Nach und nach erwischt es jeden
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Die Sommerwelle ist inzwischen abgeflaut – doch nutzt uns das im Herbst?
© Quelle: Sina Schuldt/dpa
Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie jemanden, der Corona hatte? Noch vor einiger Zeit war das eine valide Frage. Inzwischen muss man wohl eher fragen: Kennen Sie jemanden, der noch kein Corona hatte? Zumindest in meinem Bekanntenkreis ist die Liste in diesem Sommer stark zusammengeschrumpft. Und auch die offiziellen Zahlen zeigen: Mehr als 32 Millionen bestätigte Corona-Infektionen hat es seit Beginn der Pandemie in Deutschland gegeben. Die Zahl der tatsächlichen Infektionen dürfte aber mittlerweile deutlich höher ausfallen.
Die meisten, die sich in dieser Sommerwelle infiziert haben, plagte das Virus wahrscheinlich weder allzu stark noch allzu lange. Und trotzdem stellt man doch immer wieder fest: Ganz „normal“ ist so eine Infektion mit Sars-CoV-2 nicht – auch wenn sie mild verläuft. Während der eine noch nach Wochen Kopfschmerzen hat, ist bei der anderen der Geruchssinn beeinträchtigt, wenn die Nase schon längst wieder frei ist. Auch das Gehirn bleibt von dem ursprünglich mal als „neuartige Lungenkrankheit“ bezeichneten Covid-19 nicht verschont. Warum das so ist, hat meine Kollegin Laura Beigel kürzlich erklärt (RND+).
Die große, offene Frage, die sich nun aber am Ende des Sommers stellt, lautet: „Nutzt“ uns das alles etwas? Wird es sich in diesem Herbst bemerkbar machen, dass die Sommerwelle stärker ausgefallen ist? Oder kommt etwa wieder eine neue Variante, die zu zahlreichen Infektionen führen wird? Das weiß niemand. Aber in der Bundesregierung möchte man zumindest dieses Mal besser vorbereitet sein. Was das Infektionsschutzgesetz, das an diesem Donnerstag im Bundestag verabschiedet wurde, dazu vorsieht, das lesen Sie in diesem Newsletter.
Bleiben Sie stark!
Anna Schughart
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Was wichtig war
Kurz vor Schluss konnte sich die FDP dann doch noch durchsetzen. Auf Druck der Partei ist die ursprünglich geplante Maskenpflicht im Flugverkehr wieder aus dem Infektionsschutzgesetz gestrichen worden. „Kann das gut gehen?“, fragt sich mein Kollege Jens Strube (RND+). Dafür – das war wohl der Kompromiss mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) – müssen Patienten und Patientinnen künftig auch in Arztpraxen FFP2-Masken tragen, nicht nur in Kliniken und Pflegeeinrichtungen.
Ab 1. Oktober sollen die Länder dann jeweils bei sich Auflagen verhängen können. Dazu zählt weiter die Maskenpflicht im Nahverkehr mit Bussen und Bahnen. Es sollen aber auch wieder Masken in öffentlich zugänglichen Innenräumen wie Geschäften und Restaurants Pflicht werden können – mit der zwingenden Ausnahme, dass man keine Maske braucht, wenn man in der Gastronomie und bei Kultur-, Freizeit- oder Sportveranstaltungen einen negativen Test vorzeigt.
An Schulen und Kitas sollen Tests vorgeschrieben werden können. Möglich werden auch Maskenpflichten in Schulen – aber erst ab der fünften Klasse und nur soweit dies „zur Aufrechterhaltung eines geregelten Präsenzunterrichtsbetriebs erforderlich ist“.
Bei einer regional kritischeren Corona-Lage sollen die Länder noch weitere Vorgaben verhängen können. Dazu zählen etwa Maskenpflichten bei Veranstaltungen auch draußen, wenn dort Mindestabstände von 1,50 Metern nicht möglich sind.
Das Gesetz muss nun noch in den Bundesrat.
Alltagswissen
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Beim Verabreichen der neuen, an Omikron angepassten Impfstoffe wollen die Bundesländer vor allem auf niedergelassene Ärztinnen, Ärzte und Impfstellen setzen – mit einem großen Andrang rechnen sie aber nicht.
© Quelle: IMAGO/Christian Ohde
Nun sind sie endlich da: die lang ersehnten Omikron-Impfstoffe. Das Problem: Angepasst sind sie an die Sublinie BA.1. In Deutschland vorherrschend ist dagegen BA.5. Sollte man sich jetzt also mit einem BA.1-Impfstoff impfen lassen? Oder doch lieber warten?
Der Immunologe Carsten Watzl rät davon ab, auf ein an BA.5 angepasstes Vakzin zu warten. Zudem sind die BA.1-Impfstoffe keinesfalls unwirksam gegen den Omikron-Subtypen BA.5. Das legen zumindest die Studien der Impfstoffhersteller nahe. Eine Stiko-Empfehlung zu den neuen Präparaten gibt es bisher noch nicht, ausgeliefert und dann verimpft werden sie aber schon. Watzl hält eine Empfehlung für einen zweiten Booster mit den neuen Präparaten nur für bestimmte Gruppen für wahrscheinlich – etwa für Menschen ab 60 Jahren, mit unterdrücktem Immunsystem oder mit Vorerkrankungen.
Gut gesagt
Es wird immer deutlicher, dass wir uns mit Blick auf die Covid-19-Pandemie wegen des Fehlens einer dramatisch anderen Variante wahrscheinlich auf einen Weg mit einer Impffrequenz bewegen, die der des jährlichen Grippeimpfstoffs ähnelt.
US-Immunologe Anthony Fauci erwartet künftige Corona-Impfstoffe in der Häufigkeit von Grippevakzinen
Forschungsfortschritt
Indien hat einen Nasensprayimpfstoff gegen Covid-19 zugelassen. Der Impfstoff des indischen Herstellers Bharat Biotech dürfe bei Erwachsenen als Basisimmunisierung eingesetzt werden, teilte Gesundheitsminister Mansukh Mandaviya auf Twitter mit. Nach Angaben der Firma Bharat Biotech wurden Phase-3-Studien erfolgreich durchgeführt. Die entsprechenden Daten würden demnach künftig in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht. Die Nasensprayimpfung solle günstig sein und sich deshalb gut zur Anwendung in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen eignen.
Gesundes Zusatzwissen
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Das Nickerchen soll nicht nur gesund sein, so heißt es, sondern auch die Produktivität ankurbeln.
© Quelle: Sebastian Kahnert/ZB/dpa
Während in Japan und Spanien die Siesta Tradition hat und auch im Silicon Valley immer beliebter wird, ist das Nickerchen hierzulande – zumindest während eines Arbeitstages – weniger verbreitet. Zu Recht? Wer regelmäßig tagsüber ein kurzes Schläfchen einlege, erhöhe sein Risiko für Bluthochdruck und Schlaganfall: Mit dieser Beobachtung erschreckte kürzlich eine im Fachblatt „Hypertension“ veröffentlichte Studie die Liebhaber des Nickerchens. Doch daran muss nicht der Mittagsschlaf schuld sein. Vielmehr könnte es auch sein, dass sich vor allem Menschen tagsüber kurz hinlegten, die einen Schlafmangel in der Nacht haben. So gibt es zum Beispiel auch Studien, die zeigen, dass ein kurzer Schlaf am Mittag etwa die Kreativität steigern kann.
Wichtig ist: Das Schläfchen sollte man sich nicht zu spät am Tag gönnen und auch nicht zu lange ruhen. 20 bis 30 Minuten scheinen ideal, um nicht in den REM-Schlaf abzugleiten und sich nach dem Aufwachen noch zerschlagener zu fühlen als vorher.
Was kommt
Karl Lauterbach hat es schon bekommen, ebenso wie US-Präsident Joe Biden und seine Ehefrau Jill. Die Rede ist vom Corona-Medikament Paxlovid. Die Tablette des US-Pharmariesen Pfizer soll verhindern, dass Infizierte schwer erkranken oder sogar versterben.
Geht es nach Lauterbach soll das Medikaments im Herbst stärker zum Einsatz kommen. Arztpraxen können das Mittel seit Kurzem schon direkt abgeben, ohne dass Patientinnen und Patienten in die Apotheke gehen müssen. In Pflegeheimen sollen sich Beauftragte um Impfungen, Hygiene sowie auch um die Medikamententherapien kümmern. Aber wer kommt für eine Behandlung mit Paxlovid überhaupt infrage? Und wie wirkt das Arzneimittel? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was das Leben leichter macht
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Wenn die pandemische Lage weniger bedrohlich ist und Beschränkungen wegfallen, aber der Reflex der physischen Distanz immer noch bleibt, spricht man von dem sogenannten Cave-Syndrom.
© Quelle: Road Trip with Raj/unsplash
Die Zeiten der Lockdowns und der Isolation haben ihre Spuren hinterlassen: Manche Menschen trauen sich seit der Corona-Pandemie auch ohne hohe Infektionszahlen nicht raus und meiden soziale Kontakte. Sie könnten sich gar nicht mehr vorstellen, „dass Treffen mit anderen Freude bereiten“, sagt der Psychologe Ulrich Stangier im RND-Interview (RND+). Man spricht dann oft auch von dem sogenannten Cave-Syndrom. „Um wieder zurück zum Normalzustand zu finden, ist es wichtig, eher nach Plan als nach Gefühl vorzugehen. Denn das Gefühl kann uns manchmal in die Irre führen und uns zum Beispiel vermitteln, dass Rückzug das Beste für uns ist“, rät der Psychologe.
Was sonst noch wichtig ist
Längere und stärkere Hitzewellen sowie damit einhergehende Waldbrände wie in diesem Sommer verschlechtern nach einem Bericht der Weltwetterorganisation (WMO) die Luftqualität. Weil der Klimawandel mehr und intensivere Hitze- und Dürreperioden verursacht, dürften Hunderte Millionen Menschen in Mitleidenschaft gezogen werden.
Hohe Lufttemperaturen und intensive Sonneneinstrahlung begünstigen nach Angaben des Umweltbundesamtes die Bildung von Ozon in Bodennähe. Ozon führt in höheren Konzentrationen zu Tränenreiz, Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen. Bei erhöhtem Atemvolumen etwa durch körperliche Anstrengung könne es auch tief in das Lungengewebe vordringen, das Gewebe schädigen und Entzündungen hervorrufen.
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