Neofarms

Start-up aus Hannover bringt das Gewächshaus in die Küche

Maximilian Richter (links) und Henrik Jobczyk: Ihr „Indoor-Garten“ soll 30 bis 40 Kilogramm pestizidfreien Salat im Jahr produzieren.

Maximilian Richter (links) und Henrik Jobczyk: Ihr „Indoor-Garten“ soll 30 bis 40 Kilogramm pestizidfreien Salat im Jahr produzieren.

Hannover. Kühlschrank, Spülmaschine, Herd – an der Grundausstattung von Küchen hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig geändert. Geht es nach dem Industriedesigner Maximilian Richter und dem Biotechnologen Henrik Jobczyk, kommt bald etwas Neues hinzu: ein Schrank, der Salat und Gemüse züchtet. Funktionsfähige Prototypen ihres „vollautomatisierten Indoor-Gartens“ stehen bereits in der Werkstatt ihrer Neofarms GmbH in Hannover-Wülfel. Nun suchen die beiden Gründer einen Investor, der die Serienfertigung finanziert. „Unsere Technologie ist die beste“, verspricht Richter.

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Technologie, damit meint der 26-Jährige die Aeroponik: In den Achtzigerjahren fanden US-Forscher heraus, dass Pflanzen schnell wachsen, wenn man sie in der Luft hängen lässt und ihre Wurzeln mit einem feinen Nebel aus Wasser und Nährstoffen einsprüht. 1997 züchtete die NASA so Bohnen an Bord der Raumstation Mir. Das Experiment machte die Vorteile der Aeroponik bekannt: Pflanzen können das ganze Jahr über angebaut werden, ohne Erde, ohne Pestizide und mit relativ wenig Wasser und Nährstoffen.

Weltraumtechnik für die Küche

„Wir haben die NASA-Technik vereinfacht und kompakter gemacht“, erklärt Richter. Der aktuelle Neofarms-Protoyp ist so groß wie ein Kühlschrank und besteht aus sieben Ebenen, auf denen etwa Tomaten, Kopfsalat oder Möhren wachsen. Eine Membran erzeugt den Nährstoff-Nebel für die Wurzeln, LEDs liefern das nötige Licht. 30 bis 40 Kilogramm Salat produziere der Schrank im Jahr, also rund 80 bis 100 Gramm am Tag, sagt Richter. Besitzer müssten nur entscheiden, was sie anbauen wollen – der Rest laufe von allein.

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Neofarms ist nicht das einzige Start-up, das an Methoden für den Gemüseanbau in der Stadt arbeitet. „Vertical Farming“ gehört zu den großen Hype-Themen der Ernährungsbranche. Richter betont aber, dass viele Konkurrenten auf Hydroponik setzen, also auf den Anbau im Wasser. Diese Systeme seien weniger flexibel als der Neofarms-Schrank. „Bei uns kann man einzelne Ebenen einfach herausnehmen, zum Beispiel, wenn man höhere Pflanzen ziehen will.“

Allerdings wird der Schrank erst einmal ziemlich teuer sein. Mit 5000 bis 6500 Euro rechnen die Gründer anfangs, wenn die Stückzahl noch gering ist. Vermarktungschancen sehen sie trotzdem: Sie wollen Ernährungsbewusste erreichen, denen Supermarkt-Salat wegen der langen Transportwege nicht frisch und nicht vitaminreich genug ist. Außerdem, erklärt Richter, würden manche Küchenkäufer auch 8000 Euro für einen Dampfgarer ausgeben.

Partner mit Produktionskapazitäten gesucht

Im Moment fehlt den beiden jungen Gründern noch das Geld für die Serienproduktion. Sie schätzen, dass sie 1,7 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre brauchen. Die Entwicklung und Produktion von großformatiger Hardware sei nun mal teurer als die Programmierung einer App, sagt Richter. „Es ist schwer, Investoren dafür zu begeistern.“ Ein idealer Partner wäre aus seiner Sicht daher ein Unternehmen mit freien Produktionskapazitäten. Mit einem Hersteller von Küchengeräten spreche man bereits.

Nachahmer fürchtet Richter nicht. Seit Anfang des Jahres sei das Neofarms-System durch ein Patent weltweit geschützt. Angst, dass die Konkurrenz überholt, wenn die Investorensuche noch länger dauert, hat er auch nicht: „Vertical Farming ist gerade erst im Kommen. Und der Markt ist groß genug für alle.“

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Von Christian Wölbert

HAZ

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