Impfdurchbrüche in Deutschland: Wie viele Geimpfte sind im Krankenhaus?

Impfung in einem Impfzentrum in Bayern.

Impfung in einem Impfzentrum in Bayern.

Wie groß ist der Anteil der Geimpften, die trotzdem an Covid-19 erkranken und deswegen im Krankenhaus behandelt werden müssen? Für Deutschland hat das Robert Koch-Institut (RKI) bislang noch keine Daten dazu veröffentlicht. Vorläufige Angaben gibt es aber aus Nordrhein-Westfalen: Dort sollen etwa 13 Prozent der behandlungsbedürftigen Covid-19-Patienten in Krankenhäusern geimpft sein.

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Christian Karagiannidis, Intensivmediziner und wissenschaftlicher Leiter des Divi-Intensivregisters, geht davon aus, dass die Zahlen deutschlandweit ähnlich sind und gegenwärtig rund 10 bis 15 Prozent der Covid-19-Patienten und -Patientinnen in Krankenhäusern Geimpfte sind. Insgesamt seien diese Zahlen aber vorsichtig zu interpretieren, sagte der Intensivmediziner gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).

Anteil symptomatischer Impfdurchbrüche nimmt zu

Mit erfasst sein könnten zum Beispiel auch Patienten und Patientinnen, die im Krankenhaus positiv auf das Coronavirus getestet wurden, aber eigentlich aus anderen Gründen dort behandelt werden. Dass Geimpfte auf der Intensivstation behandelt werden müssen, kommt nach seiner Erfahrung bislang nur in Einzelfällen vor – etwa bei schwer immunsupprimierten Patienten und Patientinnen. Karagiannidis geht davon aus, dass die Impfungen gegen Covid-19 weiterhin einen guten Schutz vor schweren Verläufen bieten.

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Aus Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) geht hervor, dass der Anteil vollständig Geimpfter, die sich trotzdem mit dem Coronavirus infizieren, in den vergangenen Wochen gestiegen ist. Die zuletzt veröffentlichten Daten des RKI gelten für den Zeitraum vom 12. Juli bis 8. August. In diesem Zeitraum wurden 6135 Infektionen bei Geimpften gemeldet, was einem Anteil von etwa 11 Prozent an der Gesamtzahl der Neuinfektionen entspricht. Davon waren 4906 sogenannte Impfdurchbrüche, das heißt, die Infizierten erkrankten auch symptomatisch.

Anteil der Impfdurchbrüche bei Älteren höher

Der Anteil der Impfdurchbrüche mit Symptomatik unter Covid-19-Fällen variiert in den jeweiligen Altersgruppen – und trifft Ältere demnach häufiger. Bei den über 60-Jährigen traten im Untersuchungszeitraum rund 32 Prozent der symptomatischen Infektionen bei vollständig Geimpften auf – mit steigender Tendenz. In den Wochen zuvor hatte der Anteil noch bei 21 Prozent gelegen. In der Gruppe der 18- bis 59-Jährigen machten Infektionen bei Geimpften rund 14 Prozent der symptomatischen Neuinfektionen aus.

Es könnte von diesen Impfdurchbrüchen aber noch mehr geben, als erfasst wurden, räumt das RKI in seinem Wochenbericht vom 12. August ein. Da die Angaben zu den Impfungen der Covid-19-Fälle teilweise unvollständig seien, werde somit auch eine Untererfassung der geimpften Covid-19-Fälle wahrscheinlich.

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Delta, Impfquote und Vakzinwirksamkeit als relevante Faktoren

Gründe für die Impfdurchbrüche können ein schwaches Immunsystem sein, etwa bei einer Krebserkrankung, Autoimmunerkrankungen, nach einer Transplantation oder auch durch hohes Alter. Die Impfwirkung könnte zudem mit der Zeit nachlassen, legen erste Studien nahe. Durch die steigende Impfquote kommt es ebenfalls zu mehr Fällen von Impfdurchbrüchen – aus dem einfachen Grund, weil es mehr Geimpfte gibt. Zudem wirken die Impfstoffe schlechter gegen die neue Deltavariante des Virus.

Der Anteil der Impfdurchbrüche in Deutschland ist zwar höher als noch in den Monaten zuvor, aber immer noch deutlich geringerer Anteil als zum Beispiel in Großbritannien, wo die Delta-Variante schon länger vorherrscht. Dort sollen Infektionen bei vollständig Geimpften bereits 44 Prozent der Neuinfektionen ausmachen. Britische Forschende gehen deshalb davon aus, dass eine Impfung Infektionen mit der Delta-Variante nur noch zu etwa 50 Prozent verhindert. Das israelische Gesundheitsministerium schätzte zuletzt sogar, dass die Biontech/Pfizer-Vakzine nur noch zu 39 Prozent vor Infektionen mit der Delta-Variante bewahrt.

Delta-Variante: Wohl ähnliche Ansteckungsgefahr bei Geimpften

Eine entscheidende Frage ist, wie hoch die Viruslast bei Impfdurchbrüchen ist. Wie neue Zahlen aus Großbritannien zeigen, infizieren sich Geimpfte nicht nur häufiger mit der Delta-Variante, sondern können das Virus dann auch an andere weitergeben. Daten aus den USA und Großbritannien hatten bereits darauf hingedeutet, dass von infizierten Geimpften eine ähnliche Ansteckungsgefahr ausgeht wie von Nicht-Geimpften. Auch eine als Preprint veröffentlichte Studie der University of Oxford legt das inzwischen nahe.

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Die Forschenden hatten die PCR-Tests von jeweils über 350.000 Erwachsenen aus dem Zeitraum vor und nach der Ausbreitung der Delta-Variante in den USA verglichen. Seitdem die Delta-Variante dominierte, wiesen Geimpfte und Ungeimpfte, die sich infizierten, eine ähnlich hohe Viruslast auf. Zuvor, als die Alpha-Variante dominierte, hatten Geimpfte noch eine geringere Viruslast aufgewiesen. Experten und Expertinnen waren deshalb lange Zeit davon ausgegangen, dass von Geimpften kaum noch Ansteckungsgefahr ausgeht.

Delta-Infektion: Moderna verhindert sie womöglich besser als Biontech

Geht es um den Schutz vor der Infektion – auch ohne Erkrankung, könnte der bei der Delta-Variante bei verschiedenen Vakzinen unterschiedlich ausfallen. Darauf deutet eine Untersuchung amerikanischer Forschender hin, die als Preprint veröffentlicht wurde und noch von unabhängiger Seite begutachtet werden muss. Diese hatten die Wirksamkeit der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer und Moderna im Zeitraum von Januar bis Juli diesen Jahres verglichen. Während zu Beginn dieses Zeitraums noch die Variante Alpha in den USA vorgeherrscht hatte, war dort später Delta zum dominierenden Typ des Erregers geworden und machte im Juli 70 Prozent der Neuinfektionen aus. Der Schutz vor Infektionen sank bei dem Biontech/Pfizer-Vakzin in diesem Zeitraum von 76 Prozent auf nur noch etwa 42 Prozent. Bei dem Moderna-Vakzin lag er hingegen zunächst bei 86 Prozent und sank dann auf 76 Prozent.

Die Autorinnen und Autoren verweisen darauf, dass sich die mRNA-Impfstoffe zwar ähneln, es aber Unterschiede bei deren Zusammensetzung gibt. Es sei also durchaus möglich, dass diese unterschiedlich gut gegen die Delta-Variante wirken. Bei der Studie sei allerdings nicht berücksichtigt worden, wann die Impfungen durchgeführt worden waren. Falls die Impfungen mit Biontech/Pfizer länger zurücklagen, könnte auch das die Wirksamkeit negativ beeinflusst haben. Deutschland hatte zuletzt auf Lieferungen der Vakzine von Moderna verzichtet.

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