Neubelebung von Bahnstrecken

Wo dürfen die Räder wieder rollen?

Die Kandidatenauswahl für die Neubelebung alter Bahnstrecken in Niedersachsen geht in die zweite Runde.

Die Kandidatenauswahl für die Neubelebung alter Bahnstrecken in Niedersachsen geht in die zweite Runde.

Hannover. Welche stillgelegten Bahnstrecken in Niedersachsen bekommen eine zweite Chance? Die meisten Kandidaten, die das Wirtschaftsministerium in Hannover seit August überprüfen lassen hat, sind jetzt ausgeschieden. 25 von zunächst rund 80 stehen nach Runde eins auf einer Liste, die die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) zur Grundlage weiterer Planungen macht.

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„Die Entscheidung ist aber noch offen“, hebt ein Sprecher von Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) hervor. Über die Neubelebung der Trassen berät ein Lenkungskreis, in dem Verbände und Kommunen ein Mitspracherecht haben. Mit guten Argumenten für einen wirtschaftlichen Wiederbetrieb könnten auch andere Verbindungen wieder ins Rennen kommen.

Viele hatten sich verwundert die Augen gerieben, als Lies Anfang August einen Plan zur Reaktivierung alter Nahverkehrsstrecken vorlegte. Unter den 80 Vorschlägen aus dem Ministerium waren etliche seit Jahrzehnten stillgelegte Trassen, etwa die frühere Pendlerstrecke zwischen Walsrode und Bomlitz im Heidekreis. Vielerorts sind die Gleise längst von Unkraut überwuchert und fast schon aus dem Bewusstsein der Anwohner verschwunden.

Lies hatte aber gleich angekündigt, dass bis zum Oktober nur rund 20 und nach der zweiten Runde bis zum kommenden Frühjahr nur noch etwa sechs Trassen die Ausscheidung überstehen und dann bis zum Herbst sehr genau auf ihre mögliche Neunutzung geprüft werden sollen. Von den Investitionen würde das Land, das den öffentlichen Nahverkehr stärken will, 75 Prozent tragen. In der Vorlage für den am 22. Oktober tagenden Lenkungskreis, die der HAZ vorliegt, erläutern die Fachleute der Landesverwaltung die Gründe für das Abschneiden jeder Trasse bei der ersten groben Überprüfung. In den meisten Fällen wird die Fahrgastzahl als zu gering eingeschätzt.

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Andernorts, etwa zwischen Lohne und Dinklage, wäre der Betrieb sehr schwierig, da nur im Pendelverkehr möglich. Nicht überraschend ausgeschieden sind Museumsstrecken wie zwischen Verden und Stemmen, die Eisenbahnfreunde noch mit Ausflugszügen am Leben halten. Mehr Potenzial sehen die Planer in Tourismusregionen, beispielsweise an der Nordseeküste, aber auch zwischen Hannover und Hamburg, wo gleichzeitig neue Gütertrassen zur Hafenentlastung im Gespräch sind.

Die Streckenlänge variiert sehr stark: Sind es etwa von der Innenstadt in Nordenham bis zum Ortsteil Blexen nur fünf Kilometer, liegen zwischen Rotenburg und Bremervörde rund 50 Kilometer.

Manche Trassen, wie von Wunstorf nach Steinhude in der Region Hannover, verfügen über einen noch bestehenden Teilabschnitt mit nur unregelmäßigem Verkehr, in diesem Fall zwischen Wunstorf und Bokeloh. In der ersten Einschätzung gehen die Verkehrsexperten von einem Fahrgastaufkommen aus, das für eine Streckenverlängerung nach Steinhude reichen könnte.

Da ein Beschluss über die nächste Runde noch aussteht, empfiehlt der Verkehrsclub Deutschland interessierten Kommunen, Unternehmen und Verbänden, nicht vorzeitig aufzugeben, wenn ihr Wunschkandidat nicht auf der aktuellen Liste steht. „Sie können sich noch zeitnah mit guten Argumenten für ihre Strecken an die LNVG oder an das Verkehrsministerium wenden“, sagt Sprecher Hans-Christian Friedrichs. Nach der Entscheidung über die Trassen soll nach Angaben von Minister Lies im kommenden Jahr eine weitere Diskussionsrunde folgen: über die Neueröffnung geschlossener Bahnhöfe.

25 in der engeren Wahl

In die vorläufig engere Wahl kommen nach Vorstellung der Fachleute 25 Strecken. Sie sollen in dem am 
22. Oktober tagenden Lenkungskreis diskutiert werden. Bis zum März 2014 werden die Favoriten genauer auf ihr Potenzial überprüft, dann kommen sechs in die Endauswahl für eine Neubelebung.

  • Wunstorf – Bokeloh – Steinhude
  • Rinteln – Stadthagen
  • Lüneburg – Soltau
  • Lüneburg – Bleckede
  • Winsen Süd – Hützel (–Soltau)
  • Celle – Soltau Süd
  • (Celle) – Beckedorf – Munster
  • Maschen – Buchholz (Nordheide)
  • Rotenburg – Bremervörde
  • Zeven – Tostedt
  • Bremerhaven –
 Speckenbüttel
  • Stade – Hesedorf (Osterholz-Scharmbeck)
  • Bremervörde – Osterholz-Scharmbeck
  • Eystrup – Syke Ost
  • Holzhausen – Bohmte (Kreis Osnabrück)
  • Nordenham – Nordenham-Blexen
  • Westerstede–Ocholt
  • Ocholt – Sedelsberg
  • Friesoythe – Cloppenburg
  • Norden – Dornum (–Esens)
  • Esens – Bensersiel
  • Aurich – Abelitz
  • Meppen – Essen (Oldb)
  • Bad Bentheim – Neuenhaus
  • Einbeck-Salzderhelden – Einbeck

Grenzbahn stellt Betrieb ein

Anderswo wird eine nicht rentable Bahnstrecke jetzt eingestellt: Der im Dezember 2010 gestartete Probebetrieb einer grenzüberschreitenden Verbindung im Nahverkehr zwischen dem niedersächsischen Bad Bentheim und dem niederländischen Hengelo wird am 8. Dezember beendet. Trotz eines Stundentaktes hätten nur bis zu 250 Reisende täglich die von der Bentheimer Eisenbahn AG und der niederländischen Syntus betriebene Regionalbahn genutzt, teilte die Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) in Hannover mit. Um verkehrswirtschaftlich tragfähig zu sein und um die als „Büffel“ bekannten Triebzüge vom Typ DM 90 dauerhaft zu bestellen, wären täglich mindestens 600 Fahrgäste erforderlich gewesen, erläuterte Geschäftsführer Klaus Hoffmeister.

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Das dreijährige Pilotprojekt habe aber gezeigt, wie unkompliziert die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei, sagte Hoffmeister. Die Beteiligten untersuchten für die Strecke zwischen Hengelo und Bad Bentheim jetzt andere Möglichkeiten. Denkbar sei eine Verlängerung der regionalen Bahnverbindung zwischen Bielefeld und Bad Bentheim oder Münster und Rheine bis Hengelo. Auftraggeber für den Probebetrieb waren die Regio Twente, die Provinz Overijssel und die LNVG.

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