Erkennt der Corona-Schnelltest Omikron – und ist das Ergebnis verlässlich?
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Corona-Schnelltests helfen dabei, Infektionen aufzuspüren.
© Quelle: fabian strauch
Die tägliche Schnelltest-Prozedur ist inzwischen für viele Menschen Routine. Erst das Stäbchen aus der Verpackung schälen, in der Nase kreisen lassen, in Flüssigkeit tauchen, dann ein paar Tropfen auf den Teststreifen geben. Ein Strich gibt Entwarnung, zwei lassen eine Corona-Infektion vermuten. Auch in Testzentren kann man – einmal pro Woche kostenlos – unter fachlicher Aufsicht schnell prüfen lassen, ob man akut infektiös ist und, womöglich unbewusst, andere mit dem Coronavirus anstecken könnte.
Aber funktionieren Schnelltests bei Omikron überhaupt noch? Liefert der Teststreifen sichere Ergebnisse? Und macht der Nachweis auch noch bei Geboosterten Sinn? Ein Überblick zu den wichtigsten Fragen und Antworten.
Funktionieren Schnelltests auch bei Omikron?
Der Großteil der in Deutschland angebotenen Corona-Schnelltests erkennen nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) auch Omikron gut. Das Institut hat 245 verschiedene Antigen-Schnelltests auf die neue Variante hin untersucht. 199 der Tests haben die Untersuchung bestanden, 46 nicht. „80 Prozent der untersuchten Tests haben also die in der Vergleichsuntersuchung geforderte Empfindlichkeit“, heißt es in einer Mitteilung von Ende Dezember. Der Grund? Die Schnelltests weisen das Nukleo-Protein (N-Protein) des Coronavirus nach. Die Mutationen der Omikron-Variante betreffen aber primär das S-Protein. Deshalb geht das PEI davon aus, „dass die allermeisten der in Deutschland angebotenen und positiv bewerteten Antigentests eine Omikron-Infektion nachweisen können“.
Eine erste Untersuchung der US-Gesundheitsbehörde FDA hatte hingegen ergeben, dass Antigentests die Omikron-Variante zwar erkennen, aber möglicherweise eine geringere Empfindlichkeit aufweisen könnten. Das würde bedeuten, dass ein Test weniger wahrscheinlich eine bestehende Infektion anzeigt als noch bei Delta. Entscheidend ist dem Virologen Ulf Dittmer zufolge die Virenmenge beim Abstrich - die bei Omikron offensichtlich geringer ausfällt. „Tatsächlich ist es so, dass wir wissen, dass bei Omikron offensichtlich weniger Virus gebildet wird im Nasen-Rachen-Bereich als bei Delta und auch nur kürzer“, erklärte der Corona-Experte von der Universität Essen im „Deutschlandfunk“. Der Zeitraum, in dem sich genug Viren gebildet haben, um den Test anschlagen zu lassen, ist also kürzer.
Auch gut zu wissen: Die Tests können eine Infektion nachweisen, aber nicht, um welche Variante es sich handelt. Dafür bräuchte es einen PCR-Test, womöglich auch eine aufwendige Sequenzierung im Speziallabor.
Woher weiß ich, wie gut mein Schnelltest ist?
Das PEI hat Mindestkriterien für Antigenschnelltests festgelegt. Demnach müssen sie eine Spezifität von mehr als 97 Prozent aufweisen – das heißt, 97 von 100 Nichtinfizierten müssen als solche erkannt werden. Und die Sensitivität muss mehr als 80 Prozent betragen. Also bei 80 von 100 Infizierten muss der Test auch wirklich ein positives Ergebnis anzeigen. Es ist aber nicht automatisch so, dass im Handel erhältliche Schnelltests auch diesen Standards entsprechen. Eine Untersuchung des PEI vom November hat gezeigt, dass im Schnitt jeder fünfte im Handel erhältliche Schnelltest nicht verlässlich genug war. Hersteller können ihre Schnelltests aktuell noch selbst zertifizieren. Bald soll sich das aber ändern: Ab Mai 2022 müssen diese laut PEI-Mitteilung in einer Untersuchung eines EU-Referenzlabors und durch eine unabhängige Überprüfung der Daten zertifiziert werden.
Verbraucher und Verbraucherinnen können sich aber an unabhängiger Stelle zu den meisten Produkten informieren. Das PEI hat auf seiner Homepage eine Liste der Schnelltests veröffentlicht, die ausreichend sensitiv sind. Das heißt: Das sind Tests, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit keine falsch negativen Ergebnisse liefern. Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet auf seiner Homepage Corona-Schnelltests. Dort lässt sich nachlesen, welche Produkte überhaupt zertifiziert und geprüft sind und wie sensitiv sie sind. Es gibt dort auch Angaben zur Spezifität. Das bedeutet, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Test falsch positiv ausfällt. Überprüft werden die Tests von Expertinnen und Experten des PEI, des RKI, und in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie der Berliner Charité und dem Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr.
Woran erkenne ich einen seriösen Selbsttest?
Es braucht einen gut leserlichen Aufdruck auf der Verpackung über die Sonderzulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Auch die CE-Kennzeichnung zusammen mit einer vierstelligen Kennnummer ist nötig. In der Verpackung sollte sich eine deutschsprachige Gebrauchsinformation befinden. „Damit ist sichergestellt, dass der Test für die Anwendung durch Laien entwickelt wurde und in Europa benutzt werden kann“, heißt es auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums.
Wie sicher sind Schnelltest-Ergebnisse?
Ein Schnelltest kann für mehr Sicherheit im Alltag sorgen und die Wahrscheinlichkeit senken, unbewusst ansteckend zu sein. Aber auch schon vor Omikron konnten Schnelltest eine Corona-Infektion eben nicht zu 100 Prozent ausschließen. Schnelltests können eine Infektion nur dann detektieren, wenn zum Testzeitpunkt eine hohe Viruslast besteht. Dies gilt für Omikron ebenso wie für Delta. Ein negatives Testergebnis gibt lediglich an, dass es weniger wahrscheinlich ist, in eben diesem Moment für andere ansteckend zu sein.
Personen mit hohem Risiko, deren Antigentest einmal negativ war, sollten wiederholt getestet werden.
Sandra Ciesek
, Virologin
Laut RKI ist es durchaus möglich, dass eine infizierte Person, die ein negatives Antigentestergebnis erhält, bereits am darauffolgenden Tag plötzlich ein positives Ergebnis bekommt. Die Viruslast im Nasen-Rachenraum ist dann gestiegen. Eine hohe Viruslast entwickelt sich in der Regel zu Beginn einer Infektion. Dabei kann man Symptome wie Husten, Kopfschmerzen und Schnupfen verspüren. Die Virologin Sandra Ciesek vom Frankfurter Universitätsklinikum, die Schnelltests in Studien überprüft, empfiehlt auf Twitter: „Personen mit hohem Risiko (Symptome, Kontaktpersonen), deren Antigentest einmal negativ war, sollten wiederholt getestet werden.“
Bei vielen Menschen verläuft die Infektion auch ganz ohne Symptome. Deshalb empfiehlt das RKI, trotz eines negativen Schnelltests weiterhin die AHA+L-Regeln einzuhalten. Treten trotz negativem Ergebnis Erkältungssymptome auf, sei es erforderlich, Hausarzt oder Hausärztin zu kontaktieren. Dort wird dann entschieden, ob es zur Klärung einen PCR-Test braucht. Dieser gilt, auch bei Omikron, weiterhin als Goldstandard. Auch bei geringerer Viruslast kann er zeigen, ob man infiziert ist.
Braucht es den Schnelltest noch, wenn man geboostert ist?
2G-plus-Regeln erfordern, dass auch Grundimmunisierte sich testen lassen. Geboosterte brauchen den Nachweis größtenteils nicht, um beispielsweise ins Restaurant zu gehen. Trotzdem können aber auch sie sich mit dem Coronavirus anstecken – wenn auch weniger wahrscheinlich als Menschen ohne Immunschutz oder eine zeitlich weiter zurückliegende Impfung. Nach rund drei Monaten kann die Schutzwirkung bei Omikron nach derzeitiger Einschätzung wieder abnehmen. Zudem entwickelt sich die Immunantwort vor allem bei Älteren und Menschen mit Immunschwäche oft weniger stark. Der Schnelltest kann für solche Fälle auch Geboosterten mehr Sicherheit bringen.
Laut dem RKI ist der Einsatz von Schnelltests auf jeden Fall ratsam, wenn Symptome vorliegen. Dazu zählen etwa Husten, Kopfschmerzen, Erkältungssymptome und Fieber. Allerdings wird es bei Geimpften weniger wahrscheinlich, dass ein Schnelltest eine Infektion nachweist. Bei denjenigen, die sich trotz Impfung infizieren, reduziert die Impfung die Verweildauer des Virus im Körper, da sie mit einer verstärkten Immunantwort auf die Infektion reagieren. Gerade wer geboostert ist, könnte auch einen asymptomatischen Verlauf haben, und damit eine geringere Viruslast im Nasen-Rachen-Raum.
„Die Aussagekraft eines negativen Befundes in diesen Personengruppen ist limitiert“, heißt es auch auf der RKI-Homepage. Wer vor Kontakt mit Menschen, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, also etwa in Krankenhäusern und Pflegeheimen, auf Nummer sicher gehen will, sollte deshalb möglichst einen PCR-Test machen. Der kann am verlässlichsten eine Infektion nachweisen – auch bei Geimpften mit Booster.
Wo gibt es Selbsttests zu kaufen?
Schnelltests zur Eigenanwendung gibt es bei Discountern, in Supermärkten und Drogeriemärkten. Oft befinden sich die Tests auch an der Kasse oder im Eingangsbereich. Auch in Apotheken gibt es Selbsttests zu kaufen – ebenso online. Außerdem hat jede Bürgerin und jeder Bürger in Deutschland Anspruch darauf, sich mindestens einmal pro Woche mit einem Antigen-Schnelltest kostenlos auf das Coronavirus testen zu lassen. Das gilt unabhängig vom Impf- oder Genesenenstatus. Anlaufstellen sind die Teststellen und -zentren in der jeweiligen Kommune.
Woran sollte man beim Abstrich denken?
Der Zeitpunkt des Ablesens ist entscheidend. Üblicherweise ist das nach rund 15 Minuten. Bei zwei sichtbaren roten Strichen ist der Test positiv. Das heißt, man hat sich wahrscheinlich mit dem Coronavirus angesteckt. Je nach Virenlast kann der rote Strich unterschiedlich stark sichtbar sein. Schon eine leichte Verfärbung bedeutet, dass Sars-CoV-2 nachgewiesen wurde. Ist hingegen nur eine rote Kontrolllinie zu sehen, ist der Test negativ – man ist also wahrscheinlich nicht mit Sars-CoV-2 infiziert.
Was aber, wenn später doch noch eine zweite Linie auftaucht? „Das Testergebnis muss gemäß Packungsbeilage nach 15 bis 30 Minuten abgelesen werden“, sagt beispielsweise der Schweizer Hersteller Roche. „Nach mehr als 30 Minuten darf das Testergebnis nicht mehr abgelesen und gewertet werden, da ein falsches Ergebnis angezeigt werden kann.“ Auch beim deutschen Hersteller Careline heißt es: „Ein nach 30 Minuten angezeigtes Ergebnis ist ungültig.“ Man sollte also nicht zu lange damit warten, einen kurzen Blick auf den Teststreifen zu werfen und das Ergebnis abzulesen. Wichtig ist auch, dass die Tests nur bei Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad gelagert werden sollten – und keinesfalls im Kühlschrank. Das kann sonst Einfluss haben darauf, wie zuverlässig das Ergebnis ausfällt.
Was tun, wenn der Test positiv ist?
Ein positives Schnelltestergebnis stellt zunächst einen Verdacht auf eine Corona-Infektion dar. Das ist aber noch keine medizinische Diagnose. Dafür braucht es eine ärztliche Beurteilung. Deshalb sollte man sich im Fall der Fälle zu Hause isolieren und den Hausarzt oder die Hausärztin anrufen. Man kann sich auch mit einem Testzentrum in Verbindung setzen oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116 117 anrufen. In die Notaufnahme eines Krankenhauses sollte man sich hingegen nicht begeben, wenn ein Test positiv ist. Das empfiehlt sich nur im Notfall: also bei akuter Atemnot beispielsweise.
Was tun, wenn beim Testen die Nase schmerzt?
Wird der Corona-Test nicht richtig durchgeführt, kann es zu Schmerzen, Wunden und zum Bluten führen. Bei Schmerzen sollte das Stäbchen auf keinen Fall weiter in die Nase eingeführt werden, rät Christian Lübbers, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Wird beim Selbsttest auf die richtige Technik geachtet und das Stäbchen bei Schmerzen nicht weiter hineingeschoben, könne man die eigene Nase nicht großartig verletzen. Wer vorbeugen möchte, könne sich gelegentlich eine Fettsalbe in die Nase schmieren. Durch diese oder durch eine Wundheilsalbe werde die Nase innen gepflegt. Dadurch trockne sie weniger schnell aus und verträgt die Tests besser. Allerdings sollte das nicht unmittelbar vor dem Test erfolgen, da dieser sonst ein falsches Ergebnis liefern kann.
Dieser Artikel wurde am 15. Februar aktualisiert.