Sie verstehen sich gut mit ihren Eltern, verbringen ihre Freizeit gerne in den eigenen vier Wänden und träumen von einem freistehenden Einfamilienhaus. Deshalb haftet vielen jungen Menschen bisweilen das Spießeretikett an. Zu Recht?
An Accessoires wie einem Gartenzwerg vor dem Haus oder einem Wackeldackel auf der Autohutablage sind sogenannte Spießer und Spießerinnen heutzutage nicht mehr zu erkennen – wohl aber an ihren Werten und Lebensentwürfen: Denn diese sind eher traditionell und konservativ. Für gewöhnlich zeigt sich das in der Postadoleszenz, also irgendwann zwischen Jugend und Erwachsenenalter, wenn junge Menschen verschiedene Aspekte des Erwachsenenseins erreichen, so wie finanzielle Unabhängigkeit, eine Partnerschaft, einen eigenen Haushalt. „In dieser Phase kann das eintreten, was manche als Neospießertum bezeichnen“, sagt Carsten Heinze, Jugendsoziologe an der Universität Hamburg. Tatsächlich gebe es derzeit eine Art Renaissance von traditionellen Werten und Einstellungen: „Festzustellen sind vor allem eine starke Familienorientierung und ein Wunsch nach Ruhe, Sicherheit und Stabilität“, sagt Heinze.