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Das zermürbende Gezerre ums Heizen der Zukunft

Klimafreundlich: Wer zu nachhaltigem Heizen recherchiert, landet oft bei der Wärmepumpe.

Klimafreundlich: Wer sich mit nachhaltigem Heizen befasst, für den führt oft kein Weg an der Wärmepumpe vorbei.

Liebe Leserinnen und Leser,

an der Wärmepumpe erhitzen sich dieser Tage die Gemüter (als wäre es nicht ohnehin schon heiß genug), – auch meins! Denn ich bin noch nicht stolze Besitzerin dieser zukunftsweisenden, weil klimafreundlicheren, Heiztechnik. Stattdessen nenne ich eine recht neue Gasheizung mein eigen. Das monatelange Gezerre um das Heizungsgesetz, dem meine Kolleginnen Johanna Apel und Milena Wurmstädt eine Chronologie des Scheiterns gewidmet haben, habe ich mit großem Interesse, und zugegebenermaßen auch einer gewissen Irritation, verfolgt.

Immerhin entstand in der öffentlich geführten Debatte am Rande der politischen Zankereien zunehmend der Eindruck, dass die Technik ohnehin nur für Ärger in der Nachbarschaft sorge (zu laut) – und obendrein für ältere Gebäude unnütz und zu teuer sei. Auch ich habe mir, wie wahrscheinlich so viele andere Nichtwärmepumpenbesitzer, die Frage gestellt: „Ergibt eine Wärmepumpe für meine Immobilie Sinn? Und falls ja, lassen sich die Kosten dafür überhaupt stemmen?“

Der Lärm, den Wärmepumpen verursachen, kann in dicht besiedelten Nachbarschaften stören.

Die Geräuschkulisse, die rund um eine Wärmepumpe entsteht, hat schon so manchen Nachbarschaftsstreit vom Zaun gebrochen.

Mein Kollege Ben Kendal hat dankenswerterweise die gängigsten Gerüchte rund um die Wärmepumpe einem Expertencheck unterzogen, und ist zu teils überraschenden Erkenntnissen gekommen. So ist eine energetische Sanierung bei älteren Immobilien, damit die Wärmepumpe effizient arbeiten kann, nicht zwingend notwendig, wie so oft vermutet. Eine Wärmepumpe kann auch in Bestandsgebäuden funktionieren und ausreichend heizen. Und hinsichtlich des Energieverbrauchs sei die Dämmung nicht der alleinige, dafür ausschlaggebende Faktor: „Die Größe der Übergabesysteme, also etwa der Heizkörper, ist ebenso wichtig für die Effizienz“, sagt Sebastian Herkel vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme in Freiburg.

Streitpunkt Lautstärke

Und auch an der vielkritisierten Lautstärke der Geräte wird offenbar eifrig herumgetüftelt: Inzwischen gibt es eine Reihe an technischen Maßnahmen für Hersteller, die Geräte deutlich leiser zu konstruieren. „Sie können leise Ventilatoren einsetzen, sie können Dämmmaterialien einsetzen, sie können von vornherein auf eine Kompressortechnologie setzen, die leise ist“, erläutert Dirk Müller, Professor für Gebäude- und Raumklimatechnik an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen.

Damit sind meine zwei größten Vorbehalte schon mal ein stückweit zerstreut. Ich werde meine Recherchen zur Wärmepumpe dennoch fortsetzen, denn früher oder später wird das Thema sicher akut. Bis dahin verfolge ich die Berliner Debatte weiter mit Interesse, auch wenn sie nun erst mal pausiert. Part 2 des Spektakels rund ums Gebäudeenergiegesetz ist für Anfang September angekündigt. Bis dahin genießen Sie die Sommerpause und lassen sich von der Sonne wärmen!

Ihre

Carolin Burchardt

Sie haben Anmerkungen und Fragen? Schreiben Sie uns gern an unbezahlbar@rnd.de!

 

Tipp der Woche

Die Strompreise schwanken aktuell extrem, zeitweilig rutschten sie im Großhandel sogar ins Negative ab. Sprich: Wer elektrische Energie abnahm, bekam dafür noch Geld. Wie Verbraucherinnen und Verbraucher von der aktuellen Situation auf dem Strommarkt profitieren können, hat mein Kollege Frank-Thomas Wenzel in einem Fragen-und-Antworten-Stück aufgeschrieben.

Einer seiner Tipps lautet: Durch sogenannte dynamische Stromtarife lassen sich Kosten einsparen, denn diese orientieren sich stark an der Entwicklung der Börsenpreise. Bislang sind solche Tarife eine kleine Nische. Aber: „Ab 2025 sollen alle Stromversorger mindestens einen dynamischen Stromtarif im Angebot haben, bei denen der Strompreis je nach Angebot steigt oder sinkt“, sagte Thorsten Storck, Energieexperte des Vergleichsportals Verivox im Gespräch mit meinem Kollegen. Allerdings hat die Sache auch einen Haken, den es zu berücksichtigen gilt. Welcher das ist, können Sie hier nachlesen.

 

Zahlen, bitte!

Nachdem sie zuletzt drei Monate in Folge sank, hat die Inflation im Juni wieder Fahrt aufgenommen. So stiegen die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 6,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Noch im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 6,1 Prozent. Als stärksten Preistreiber hat Behördenpräsidentin Ruth Brand Nahrungsmittel ausgemacht. Zudem ergebe sich durch die Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung aus dem Jahr 2022 – 9-Euro-Ticket und Tankrabatt – ein Basiseffekt, der die aktuelle Inflationsrate erhöhe.

Die Nahrungsmittelpreise sind Treiber der Teuerungsrate.

Die Nahrungsmittelpreise sind Treiber der Teuerungsrate.

 

Gut zu wissen

 

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Die gute Nachricht

Als im Frühjahr 2022 die Spritpreise regelrecht explodierten, brachte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) das Thema erstmals ins Spiel: Eine Verschärfung des Kartellrechts solle den Markt besser unter Kontrolle bringen. Noch vor der Sommerpause hat der Bundestag nun die Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) beschlossen. Das Bundeskartellamt soll demnach mehr Macht erhalten. Was bedeutet das konkret? Die Behörde wird künftig schon eingreifen können, wenn sie im Anschluss an eine Sektoruntersuchung feststellt, dass der Wettbewerb gestört ist. Bei einer Sektoruntersuchung werden die Strukturen und Wettbewerbsbedingungen in einem bestimmten Wirtschaftszweig analysiert. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums endeten sie bislang mit einem Bericht des Kartellamts, ein weitergehender Eingriff der Behörde erforderte hingegen Hinweise etwa auf Preisabsprachen.

Das Bundeskartellamt bekommt dank einer Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) künftig mehr Macht bei der Regulierung des Marktes.

Das Bundeskartellamt bekommt dank einer Novelle des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) künftig mehr Macht bei der Regulierung des Marktes.

 

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