„Metroid Dread“ für Nintendo Switch im Test: ein Fest für Fans des Genres
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Feurig: ein Ausschnitt aus dem Videospiel „Metroid Dread“.
© Quelle: Nintendo
Früher war alles anders. Da waren Spiele in 2-D, wir sahen unsere Heldinnen und Helden nur von der Seite, und sie liefen durch labyrinthartige Level. Nur gute Orientierung und Geschick führten zum Sieg. Die Spiele waren schwieriger, auch weil sie kurz waren und lange vorhalten mussten. Heute laufen wir in Spielen durch weit offene, dreidimensionale Welten und werden zugemüllt von hilfreichen Markern und Wegweisern, damit wir den Unterhaltungsmarathon reibungslos überstehen.
Als hätte es den Jahrzehnte währenden Umstieg auf 3-D-Spiele nicht gegeben, erscheint mit „Metroid Dread“ nun ein kurioses Meisterwerk wie aus einer anderen Welt. Es ist wie früher: Die Kopfgeldjägerin und Weltenretterin Samus Aran steckt wieder in einem futuristischen Schutzanzug und kämpft sich durch die zweidimensionale Unterwelt eines feindseligen Planeten. Nur in dramatischen Augenblicken schwenkt die Kamera und zeigt uns die Welt aus neuen Perspektiven.
Roboter machen Jagd auf Heldin
Samus hat schon viele Abenteuer überstanden und besitzt ein ganzes Arsenal an Waffen und Manövern. Genretypisch hat sie anfangs fast alles vergessen und muss ihre Kräfte zurücksammeln. Aber ziemlich schnell feuert sie Raketen, lädt ihre Schüsse auf und hängt an Wänden.
Besonders dramatisch wird es in den „EMMI“-Gebieten. Hinter dem süßen Kürzel stecken bedrohliche Forschungsroboter, die aus geheimnisvollen Gründen Jagd auf Samus machen. Nur mit einer bestimmten, einmalig aufgeladenen Waffe sind die Roboter zu besiegen. Oft muss Samus die Bereiche, in denen EMMIs patrouillieren, unbewaffnet durchqueren. Dafür muss sie schnell oder leise sein. Das ist von Anfang an spannend, und es wird richtig furchteinflößend, wenn die piepsenden, fremdartigen Viecher in der Nähe vorbeiklettern, während Samus mucksmäuschenstill dasteht. Entsprechend groß ist auch der Triumph, wenn ein EMMI endlich besiegt wird. Doch die Begegnung ist Stress genug für Albträume. Die Altersfreigabe ab zwölf Jahren ist ernst gemeint.
„Metroid Dread“ ist Metroid wie früher
Nintendo-Spiele gelten als zuckersüß und familienfreundlich. Fordernd oder schwierig werden sie oft erst in einem alternativen Spielmodus nach dem ersten, einfachen Durchlauf. „Metroid Dread“ ist dagegen ziemlich direkt ziemlich fordernd. Es bleibt fair, aber es verlangt Präzision, Ausdauer, Nervenstärke und Aufmerksamkeit. Sonst stirbt Samus ziemlich schnell und wacht am letzten Checkpoint wieder auf. Immerhin sind die Speicherpunkte zahlreich, sodass nie viel wiederholt werden muss.
Doch neumodisch sind an diesem Spiel nur Details. Eigentlich hatte auch die Metroid-Serie längst die dritte Dimension entdeckt, und das schon auf der halbvergessenen Spielkonsole Gamecube im Jahr 2002. Zweidimensionale Metroid-Spiele gab es seitdem nur für Handheld-Konsolen. Auch „Metroid Prime 4″ ist nach wie vor für die Switch in der Entwicklung, und es wird voraussichtlich wieder aussehen wie ein Egoshooter.
„Metroid Dread“ dagegen ist ein Spiel, mit dem Nintendo viele Fans überrascht. So etwas erscheint heutzutage eher auf dem Indiemarkt. Dort haben die sogenannten „Metroidvanias“ treue Fans. In Hunderten Spielen hat sich die Idee weiterentwickelt. Im kompletten Genre kämpfen sich Helden in Seitenansicht durch labyrinthartige Welten. Dass aber Nintendo so etwas als Hauptattraktion für 60 Euro veröffentlicht, ist ungewöhnlich.
Eine besondere Herausforderung
Für das Geld wird etwas Besonderes geboten. Spieler mit starken Nerven erleben ein packendes Abenteuer, wenn sie sich auf Metroid einlassen. „Dread“ wird schnell fordernd und türmt dann immer neue Hindernisse, neue Gegnerarten auf der einen Seite auf. Auf der anderen bekommt Samus immer wieder neue Fähigkeiten und Waffen dazu. Dass sie hart verdient werden, macht die Belohnung umso schöner. Es wirkt berauschend, ganze Wellen ehemals furchteinflößender Gegner mit einer neuen Kanone aus dem Weg zu räumen.
Die EMMIs sind zwar nervenaufreibend, doch der Kampf gegen sie ist nicht die größte Herausforderung. Im weiteren Spielverlauf trifft Samus auf zahllose Kreaturen, die neue Taktiken erfordern. Sie muss haarige Endgegner studieren, um kleine Zeitfenster für Angriff und Verteidigung zu nutzen. Später trifft sie auf kluge und schnelle Gegner, die sogar die Verfolgung aufnehmen.
Ein Fest für Fans des Genres
Für Fans des Genres ist „Metroid Dread“ ein Fest. Wer Indiehits wie „Hollow Knight“, „Ori and the Blind Forest“ oder „Axiom Verge“ liebt, der kommt an diesem Spiel kaum vorbei. Es fühlt sich an, als würden die Schöpfer eines Genres den Nachahmern noch einmal zeigen, was eine Harke ist. So technisch sauber, schön und makellos designt sind solche Spiele selten.
Natürlich hinkt der Vergleich, denn all die Metroid-Erben sind von kleineren Teams entwickelt worden und kosten auch nur einen Bruchteil. Doch wer sich Spiele wie früher wünscht und sich bei vielen modernen Titeln an all den Wegemarkern und Einsteigerhilfen stört, der sollte diese Herausforderung annehmen.