Amazon verbietet US-Polizei die Nutzung strittiger Gesichtserkennungssoftware
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Gesichtserkennungssoftware steht unter anderem in der Kritik, weil sie Menschen mit dunklerer Hautfarbe falsch identifizieren soll.
© Quelle: imago images/Jochen Tack
New York. Nach IBM stellt auch Amazon seine Gesichtserkennungssoftware der Polizei in den USA nicht weiter zur Verfügung. Das Unternehmen hoffe, dass der Kongress die Regeln für Gesichtserkennung verschärfe, teilte Amazon in einem Blogpost am Mittwoch mit. Das Verbot des Einsatzes der Software "Rekognition" soll für ein Jahr gelten.
Gesichtserkennungssoftware steht in der Kritik
Andauernde Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd haben die Aufmerksamkeit auf Ungleichbehandlung von Schwarzen und Weißen gelegt, und wie die Polizei mithilfe von Technologie Menschen verfolgt. Floyd starb am 25. Mai, nachdem ein weißer Polizist in Minneapolis minutenlang sein Knie in seinen Hals drückte und auch nicht von ihm abließ, als der am Boden liegende, gefesselte Mann wiederholt sagte, er könne nicht atmen.
Gesichtserkennungssoftware steht unter anderem in der Kritik, weil sie Menschen mit dunklerer Hautfarbe falsch identifizieren soll. Warum Amazon diesen Schritt jetzt ging, teilte das in Seattle ansässige Unternehmen auf Anfrage nicht mit. Ob von dem Verbot auch Bundesbehörden betroffen sind war zunächst unklar.
Technologie für Massenüberwachung?
"Die Entscheidung von Amazon ist ein wichtiger symbolischer Schritt, aber das ändert nicht wirklich die Gesichtserkennungs-Landschaft in den Vereinigten Staaten, weil es kein großer Player ist", sagt Clare Garvie, Forscherin am Zentrum für Privatsphäre und Technologie der Georgetown University. Ihre Forschung fand lediglich zwei US-Agenturen, die die Software Rekognition von Amazon einsetzten.
Ermittler setzen Gesichtserkennungssoftware ein, um Verdächtige zu identifizieren. Kritiker bemängeln, dass sie missbraucht werden kann. Eine Reihe von US-Städten wie San Francisco haben den Einsatz durch die Polizei und andere Regierungsagenturen verboten. Am Dienstag hatte IBM mitgeteilt, aus dem Geschäft mit Gesichtserkennungssoftware aussteigen zu wollen, da es Anlass zur Sorge gebe, dass die Technologie für Massenüberwachung und Racial Profiling missbraucht werden könne. Dabei werden Menschen auf Grundlage von Stereotypen und äußerlichen Merkmalen als verdächtig eingestuft und überprüft.
RND/ AP