Masern, Windpocken und Co.: Der R-Wert bei anderen Infektionskrankheiten
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Die Zahl neuer Corona-Ansteckungen in Deutschland geht nach Angaben des Robert-Koch-Instituts zurück, entsprechend sinkt auch die Reproduktionsrate.
© Quelle: Johan Nilsson/TT News Agency/AP/
Spätestens seit der Corona-Pandemie weiß jeder mit dem Begriff “R-Wert” etwas anzufangen. Wöchentlich schauen alle gebannt auf die Werte, die das Robert-Koch-Institut (RKI) zum aktuellen Verlauf des Coronavirus veröffentlicht.
R-Wert spiegelt immer die Vergangenheit wieder
Die Basisreproduktionszahl R gibt an, wie viele andere ein Infizierter ohne Gegenmaßnahmen durchschnittlich ansteckt, wenn niemand - etwa durch Impfungen - immun ist. Zur Senkung der Basisreproduktionszahl des Coronavirus wurden bereits weltweit weitreichende Maßnahmen ergriffen. Momentan liegt der Wert in Deutschland bei 0,83 (Stand 25. Mai).
Wichtig zu beachten ist, dass der R-Wert immer die Werte der letzten 7 Tage widerspiegelt, so das RKI. Zudem handelt es sich dabei um eine Schätzung, die auf der Basis des Nowcasting erstellt wird. Das Modell Nowcasting erstellt eine Schätzung des Verlaufs der Anzahl von bereits erfolgten Sars-CoV-2-Erkrankungsfällen in Deutschland.
R-Werte bei anderen Infektionskrankheiten
Aktuell sind wir durch Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen stark eingeschränkt. Wie aber sieht eigentlich der R-Wert bei anderen Infektionskrankheiten wie Masern und Co. aus?
Vor allem Masern haben eine deutlich höhere Reproduktionsrate als das Coronavirus, sie liegt zwischen 12 und 18, sprich eine infizierte Person kann 12 bis 18 weitere Personen anstecken, wie ein Forscherteam rund um Fiona M. Guerra von Public Health Ontario in ihrer Studie herausfanden. Windpocken verbreiten sich mit einer Rate von 10 bis 12, so eine Studie des Irischen Gesundheitsservice HSE. Ein mit Ebola infizierter Mensch steckt durchschnittlich 1,5 bis 1,9 Menschen an, wie Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich in ihrer Studie herausfanden. Die normale Grippe hat laut einer Studie der UCLA einen R-Wert von 1,0 bis 3,4. Das im Jahr 2012 erstmals identifizierte Virus MERS hat Forschern aus Bern und London zufolge eine Reproduktionsrate von 0,3 bis 0,8. Forscher um den britischen Epidemiologen Neil M. Ferguson fanden heraus, dass die Spanische Grippe, die sich 1918 vermutlich von den Vereinigten Staaten aus ausbreitete und mehrere Millionen Menschen tötete, eine Reproduktionsrate von 1,4 bis 2 hatte.
Die Werte stammen von verschiedenen Forschungseinrichtungen aus unterschiedlichen Ländern. Der R-Wert beschreibt hier jeweils die Ansteckung ohne eindämmende Maßnahmen wie zum Beispiel Kontaktbeschränkungen oder Impfungen.
RND/tmo