VW und Ford: Was die Allianz für den Standort Hannover bedeuten könnte
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Ein eingepackter Volkswagen Amarok steht auf einem Parkplatz des VW-Werkes in Hannover.
© Quelle: pa
Hannover. Die geplante Allianz zwischen Volkswagen und Ford ist so gut wie perfekt. Nach HAZ-Informationen will der VW-Aufsichtsrat in seiner Sitzung am Freitag grünes Licht für die Kooperation mit dem US-Autobauer geben. Als erstes gemeinsames Projekt sei die Entwicklung eines Nachfolge-Modells für den Pick-up Amarok vorgesehen, verlautete am Donnerstag aus Unternehmenskreisen. Offiziell wollten sich die Konzerne dazu nicht äußern.
VW und Ford hatten im Sommer angekündigt, eine strategische Zusammenarbeit im Bereich leichter Nutzfahrzeuge anzustreben. „Die Markt- und Kundenanforderungen verändern sich mit einer rasanten Geschwindigkeit“, hatte Thomas Sedran im Juni erklärt. Seinerzeit war der Manager noch Leiter der VW-Konzernstrategie, inzwischen ist er Vorstandschef von Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) in Hannover. Ziel der Kooperation sei es, sich die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zu teilen und auf weiteren Feldern nach Synergien zu suchen.
Dem Vernehmen nach entscheidet der VW-Aufsichtsrat zunächst über einen Rahmenvertrag, der die Spielregeln der Zusammenarbeit mit Ford festlegt. Als erstes konkretes Projekt wollen die Partner gemeinsam einen neuen Pick-up auf die Straße bringen. Der aktuell auch in Hannover gebaute Amarok hat die Erwartungen bei Volkswagen enttäuscht. „Das Modell hat nie Geld verdient“, sagte ein Manager. Im vergangenen Jahr lieferte der Konzern insgesamt 81.000 Amarok aus, ein Plus von 2,7 Prozent.
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Fest steht bereits, dass das Nachfolge-Modell nicht mehr im Stöckener Werk produziert wird. Der Abschied vom Pick-Up stößt bei der Belegschaft auf breite Zustimmung, weil der Konzern den Standort Hannover – neben Emden und Zwickau – zu einem Zentrum für die Entwicklung von Elektrofahrzeugen machen will. So soll hier 2022 die Produktion des elektrischen Kleinbusses ID Buzz beginnen. Zwei Jahre später könnte ein elektrischer Geländewagen (SUV) mit dem Arbeitstitel eLounge folgen.
Kooperieren wollen VW und Ford auch bei der Produktion von Transportern – hier sind die Details aber noch offen. Das aktuelle Modell des T6 soll in diesem Jahr eine Produktaufwertung erfahren und bis 2024 in Stöcken gebaut werden. Das Nachfolgemodell T7 werde in der Transporter-Variante wahrscheinlich nicht mehr in Hannover vom Band laufen, hieß es. Stattdessen könne es in einem Ford-Werk gebaut werden, voraussichtlich in der Türkei. Als margenstärkerer Multivan soll der T7 dem Stöckener Werk erhalten bleiben.
Während das Emder VW-Werk komplett auf Elektrofahrzeuge umgestellt wird, sollen in Hannover auch künftig noch Verbrenner-Modelle produziert werden. In Ostfriesland könnte nach Angaben aus Arbeitnehmerkreisen künftig jede sechste der aktuell 9000 Stellen wegfallen, bei VWN sei bis zum Jahr 2028 eine Verringerung der Arbeitsplätze von heute 14.000 auf rund 10.000 Arbeitsplätze wahrscheinlich, hieß es. Mit dem Betriebsrat hat VWN eine Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung unterzeichnet, die für die Stammbelegschaft innerhalb der nächsten zehn Jahre betriebsbedingte Kündigungen ausschließt.
Von Jens Heitmann