Abkehr von 50er-Inzidenz: Wie halten es andere Länder?

Badegäste genießen das gute Wetter am Strand von S'Arenal. In Spanien wird die Lage seit Ende Juni immer schlechter. Jetzt stuft das RKI das Land als Hochinzidenzgebiet ein.

Badegäste genießen das gute Wetter am Strand von Mallorca. Die Regionalregierung der Balearen hält sich auch bei höheren Inzidenzen bei den Corona-Maßnahmen zurück, wenn keine Überlastung der Krankenhäuser droht.

Weil durch die Impfungen der Risikogruppen immer weniger Menschen schwer an Covid-19 erkranken, soll die Sieben-Tage-Inzidenz von 50 in Deutschland bald nicht mehr als alleiniger Maßstab für Corona-Maßnahmen gelten. Stattdessen soll stärker die Belegung der Krankenhäuser berücksichtigt werden. Andere Länder tun das schon länger.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Dänemark: Corona-Maßnahmen künftig nur in Gemeinden und Kreisen mit sehr hohen Inzidenzen

So hatte Dänemark Anfang August und bei Inzidenzen über 100 beschlossen, ab Oktober sämtliche Corona-Beschränkungen aufzuheben. Schrittweise wurde damit bereits begonnen. In den kommenden Wochen sollen Maßnahmen nur noch dort gelten, wo sich die Inzidenzen besonders schnell und besonders deutlich erhöhen: Wenn sie in Gemeinden innerhalb von sieben Tagen von 300 auf 500 Infizierte pro 100.000 Einwohner ansteigen oder in Kreisen von 500 auf 1000. Nur dann, wenn eine Überlastung der Krankenhäuser droht, können auch schon bei niedrigeren Fallzahlen Einschränkungen gelten. Schon im Frühjahr hatte Dänemark angekündigt, nach und nach Beschränkungen aufzuheben, wenn alle über 50-Jährigen und weitere Risikogruppen Gelegenheit zu einer Impfung hatten.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

In Großbritannien hatte die Sieben-Tage-Inzidenz Mitte Juli bei über 400 gelegen. Premierminister Boris Johnson hatte aber dennoch einen Großteil der staatlich verordneten Corona-Maßnahmen in England aufgehoben, weil sich die Fallzahlen kaum auf die Belegung der Krankenhäuser ausgewirkt hatten. In einer Stellungnahme hatte Johnson seinen Schritt auch damit begründet, dass die Sterblichkeit bei Corona-Infizierten durch die Impfungen deutlich reduziert wurde.

Österreich berechnet risikoadjustierte Inzidenz

Im Nachbarland Österreich orientieren sich Maßnahmen schon lange nicht mehr an der Sieben-Tage-Inzidenz – zumindest nicht ausschließlich. Seit dem vergangenen September werden dort nicht bloß die reinen Fallzahlen erhoben, sondern es wird eine „risikoadjustierte Sieben-Tage-Inzidenz“ ermittelt. Dabei wird unter anderem das Alter der Neuinfizierten mitberücksichtigt, aber auch wie viele Infektionen symptomatisch und asymptomatisch verlaufen und wie groß die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems mit Covid-19-Patientinnen und -Patienten ist. Die risikoadjustierte Sieben-Tage-Inzidenz wird für jede Region zusätzlich zur „rohen“ Inzidenz veröffentlicht und mit einbezogen, wenn es um den Beschluss oder die Aufhebung von Maßnahmen geht.

Australien und Neuseeland waren bisher hingegen durch rigide Maßnahmen selbst bei Niedriginzidenzen aufgefallen und hatten sich monatelang weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. In Neuseeland wurde vor einigen Tagen sogar ein neuer Lockdown verhängt, nachdem ein einzelner neuer Fall im Land bekannt geworden war. Beide Länder hatten lange darauf gesetzt, die Inzidenz um jeden Preis auf nahezu null zurückzudrängen. Allerdings hat sich inzwischen gezeigt, dass diese „No-Covid-Strategie“ nicht dauerhaft gelingen kann – auch aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante. Daher setzt anscheinend nun ein Umdenken ein. Außerdem ist eine schrittweise Aufhebung von Maßnahmen geplant.

Weiterlesen nach der Anzeige
Weiterlesen nach der Anzeige

Australien will Krankenhausfälle mitberücksichtigen

Australiens Premierminister Scott Morrison hatte erklärt, es sollten bald nicht mehr die Fallzahlen im Fokus stehen, sondern wie viele Menschen ernsthaft an Covid-19 erkrankten und ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. So gehe man schließlich auch mit allen anderen Infektionskrankheiten um. Australien strebt nun eine Impfquote von zunächst mindestens 70 Prozent in der Bevölkerung ab 16 Jahren an. Ab diesem Wert geht die Regierung davon aus, dass die Zahl der Krankenhausaufenthalte und Todesfälle selbst bei höheren Inzidenzen deutlich zurückgeht.

Auch in den spanischen Urlaubsregionen ändert sich langsam die Strategie. So waren auf den Balearen im Juli die Infektionszahlen stark gestiegen. Infiziert hatten sich allerdings vor allem jüngere Menschen, die nur selten schwer erkranken. Regionalpräsidentin Francina Armengol lehnte drastische Maßnahmen daher ab und verwies auf die entspannte Lage in den Krankenhäusern. In einem Interview sagte Armengol, deren Auslastung sollte zukünftig als Referenzwert gelten. Einige Beschränkungen wurden dann doch noch verschärft, sollen aber etwa auf Mallorca ab einer 14-Tage-Inzidenz von 350 wieder zurückgenommen werden.

Mehr aus Gesundheit regional

 
Anzeige
Anzeige
Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Outbrain UK Ltd, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen.

 

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

Letzte Meldungen

 
 
 
 
 
 
 
 
 

Spiele entdecken