Tödliche Schüsse auf Flüchtling: Verfahren gegen vier Polizisten eingestellt
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Polizisten haben in Harsefeld einen Flüchtling erschossen – aus Notwehr. Die Staatsanwaltschaft Stade hat die Ermittlungen eingestellt. (Symbolbild)
© Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
Stade. Die tödlichen Schüsse auf einen Asylbewerber in einer Flüchtlingsunterkunft in Harsefeld vom Oktober 2021 haben für vier beteiligte Polizisten keine strafrechtlichen Folgen. Die Beamten hätten in Notwehr gehandelt, teilte die Staatsanwaltschaft Stade am Mittwoch mit.
Ermittlungen gegen die Polizisten wegen des Verdachts auf Totschlag seien eingestellt worden. Es habe sich kein hinreichender Tatverdacht ergeben.
Sudanese bewaffnete sich mit Messer
Die Polizisten seien am 3. Oktober 2021 abends in die Unterkunft gerufen worden, weil Flüchtlinge sich durch einen 20-jährigen Mitbewohner aus dem Sudan bedroht fühlten. Wegen des Mannes mit psychischen Problemen hatte es schon nachmittags zwei Einsätze gegeben. Die Polizei und eine Richterin erwogen zwischenzeitlich, ihn in Gewahrsam zu nehmen, entscheiden sich aber dagegen.
Als die Polizisten zum dritten Mal in die Flüchtlingsunterkunft kamen, hatte sich der betrunkene Mann nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit einem Messer bewaffnet. Trotz Aufforderung habe er es nicht fallengelassen. Er sei brüllend mit erhobenem Messer auf die Beamten zugerannt. Diese gaben 13 Schüsse ab, von denen 11 den Angreifer trafen. Er starb noch an Ort und Stelle.
Staatsanwaltschaft: Notwehr war gerechtfertigt
Die Schüsse von drei Beamten seien als Notwehr gerechtfertigt gewesen, erklärte die Staatsanwaltschaft. Der vierte Beamte habe mit seinen Schüssen aus der angrenzenden Küche sogenannte Nothilfe geleistet.
Nach dem Zwischenfall forderten Flüchtlingsorganisationen, Polizisten müssten im Umgang mit psychisch kranken Geflüchteten besser geschult werden. Sie sollten bei solchen Einsätzen von Fachärzten oder Psychologen begleitet werden. 2019 war ein 19-jähriger Flüchtling im Stader Stadtteil Bützfleth durch Schüsse der Polizei getötet worden.
Von RND/dpa
HAZ