Einstiegsmodelle ab 30.000 Euro

Alles eine Frage des Preises? Warum Elektroautos so teuer sind

Herzstück unter Spannung: Der Akku (grün eingefärbt) macht einen Großteil des Preises beim E-Auto aus.

Herzstück unter Spannung: Der Akku (grün eingefärbt) macht einen Großteil des Preises beim E-Auto aus.

Das Aus für Autos mit Verbrennungsmotor ist besiegelt. Die Politik sieht im Elektroauto die einzig realistische Möglichkeit, individuelle Mobilität weiterhin flächendeckend zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch dem Klimawandel etwas entgegenzusetzen. Noch aber gibt es bei denen, die betroffen sind, den Autofahrern und Autofahrerinnen viel Skepsis. Und die ist längst nicht nur in der originären Beschaffenheit eines E-Autos begründet – die Reichweite eines E-Autos ist deutlich geringer als die eines vergleichbaren Autos mit Verbrennungsmotor; das Laden des Akkus dauert sehr viel länger als das Betanken eines Benziners oder Diesels –, sondern häufig eine weitaus simplere Ursache hat. Es ist gerade auch der Preis, der noch immer abschreckt. Denn ein E-Auto ist deutlich teurer als ein vergleichbarer Benziner oder Diesel. Und längst nicht jeder ist bereit oder überhaupt in der Lage, einen Kaufpreis ab mindestens 30.000 Euro schon für ein Auto der Kompaktklasse zu zahlen. Warum aber sind Elektroautos überhaupt so teuer?

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„Das liegt auf der Hand und ist zunächst dem größten Bauteil, dem Akku geschuldet, der schon bei mittlerer Größe 10.000 Euro und mehr kostet“, sagt Werner Hagstotz. „Zudem ist die Lebensdauer der Batterie kürzer als die des E-Fahrzeugs selbst, sie muss nach acht bis zehn Jahren ersetzt werden, sodass erneut eine große Summe anfällt“, so der emeritierte Professor für Markt- und Meinungsforschung, der seit über zwanzig Jahren etliche größere Motorrad- und Automobilhersteller berät.

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Preise sind „substanziell“ gefallen

Etwas anders lautet die Rechnung von Sören Heinze. Auch der Pressesprecher des ACE Auto Club Europa nennt zwar als Grund für die Preisgestaltung die „Genese der Elektromobilität“ und bestätigt, dass gerade zu Beginn der neuen Technik der Wert eines Akkus etwa „40 bis 50 Prozent des Gesamtpreises“ ausmachte. „Damals hat man die Entwicklungskosten großzügig in eigener Sache auf den Verkaufspreis umgelegt. Mittlerweile aber ist der Preis substanziell gefallen, nach einem Gutachten der Unternehmensberatung McKinsey zwischen 2010 und 2016 gar um 80 Prozent.“ Zudem gebe es eine Prognose aus Fachkreisen, nach der ein Elektroauto schon sehr bald weniger koste als ein Benziner oder ein Diesel. „Professor Lienkamp von der TU München etwa hat schon vor einigen Jahren prognostiziert, dass 2025 in Deutschland etwa 30 Prozent aller Neuwagen elektrisch fahren werden. Wenn zu diesem Zeitpunkt das Elektroauto in der Vollkostenbetrachtung günstiger sei als ein Auto mit Verbrenner, werde der Run auf Elektroautos beginnen“, zitiert Heinze den Professor für Fahrzeugtechnik.

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Ob das aber wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Zwar überstieg im Januar 2023 die Zahl an zugelassenen Elektroautos in Deutschland mit rund 1,01 Millionen Fahrzeugen erstmals die Millionenmarke. Allerdings macht dieser Wert gerade einmal 2 Prozent an der Gesamtheit aller Pkws aus (Quelle: Onlineplattform Statista). Bis zu besagten 30 Prozent als Zielmarke in knapp zwei Jahren – man muss kein Mathematikgenie sein, um zu erkennen, dass dies wohl schwierig werden dürfte.

Nach wie vor kaum preisgünstige Modelle auf dem Markt

Und ob E-Autos dann tatsächlich billiger sein werden als ihre Pendants mit Verbrenner, auch das bleibt abzuwarten. Das Modell ID2, das 2025 kommen und dann bei Volkswagen Schritt für Schritt die Rolle des Golf übernehmen soll, wäre mit dem Zielpreis von 25.000 Euro, den die Wolfsburger nennen, allerdings tatsächlich günstiger als der Einstiegs-Golf mit Verbrennermotor, der bereits heute knapp 30.000 Euro kostet. Aktuell aber sind Verbrenner meist günstiger als vergleichbare Elektroautos. So kostet zum Beispiel der Kia Niro Hybrid, bei dem ein 1,6-Liter-Benziner mit einem kleinen Elektromotor mit 32 kW Hand in Hand arbeitet, etwa 32.500 Euro, die rein elektrische Version aber knapp 47.600 (allerdings in der einzig verfügbaren, der Topausstattung).

Hagstotz bleibt jedenfalls skeptisch, zumal auch sehr kleine Bauteile für den deutlichen höheren Preis eines E-Autos verantwortlich seien. Denn „in einem E-Auto sind viel mehr Halbleiter, Chips und Sensoren verbaut als in einem Verbrenner“, sagt der Professor, der sich auch auf eine weltweit tätige Unternehmensberatung, auf AlixPartners beruft. „Deren Studie besagt, dass in einem Elektroauto zehnmal mehr Chips verbaut werden als in einem Benziner oder einem Diesel.“

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Günstiger Elektromotor gleicht hohe Batteriekosten nicht aus

Allerdings gehört zur Wahrheit auch, dass das neben dem Akku wichtigste Bauteil eines Elektroautos, der Elektromotor, weniger kostet als der eines Verbrenners. „Tatsächlich ist ein Elektromotor sogar deutlich billiger als ein Verbrennungsmotor“, räumt der Professor dann auch ein. Das aber liege einzig und allein daran, dass ein Elektromotor nun einmal deutlich weniger Bauteile habe als ein Verbrenner. „Die hohen Batteriekosten allerdings gleicht das bei weitem nicht aus“, weiß der Fachmann für Mobilität.

Einig sind sich die beiden Experten aber darin, dass die Autohersteller beim Elektroauto wegen der Größe des Akkus vor allem auf SUVs setzen. „Ein SUV bietet im Boden ausreichend Platz für die mehrere Hundert Kilogramm schweren Batterien“, erklärt Hagstotz. Und Heinze bestätigt den beinahe zwangsläufigen Trend zum Elektro-SUV: „Je höher die Kapazität eines Akkus ist, desto schwerer und größer ist er auch.“ Allerdings kennt er noch einen weiteren Grund. „Elektroautos waren bei ihrer Markteinführung Träger einer neuen Technologie, und für deren Präsentation nimmt man natürlich gerne Vorzeigemodelle, also SUVs“. Im Übrigen gebe es den Trend zum SUV ja schon viel länger, wie die Zahlen beim Verbrenner beweisen. Ein ungeschriebenes Gesetz der Automobilbranche will der ACE-Mann aber nicht unerwähnt lassen: „Große Autos bedeuten natürlich auch sehr viel höhere Margen für die Automobilhersteller.“

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