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Auftakt zu neuer Elektrofahrzeugfamilie

BMW Neue Klasse: So will sich der bayerische Autobauer in Zukunft aufstellen

Ein Elektrofahrzeug, das sich wieder deutlich vom Rest der Autowelt abhebt.

Ein Elektrofahrzeug, das sich wieder deutlich vom Rest der Autowelt abhebt.

Es sind gerade einmal zehn Jahre vergangen. Im Sommer 2013 stellte BMW den i3 vor. Der elektrische Kleinwagen verkörperte so etwas wie eine Revolution in der Automobilbranche. Neues Fahrzeugkonzept, neuer Antrieb, neue Werkstoffe, neue Produktion, neues Design. Und das alles verbunden mit einem nachhaltigen Denkansatz.

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Der BMW i3 war bei seinem Debüt zweifellos das fortschrittlichste Auto der Welt. Kein Wettbewerber hatte Ähnliches zu bieten. Wie weit die Entwickler damals vorausgedacht haben, zeigt auch die Tatsache, dass der i3 noch heute in keiner Weise unmodern ist. Im Gegenteil, er wirkt zeitgemäßer denn je. Geholfen hat es ihm nicht. Nach rund einer viertel Million Exemplaren entschied BMW, die Produktion vergangenes Jahr zu beenden.

Ein Sprung weit in die Zukunft

Mit der Neuen Klasse – so nennt der bayerische Autobauer seinen nächsten Sprung in Richtung Zukunft – könnte sich die Geschichte wiederholen. Erneut präsentiert die Marke aus München ein Elektrofahrzeug, das sich wieder deutlich vom Rest der Autowelt abhebt. Selbst Passanten, die mit Autos nicht sonderlich viel am Hut haben, dürften bei dieser Kompaktlimousine neugierig den Kopf verdrehen.

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„BMW wird mit der Neuen Klasse eine andere Marke sein“, ist sich daher auch Vertriebsvorstand Peter Nota sicher. Die Neue Klasse bildet ab der zweiten Jahreshälfte 2025 den Auftakt zu einer neuen und hochmodernen Elektrofahrzeugfamilie. Sie soll unter anderem dafür sorgen, dass bereits fünf Jahre später jeder zweite vom Band laufende BMW ausschließlich mit Strom fährt.

Modern mit traditionellen Elementen

Wer ein wenig genauer auf die Neue Klasse schaut, meint, BMW hätte glatt eine Modellgeneration übersprungen. „Der Eindruck täuscht nicht“, sagt Adrian van Hooydonk, Leiter BMW Group Design, „wir haben uns für ein sehr modernes Design entschieden, ohne aber die Vergangenheit aus den Augen zu verlieren.“ Tatsächlich erkennt man einige typische und traditionelle Elemente wie beispielsweise den Hofmeisterknick an der seitlichen Fenstergrafik, das zurückversetzte Greenhouse oder die etwas überstehende Front, „Shark Nose“ genannt.

Bezeichnend an der Neuen Klasse ist die äußerst puristische Anmutung. Kurze Karosserieüberhänge in Verbindung mit breiten Kotflügeln und großen Rädern (hier 21 Zoll) schaffen knackige Proportionen und einen soliden Stand. Obwohl rund 4,60 Meter lang, wirkt die Neue Klasse real kleiner.

Im Innenraum sollen reale und virtuelle Welt verschmelzen.

Im Innenraum sollen reale und virtuelle Welt verschmelzen.

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Begrüßen dürften vermutlich viele Kunden und Kundinnen, dass BMW sich wieder für eine waagerechte Nierenform entschieden hat. Zudem wurden erstmals Licht und Nieren zusammengebracht. Außerdem dient der komplette Grill als eine Art Interaktionsfläche (Kommunikation über Lichtinszenierung). Anders umschreibt es BMW Head Designer Domagoj Dukec: „Die Nieren atmen.“

Die Windschutzscheibe wird zur Projektionsfläche

Im Innenraum verspricht BMW nicht nur ein einzigartiges, digitales Erlebnis, bei dem reale und virtuelle Welten miteinander verschmelzen sollen, sondern trotz des extrem reduzierten Layouts ein hohes Maß an Gemütlichkeit. Motto: Wohlfühlen wie im Wohnzimmer. Ob dabei der Cordstoff und Teile der Verkleidungen unbedingt in Senfgelb sein müssen, sei mal dahingestellt. Geschmackssache. Viel Wert legen BMWs Interieur-Designer zudem auf Sekundärmaterial. Es wird zur neuen Normalität, Leder entfällt völlig.

Ebenso nahezu alle klassischen Schalter. Das Cockpit besteht auf den ersten Blick nur aus einem ultraflachen Display in der Mitte der Armaturentafel. Doch sobald die Augen Richtung Windschutzscheiben wandern, offenbart sich die wahre Innovation. Informationen werden über die gesamte Breite in die Scheibe projiziert. Es dürfte sich hier um die nächste Generation des Head-up-Displays handeln. BMW nennt das „Panoramic Vision“. Schon fast in Richtung Science-Fiction geht die Bedienung. Inhalte vom Display lassen sich einfach mit einer Zweifingergeste auf die Windschutzscheiben schieben.

Das war die „Neue Klasse“ früher

Ende der 50er-Jahre war BMW so gut wie pleite. Die Modellpalette bestand lediglich aus den Kleinstwagen Isetta und 600 sowie der Oberklasse-Limousine 501/502, im Volksmund Barockengel genannt. Zeitweise drohte gar die Übernahme durch den Erzfeind Daimler-Benz aus Stuttgart. Auch der ab 1959 produzierte BMW 700 blieb im Kleinwagensegment. Es fehlte ein Mittelklassemodell. Dieses präsentierte BMW erstmals 1961 in Form der Stufenhecklimousine 1500. Die Neue Klasse war geboren. Es folgten die Modelle 1600, 1800 und 2000 sowie die Coupés 2000 C, CA und CS. Insgesamt liefen bis zur Produktionseinstellung 1972 über 350.000 Einheiten vom Band. Die Neue Klasse war für BMW eine absolute Erfolgsstory, sicherte der bayerischen Marke das Überleben.

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Strom für 300 Kilometer in zehn Minuten

Doch mit der Neuen Klasse will BMW nicht nur zeigen, was in der digitalen Welt zukünftig abgeht, sondern auch antriebsseitig. Entwickelt wurde eine komplett neue Architektur in 800-Volt-Auslegung, um dem Kunden oder der Kundin möglichst kurze Ladezeiten zu bieten. Zielvorgabe: 300 Kilometer in zehn Minuten. Dafür wurden neue Batteriezellen entwickelt, erstmals zylindrische. Sie tragen die Kennung 46/95, heißt: 46 Millimeter im Durchmesser und 95 Millimeter hoch.

„Im Vergleich zu heute eingesetzten prismatischen Zellen konnten wir die Energiedichte um 20 Prozent, die Ladegeschwindigkeit um 30 und die Reichweite ebenfalls um 30 Prozent verbessern“, sagt Mike Reichelt, Projektleiter Neue Klasse. Die Gesamtfahrzeugeffizienz, dazu zählen unter anderem auch Aerodynamik, optimierte Motoren mit weniger Energieverlust, Gewichtsreduzierung und geringere Reibungsverluste (weniger Rollwiderstand), konnte so um bis zu 25 Prozent gesteigert werden. Als Referenzfahrzeug dient hier der BMW i4, dessen Verbrauch bereits mit 16,1 kWh/100 km sehr niedrig ist. Die Neue Klasse dürfte damit auf unter 13 kWh/100 km kommen, das Niveau des kleinen und sehr leichten i3.

Die Neue Klasse wird eine große Familie

Bauen wird BMW die Neue Klasse in einem extra dafür neu errichteten Werk in Debrecen in Ungarn. Die Produktion soll fossilfrei ablaufen. Auch die neuen 800-Volt-Speicher entstehen dort, um kurze Wege ans Band zu gewährleisten. Bleiben wird es natürlich nicht bei der einen Limousine. Sie markiert lediglich den Anfang zur Neuausrichtung. Später soll die Neue-Klasse-Familie einmal aus sechs Modellen bestehen, vom Kompakt- bis zum Luxussegment.

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