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Continental

Vorstand stutzt Führungskräfte zurecht

Der Conti-Vorstand um Elmar Degenhart hat einen Brandbrief an die obersten 350 Führungskräfte des Konzerns geschrieben.

Der Conti-Vorstand um Elmar Degenhart hat einen Brandbrief an die obersten 350 Führungskräfte des Konzerns geschrieben.

Hannover. Nach der zweiten Gewinnwarnung innerhalb weniger Monate will der Conti-Vorstand die Zügel anziehen. „Unsere derzeitige geschäftliche Situation ist sehr ernst“, heißt es in einem Schreiben des achtköpfigen Gremiums an rund 400 Führungskräfte des Autozulieferers, das der HAZ vorliegt. Der Börsenwert des Konzerns sei um einen Milliardenbetrag gesunken, zudem habe man bei den Investoren erheblich an Vertrauen verloren. „Das sind äußerst alarmierende Signale“, schreibt der Vorstand. „Daher die klare Ansage: Auf diesem falschen Gleis fahren wir keinen Meter weiter. Dieser Zug stoppt genau hier und jetzt!“

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Continental hatte vor zwei Wochen seine Ziele für das laufende Geschäftsjahr abermals nach untern korrigiert. Demnach rechnet der Vorstand nur noch mit einer operativen Gewinnmarge von mehr als 9 Prozent – zuvor hatte man rund 10 Prozent in Aussicht gestellt. Der Umsatz werde mit rund 45 Milliarden Euro um eine Milliarde Euro geringer ausfallen als bisher avisiert, hieß es. Zudem werde die Antriebs-Sparte Powertrain, die an die Börse gebracht werden soll, ihre angepeilten Ziele nicht erreichen.

Bereits im April hatte Conti seine Erwartungen wegen höherer Kosten im Reifengeschäft nach unten korrigieren müssen. Seither ist der Aktienkurs auf Talfahrt: Von mehr als 220 Euro ging es auf unter 160 Euro hinab.

Für die aktuellen Probleme macht der Vorstand nur wenige Geschäftsbereiche verantwortlich. „Die allermeisten unserer 27 Business Units arbeiten dauerhaft sorgfältig, erfolgreich und halten ihre Versprechen ein“, heißt es in dem Schreiben. Bei etwa einem halben Dutzend dieser Einheiten laufe es hingegen anders –und das zum Teil schon seit längerer Zeit: „Sie erreichen wiederholt ihre selbst gesteckten Ziele nicht. Sie halten damit nicht, was sie versprechen. Sie gestalten ihre Zukunft nicht, sondern überlassen den Wettbewerbern die Gestaltung ihrer Märkte. Sie bilden so kein Vertrauenskapital, sondern verbrauchen es – und das gerade rasend schnell.“

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Nach HAZ-Informationen zielt die Kritik insbesondere auf die Bremsen-Hersteller im Konzern, auch der Börsenkandidat Powertrain erfüllt die eigenen Erwartungen offenbar nicht. Als Konsequenz kündigte der Vorstand in den betroffenen Einheiten „personelle Änderungen im Management“ an – darüber hinaus soll es „ausgeweitete Programme zur nachhaltigen Sicherung unserer Wertschaffung und unseres profitablen Wachstums“ geben sowie Unterstützung durch Berater von außen. Ob die „personellen Veränderungen“ auch Entlassungen bedeuten, wollte ein Konzernsprecher am Dienstag nicht sagen.

Nach Angaben des Unternehmens haben die Probleme in einzelnen Geschäftsbereichen „jeweils unterschiedliche Ursachen“. Die bisher ergriffenen Maßnahmen hätten noch nicht die „gewünschte, vollumfängliche Wirkung gezeigt“, hieß es. Deshalb prüfe man nun weitere Lösungsansätze. „Die Diskussion um die nächsten Schritte ist noch im Gange“, sagte der Conti-Sprecher.

Mit dem Schreiben gebe der Vorstand den Druck aus dem Aufsichtsrat nach unten weiter, hieß es aus Unternehmenskreisen. Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle habe intern sehr deutlich gemacht, dass das Management eine Art Aufholjagd starten müsse. Bis zum Jahresende seien die Kursverluste wieder wettzumachen, sagte ein Beteiligter. Ein Aktienkurs von unter 200 Euro sei für das Kontrollgremium nicht akzeptabel.

Für Konzernchef Elmar Degenhart kommt die Krise zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Sein Vertrag läuft im August 2019 aus – und soll dem Vernehmen nach vom Aufsichtsrat Ende September verlängert werden. Bisher galt die Personalie als ein Selbstläufer, zumal der Manager in der Vergangenheit über die Rückendeckung des Großaktionärs Schaeffler verfügte.

Von Jens Heitmann

HAZ

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