Ende des Zweiten Weltkriegs suchten amerikanische Soldaten fieberhaft nach den Plänen des deutschen Raketenforschers Wernher von Braun. Denn auch die Briten wollen die wertvollen Dokumente haben.
Dörnten. Im Mai 1945 durchstreifen Angehörige der US-Streitkräfte ein früheres Bergwerksgelände in dem nördlich von Goslar gelegenen Ort Dörnten. Sie sind auf der Suche nach dem Eingang zu einem Stollen, in dem ein äußerst wertvoller und zugleich brisanter Aktenbestand lagern soll. Anfang April hatte der Assistent des Raketenforschers Wernher von Braun, Dieter Huzel, mit Unterstützung örtlicher Helfer und Soldaten die geheimen Unterlagen des raketentechnischen Forschungsprogramms der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde auf Usedom in die Eisenerzgrube im Harzvorland schaffen lassen, damit diese nicht den vorrückenden Alliierten in die Hände fielen. Schließlich finden die US-Soldaten, wonach sie suchen: Insgesamt rund 14 Tonnen Papier werden am 21. Mai 1945 aus dem Stollen geborgen – die Ergebnisse jahrelanger Forschungsarbeit an neuartigen Raketen.
Ein US-Pionier-Sonderkommando unter Leitung von Major Robert B. Staver habe damals in drei Schichten gearbeitet, um den „Schatz“ wieder freizulegen, berichtet Friedhart Knolle. Knolle ist Vorstandsmitglied und Sprecher des Vereins „Spurensuche Harzregion“, der sich die Erforschung der NS-Geschichte im Harzgebiet zum Ziel gesetzt hat. Vor allem in den letzten Kriegsjahren spielte der Harz mit seinen vielen unterirdischen Stollen eine wichtige Rolle für die NS-Rüstungsproduktion. Auch die an der Ostsee ansässigen Raketenforscher nutzten die Stollen für ihre Zwecke. Nachdem die Alliierten im Sommer 1943 die Versuchsanlage in Peenemünde entdeckt und bombardiert hatten, wurde die anlaufende Raketenproduktion in das Gebiet um Nordhausen in das unterirdische Stollenlabyrinth unter dem Kohnstein verlegt.