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Maskenpflicht in Innenräumen

Lauterbach: Alle drei Monate neu impfen „medizinisch vollkommen unsinnig“

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Freitag die Corona-Strategie für den Herbst und Winter erneut verteidigt.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat am Freitag die Corona-Strategie für den Herbst und Winter erneut verteidigt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die geplante Corona-Strategie für den Herbst und Winter erneut verteidigt. „Ich glaube, es wird zum Schluss bei dem Vorschlag, den ich heute gebracht habe, bleiben“, erklärte der Minister bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Charité-Experte Leif Erik Sanders in Berlin. Lauterbach rechnet damit, dass die Länder den gemeinsamen Entwurf mit Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) letztendlich umsetzen werden. Zuvor hatten diese scharfe Kritik geäußert.

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Nach heftigem Gegenwind besonders an den Ausnahmen für eine Maskenpflicht stellte Lauterbach nun klar: Die Länder hätten nach dem Entwurf des Infektionsschutzgesetzes ab 1. Oktober lediglich die Möglichkeit – nicht die Pflicht –, eine Maskenpflicht in Innenräumen anzuordnen. Diese Maskenpflicht sei in einer „ersten Stufe“ nicht an die Inzidenzen im Land gebunden. Verordnen die Länder eine Maskenpflicht, müssen sie jedoch Ausnahmen beachten. Lauterbach rechnete am Freitag damit, dass voraussichtlich alle Länder diese erste Stufe ausrufen.

Corona-Sommerwelle und Impfstoff entwickeln sich günstig
12.08.2022, Berlin: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, geht auf dem Weg zur Pressekonferenz zur Corona-Lage an einem Hinweisschild auf die Maskenpflicht in der Bundespressekonferenz vorbei. Foto: Kay Nietfeld/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Der Bundesgesundheitsminister sprach am Freitag in Berlin über die neusten Entwicklungen in der Pandemie.

„Grüner Nachweis“ bei Maskenpflicht geplant

Zu den Ausnahmen einer möglichen Maskenpflicht zählten ähnlich wie im 3G-Konzept „frisch geimpfte“ Menschen, kürzlich Genesene sowie getestete Personen. Menschen, deren Impfung nicht älter als drei Monate ist, wären ab 1. Oktober von einer möglichen Maskenpflicht in Innenräumen ausgenommen.

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Lauterbach verteidigte am Freitag auch die Umsetzbarkeit der Maskenpflicht: Etwa könnten Corona-Pässe auf den Smartphones drei Monate nach der Impfung oder Genesung sowie nach einem aktuellen Test grün statt blau dargestellt werden. Mit diesem „Grünen Nachweis“ sei die Kontrolle der Maskenpflicht in Gastronomie und Freizeit im Vergleich zu 3G sogar vereinfacht worden, so Lauterbach.

Das bedeute jedoch nicht, dass eine Corona-Impfung alle drei Monate sinnvoll sei, so Lauterbach. Das sei „medizinisch vollkommen unsinnig“. Der dreimonatige Zeitraum sei deshalb geplant, da die Corona-Impfung in dieser Zeit vor Ansteckungen schütze. Lauterbach räumte jedoch ein, dass dieser Zeitraum angepasst werden könnte, wenn neue Ergebnisse den Schutz vor etwaigen Ansteckungen neu bewerten.

Obergrenzen in Innenräumen möglich

Das Infektionsschutzgesetz sieht auch eine „zweite Stufe“ vor, bei der es keine Ausnahmen bei der Maskenpflicht mehr geben werde. Im Falle hoher wachsender „Gefährdung der Gesamtstruktur“ würden dann auch Obergrenzen in Innenräumen gelten und eine Maskenpflicht auch draußen verpflichtend, sobald Abstände nicht eingehalten werden können, erklärte Lauterbach.

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Diese „Gefährdung der Gesamtstruktur“ sei nicht an Grenzwerte gebunden. Es gebe sehr viele Parameter, die beachtet werden müssten, so Lauterbach. Die Länder hätten mittlerweile sehr viele tagesaktuelle Daten, die in die Bewertung der Gesamtsituation einbezogen werden könnten: darunter die Inzident, Sterblichkeit, die Situation in den Kliniken und Sentinelpraxen und das Abwassermonitoring. Von einem „Scoring“ rate Lauterbach den Ländern ab.

Keine pauschale Impfempfehlung für Jüngere

Lauterbach stellte auch seine umstrittene Aussage zur Impfempfehlung der Stiko klar: Er habe keine pauschale Impfempfehlung für Jüngere gemacht. „Ich hatte darauf hingewiesen, dass sich Jüngere mit ihrem Hausarzt absprechen sollten“, sagte der Gesundheitsminister. „Wenn ich jetzt ein junger Mensch wäre, würde ich mir schon überleben, ob ich warte, bis die neuen Impfstoffe da sind“, erklärte Lauterbach. Für Ältere und einige Risikogruppen erneuerte er die Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko). Bisher empfiehlt die Stiko eine vierte Impfung gegen das Coronavirus nur Menschen über 70 sowie einigen Risikogruppen.

Lauterbach stellt Aussage über vierte Impfung für Jüngere richtig

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will frühere Äußerungen zur vierten Corona-Impfung nicht als Empfehlung für alle jüngeren Menschen verstanden wissen.

Für seine Äußerungen zur Corona-Impfung erntete der Gesundheitsminister zuvor heftige Gegenreaktionen. Lauterbach forderte in der vergangenen Woche von der Ständigen Impfkommission (Stiko) eine klare Impfempfehlung für sämtliche Altersgruppen. „Es wäre besser, wenn Lauterbach seine Zunge etwas besser im Griff hätte“, erklärte Rüdiger von Kries, Stiko-Mitglied, daraufhin der „Welt“.

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RKI: Sommerwelle überschritten

Die Sommerwelle scheint indes ein Ende zu nehmen: Am Freitagmorgen hatten Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) bekannt gegeben, dass der Zenit der Corona-Sommerwelle überschritten sei. „Wir haben eine günstige Entwicklung bei der Sommerwelle“, sagte Lauterbach. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei in der vergangenen Woche nach dem bereits deutlichen Rückgang in der Vorwoche erneut um insgesamt 27 Prozent gesunken und in allen Bundesländern und Altersgruppen rückläufig, geht aus dem RKI-Wochenbericht zu Covid-19 von Donnerstagabend hervor.

Am Freitagmorgen meldete das Institut einen Wert von 345,9 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche (Vorwoche: 432,2; Vormonat: 702,4). Zudem seien die Anzahl Sars-CoV-2-Infizierter mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion in Deutschland und die Zahl der Arztbesuche Infizierter gesunken, „sodass der aktuelle Wellengipfel überschritten zu sein scheint“. Der „robuste Rückgang der Fallzahlen gibt Grund zur Freude, aber keinen Grund zur Entwarnung“, erklärte Lauterbach weiter. So steige etwa die Dunkelziffer nicht registrierter Fälle.

RND/hyd

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