Angst vor neuem Dürre-Sommer

Müssen Landwirte auf künstliche Beregnung verzichten?

Weizenernte im Landkreis Hildesheim: 2018 ernteten die Bauern 20 Prozent weniger Getreide und Kartoffeln als üblich.

Weizenernte im Landkreis Hildesheim: 2018 ernteten die Bauern 20 Prozent weniger Getreide und Kartoffeln als üblich.

Hannover. Nach der Rekorddürre im vergangenen Sommer befürchten die niedersächsischen Bauern ein weiteres trockenes Jahr mit massiven Ernteeinbußen. „Die Landwirtschaft braucht dringend Wasser“, sagte ein Sprecher der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am Dienstag. Die Böden seien in vielen Regionen aufgrund des regenarmen Vorjahres ausgetrocknet. Die Hoffnung auf einen regenreichen Winter habe sich auch nicht erfüllt.

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Ähnlich äußerte sich eine Sprecherin des Bauernverbands Landvolk. „Für unsere Landwirte wird das jetzt ein herausforderndes Jahr: Die letzten finanziellen Reserven sind aufgebraucht, da hat niemand mehr was in der Hinterhand.“ Auch jetzt sei es für die Jahreszeit zu trocken. „Jeder Bauer hier sagt: Wir wünschen uns endlich einen ordentlichen Landregen.“

Das Jahr 2018 war das zweittrockenste und zweitwärmste in Niedersachsen seit 1881. Die Bauern fuhren deshalb laut dem Landesamt für Statistik 20 Prozent weniger Getreide und Kartoffeln ein als im Durchschnitt der vorangegangenen sechs Jahre. Bei Zuckerrüben betrug das Minus knapp 10 Prozent. Die Heu-Erträge lagen 45 Prozent unter dem Mittelwert.

Rund 4600 Landwirte haben wegen der Einbußen staatliche Dürrehilfe beantragt. Bis Mitte März wurden nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums knapp 1800 Anträge bearbeitet und Beträge in Höhe von zusammen 13,44 Millionen Euro ausgezahlt. Im Hilfstopf liegen insgesamt 35,6 Millionen Euro bereit.

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Ein weiteres Dürrejahr würde die Landwirte voraussichtlich aber noch härter treffen. Denn 2018 profitierten sie noch vom regenreichen Jahr 2017: Die Böden war dadurch noch relativ feucht. Außerdem hatten viele Milchbauern noch größere Futtervorräte als heute. Sie ernähren ihre Kühe vor allem mit heimischer Gras- und Maissilage.

Beschränkungen für Beregnung?

Hinzu kommt, dass in Niedersachsen viele Bauern auf die künstliche Beregnung aus Grundwasserbrunnen angewiesen sind. Das gilt vor allem in Heideregionen, wo die sandigen Böden wenig Wasser halten. Nach der intensiven Bewässerung im Vorjahr könnten die Bauern in diesem und den kommenden Jahren aber gezwungen sein, weniger Wasser zu entnehmen. Die Mengen werden von den Wasserbehörden zugeteilt und überwacht.

Der Landkreis Celle prüft bereits Beschränkungen. In einigen Gebieten sei die erlaubte Wassermenge im vergangenen Jahr überschritten worden, sagte ein Sprecher des Kreises der HAZ. „Aufgrund dessen muss nunmehr im Zuge eines Antragsverfahrens geprüft werden, welche Wassermengen darüber hinaus aktuell noch zur Verfügung stehen, um auch in den betroffenen Gebieten eine Beregnung dieses Jahr zu ermöglichen.“

Klaus Röttcher, Wasserbauexperte an der Ostfalia Hochschule in Suderburg, betonte, dass in Niedersachsen die Hälfte der beregneten Flächen Deutschlands liege. Der Grundwasserspiegel sei dort zwar noch nicht dramatisch zurückgegangen. Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung seien auch nicht zu befürchten. „Aber wir sind in einem Bereich, wo man genauer hinschauen muss.“

Ein stabiler Grundwasserspiegel sei aus Umweltgründen wichtig und europarechtlich vorgeschrieben, erklärte Röttcher. Beschränkungen bei der Beregnung wären jedoch für viele Landwirte existenzbedrohend. Daher gebe es keine einfachen Lösungen: „Wir müssen sorgfältig überlegen, wie wir Wasser sparen und wiederverwenden können.“

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