teil von Subventionen, also von Steuergeld.
Doch die Alternative müsste dann lauten, mehr Lebensmittel zu importieren. Das wäre vielleicht billiger für uns. Doch damit würden wir auch die Preise in Regionen der Welt hochtreiben, die noch stärker vom Klimawandel betroffen sind und wo die Menschen einen viel höheren Anteil ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen.
Von Christian Wölbert