Steigende Corona-Fallzahlen: Sind die Lockdown-Lockerungen schuld?

13.435 neue Corona-Fälle meldete das Robert-Koch-Institut am Mittwochmorgen.

13.435 neue Corona-Fälle meldete das Robert-Koch-Institut am Mittwochmorgen.

Mitte Januar war es endlich soweit: Bei den Corona-Fallzahlen zeichnete sich nach rund vier Monaten erstmals wieder ein Rückgang ab. Die Hoffnung auf ein mögliches Lockdownende wuchs. Doch die positive Entwicklung war nicht von langer Dauer. Denn Ende Februar stieg die Zahl der Neuinfektionen wieder – und dieser Trend setzt sich bis heute fort.

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Alleine am Mittwoch verzeichnete das Robert-Koch-Institut (RKI) 13.435 neue Infektionen – das sind rund 4200 mehr als in der Vorwoche. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen – legte auf 86,2 zu. Am Vortag betrug sie noch 83,7. Vor allem bei den 15- bis 44-Jährigen sowie bei Kindern zwischen null und 14 Jahren hat die Sieben-Tage-Inzidenz zugenommen.

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Kinder könnten anfälliger für britische Virusvariante sein

„Wir sehen verstärkt Ausbrüche in Kitas“, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am vergangenen Freitag auf der Bundespressekonferenz in Berlin. Grund dafür, dass sich jetzt vor allem Kinder und Jugendliche infizieren, könnte die Coronavirus-Variante B.1.1.7 sein. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, geht davon aus, dass die britische Mutante inzwischen drei Viertel aller Neuinfektionen ausmacht.

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Für diese Virusvariante könnten Kinder und Jugendliche besonders anfällig sein. „Es gibt einen Hinweis darauf, dass es [das mutierte Coronavirus, Anmerk. d. Red.] eine höhere Neigung hat, Kinder zu infizieren“, hatte Prof. Neil Ferguson, Epidemiologe am Imperial College London, Ende Dezember vergangenen Jahres dem britischen Science Media Center gesagt. Dies würden bisherige Daten zu B.1.1.7 nahelegen. Einen kausalen Zusammenhang haben Forscher bisher jedoch nicht feststellen können.

Um zu verhindern, dass Schulen und Kitas geschlossen werden müssen, appelliert das RKI an Familien und Beschäftigte, sich weiterhin an die AHA+A+L-Regeln zu halten (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske, Corona-App und Lüften). Wer Anzeichen einer Erkältung entwickelt, sollte vorsorglich fünf bis sieben Tage zu Hause bleiben.

Weniger Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen

Auch in den privaten Haushalten und im beruflichen Umfeld infizieren sich inzwischen wieder mehr Menschen mit dem Coronavirus, wie aus dem RKI-Situationsbericht vom Dienstag hervorgeht. Die Ausbrüche in den Alten- und Pflegeheimen sind hingegen zurückgegangen. Ursächlich dürften mitunter die fortschreitenden Corona-Impfungen sein.

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Knapp 694.000 Pflegeheimbewohner haben laut offiziellem Impfdashboard mittlerweile eine Zweitimpfung erhalten – und sind damit vorerst vollständig immunisiert. Dies ist auch eine Erklärung dafür, warum seit Mitte Januar insgesamt weniger Corona-Todesfälle auftreten. Am Dienstagmorgen meldete das RKI 249 Todesfälle, also 51 weniger als vergangene Woche.

Zudem sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz in den höheren Altersgruppen. Bei den über 80-Jährigen betrug sie am Dienstag 54, bei den 60- bis 79-Jährigen lag sie bei 52. Beide Werte sind geringer als die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung (84 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Wie wirken sich die Lockerungen auf die Fallzahlen aus?

Dass sich Ältere seltener mit dem Coronavirus infizieren, ist eine positive Entwicklung, die aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass die Zahl der Neuinfektionen insgesamt steigt. „Wir nehmen die Entwicklungen sehr ernst“, sagte Michael Müller, Vorsitzender des Berufsverbandes der akkreditierten medizinischen Labore in Deutschland.

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Zwar haben die Corona-Testzahlen insgesamt zugenommen, gleichzeitig werden aber auch wieder mehr Menschen positiv getestet. Die Positivenrate sei im Vergleich zur Vorwoche von 6,4 auf nun 7,2 Prozent gestiegen, teilte der Verband mit.

In wie vielen Fällen der PCR-Analyse ein Antigentest vorausging, ist nicht bekannt. Müller forderte, dass die Bürger vor allem im Umgang mit Selbsttests besser aufgeklärt werden sollten: „Alle sollten wissen, dass sie sich im Falle eines positiven Antigen-Schnelltests sofort isolieren müssen, um das Risiko weiterer Ansteckungen zu minimieren.“

Inwiefern sich die Öffnungsschritte, die seit dem 8. März in Deutschland gelten, auf die aktuelle Corona-Lage auswirken, kann bisher nicht beurteilt werden. Bis sich diese in den Daten des RKI niederschlagen, können bis zu zwei Wochen vergehen. Allerdings zeigte sich beispielsweise schon Mitte Februar ein Anstieg der Sieben-Tage-Inzidenz in der Bevölkerung, als es noch keine Lockerungen gab. RKI-Physiker und Epidemiologe Dirk Brockmann befürchtet jedoch, dass die Öffnungen das exponentielle Wachstum der Fallzahlen befeuern könnten. „Wir müssen nun sehen, was die nächsten Tage bringen“, sagte er kürzlich.

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