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Die Inflation hinterlässt Spuren

Verschlossene Strandkörbe stehen am Ostseestrand auf der Insel Usedom. (Archivfoto)

Verschlossene Strandkörbe stehen am Ostseestrand auf der Insel Usedom. Jeder Fünfte kann es sich nicht leisten, für eine Woche in den Urlaub zu fahren.

Liebe Leserinnen und Leser,

„Die Inflation ist ein gieriges Biest“ – so hat Bundesbankpräsident Joachim Nagel jetzt im RND-Interview das beschrieben, was wir seit Monaten erleben: Die Inflation frisst sich durch unsere Warenkörbe, macht den Einkauf im Supermarkt und den Restaurantbesuch teurer. Und ihre Gier ist groß. Im Gespräch mit Eva Quadbeck und Stefan Winter hat der Präsident der deutschen Zentralbank erklärt, warum es so schwer ist, sie zu zähmen und die Inflation zu bekämpfen – aber auch einen Blick nach vorn gewagt. „Was sich bisher abzeichnet: Die Inflation wird im Laufe dieses Jahres weiter spürbar zurückgehen“, so Nagel. Diese Entwicklung werde sich 2024 weiter fortsetzen. Den von der Europäischen Zentralbank (EZB) angestrebten 2 Prozent werde man sich aber wohl erst 2025 merklich nähern.

Für uns heißt das: Es ist zwar abzusehen, dass die Teuerung an Schwung verlieren wird. Und doch ist vieles längst unbezahlbar geworden. Ein Beispiel dafür hat mein Kollege Jan Emendörfer aufgeschrieben: Jeder Fünfte kann es sich nicht leisten, für eine Woche in den Urlaub zu fahren. Wie aus Daten des statistischen Amtes der EU (Eurostat) hervorgeht, hatten im vergangenen Jahr 21,9 Prozent der Bevölkerung zu wenig Geld, um sich eine einwöchige Urlaubsreise zu leisten – 2 Prozent mehr als im Jahr davor.

Welche Folgen der gesunkene Fleischkonsum hat

Ein Mastschwein in einem Lkw vor dem Transport zum Schlachthof.

Ein Mastschwein in einem Lkw vor dem Transport zum Schlachthof.

Auch Sie werden sicherlich Beispiele aus Ihrem Alltag haben, wie sich Ihr Leben verändert hat. Während manche auf den Urlaub verzichten, sparen andere bei den Lebensmitteln. Discounterware beispielsweise ist gefragter als früher. Und auch beim Fleisch zeigen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher zurückhaltend. Das befeuert wiederum eine Entwicklung, die sowieso im Gange ist: Der Fleischkonsum in Deutschland geht stark zurück. Das liegt einerseits am Trend hin zu einer fleischärmeren Ernährung – Stichwort Flexitarismus. Andererseits hat gerade Fleisch sich im vorigen Jahr stark verteuert, was noch mal dafür gesorgt hat, dass weniger konsumiert wurde. 2022 wurden in Deutschland durchschnittlich 52 Kilogramm Fleisch gegessen – Anfang der Neunzigerjahre waren es noch zehn Kilo mehr.

Ich habe mich mal umgehört, welche Folgen das für die Branche hat. Und tatsächlich: Viele Schlachthöfe haben Überkapazitäten – sie sind bei Weitem nicht ausgelastet. Der Münchner Schlachthof hat jüngst sogar seine Schweineschlachtung eingestellt. Und es sei nur eine Frage der Zeit, bis es zu weiteren Schließungen komme, sagt ein Branchenexperte. Wenn Sie sich für das Thema interessieren, folgen Sie diesem Link.

Sie haben Anmerkungen und Fragen? Schreiben Sie uns gern an unbezahlbar@rnd.de!

Ihre

Johanna Apel

 

Tipp der Woche

Haben Beschäftigte ein Projekt abgeschlossen oder ihren Aufgabenbereich erweitert, kann das ein guter Aufhänger für ein Gehaltsgespräch sein.

Haben Beschäftigte ein Projekt abgeschlossen oder ihren Aufgabenbereich erweitert, kann das ein guter Aufhänger für ein Gehaltsgespräch sein.

Es gibt Gespräche, die muss man vorbereiten. Gehaltsverhandlungen gehören definitiv dazu. Gerade in Zeiten hoher Inflation überlegen viele, wie sie ihre Reallohnverluste wieder reinholen – und liebäugeln mit einem höheren Gehalt. Wer den Gang in die Chefetage gehen will, sollte sich davor aber ein paar Dinge zurechtlegen. Katrin Schreiter hat sich mit Wirtschaftspsychologin und Karrierecoach Eva Schulte-Austrum unterhalten und ein paar Tipps dafür zusammengetragen:

  • Den eigenen Marktwert ermitteln: Wer verhandeln will, sollte sich vorher genau informieren, was seine Position und seine Erfahrung auf dem Arbeitsmarkt wert ist, sagt Schulte-Austum. Hilfreich seien auch Gehaltsvergleiche auf Portalen wie Stepstone oder Monster.
  • Gesprächdetails vorbereiten: Wer in eine Gehaltsverhandlung geht, sollte nichts dem Zufall überlassen, rät die Expertin. Womöglich kann man vorher mit Bekannten oder Familienmitgliedern üben – denn Souveränität zieht. Zur guten Vorbereitung heißt aber auch, konkrete Vorstellung über die Erhöhung zu haben. „Überlegen Sie sich, welche Zahl Sie nennen werden. Einen Anker, von dem aus Sie strategisch pokern können“, sagt Schulte-Austum. „Alles unter 10 Prozent können Sie sich schenken.“

Wann ein guter Zeitpunkt ist, welche Fehler Sie unbedingt vermeiden sollten, und alle weiteren Tipps können Sie hier nachlesen.

 

Zahlen, bitte!

Bleiben wir bei Löhnen und Gehältern: Dort ist die Schere zwischen Ost- und Westdeutschland im vorigen Jahr weiter auseinander gegangen. Das geht aus neuen Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor, die die Linksfraktion im Bundestag erfragt hat. Die Differenz zwischen Ost und West betrug unter Vollzeitbeschäftigten demnach 13.1015 Euro brutto im Jahr. Im Westen lag das Jahresbrutto im Schnitt bei 58.085 Euro, im Osten bei 45.070 Euro, schreibt mein Kollege Steven Geyer.

Schaut man sich die Bundesländer einzeln an, zeigt sich auch, dass kein ostdeutsches Land das Niveau eines westdeutschen erreicht. Ein Beispiel: Zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg klafft eine Lohnlücke von mehr als 21.000 Euro. Die Linke spricht von einem „politischen Skandal gegenüber den Ostdeutschen“ und zieht eine Verbindung zum Erfolg von Rechtspopulisten.

 

Gut zu wissen

 

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Die gute Nachricht

Ist der Akku einmal kaputt, landen viele Geräte im Müll. Oft ist es gar nicht so einfach, den Akku selbst auszutauschen. Das soll sich künftig allerdings ändern: Die EU hat eine neue Batterieverordnung auf den Weg gebracht, die den ganzen Lebenszyklus einer Batterie betrachtet. Die gute Nachricht für die Umwelt: Werden in Batterien Rohstoffe wie Lithium oder Kobalt verwendet, muss der Recyclinganteil künftig steigen.

Ab Ende 2027 sollen Verbraucher selbst in der Lage sein, Akkus von Computern, Elektrozahnbürsten oder Smartphones austauschen zu können. Das Verkleben dieser Bauteile ist dann nicht mehr zugelassen.

Ab Ende 2027 sollen Verbraucher selbst in der Lage sein, Akkus von Computern, Elektrozahnbürsten oder Smartphones austauschen zu können. Das Verkleben dieser Bauteile ist dann nicht mehr zugelassen.

Für Verbraucherinnen und Verbraucher gibt es aber auch eine gute Nachricht: Ab 2027 sollen sie ihre Gerätebatterien selbst rausnehmen und austauschen können. Das hilft nicht nur der Umwelt, sondern kann auch Geld sparen. Auch wer beispielsweise ein E‑Bike fährt, soll dann aktiv werden können, ohne den Weg über den Hersteller zu gehen. Denn Batterien für leichte Verkehrsmittel müssen auch von einem unabhängigen Fachmann ausgetauscht werden können.

 

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