Wie die Angst vor dem Coronavirus den Alltag verändert
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Viele Menschen sagen aus Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus ihre Reisen ab. Auch am Flughafen Hamburg ist am Freitag vor dem Ferienbeginn am 2. März nur mäßig Betrieb.
© Quelle: Bodo Marks/dpa
Hannover. 117 Coronavirus-Fälle sind in Deutschland bisher bestätigt worden. Mit großer Sicherheit wird es nicht bei dieser Zahl bleiben, denn die Infektionszahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigen täglich an. Das Coronavirus weckt hierzulande viele Ängste, die den Alltag der Menschen verändern.
Reisen werden reihenweise abgesagt
Rund jeder dritte Deutsche will einer Umfrage zufolge wegen des neuartigen Coronavirus auf Auslandsreisen verzichten. 35 Prozent der Befragten bekundeten diese Absicht in einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Kantar für “Bild am Sonntag”. 62 Prozent der Befragten verneinten die Frage, 3 Prozent waren unentschlossen. 17 Prozent gaben an, die Verbreitung des Coronavirus habe Auswirkungen auf ihren persönlichen Alltag. Etwas mehr als jeder Fünfte der Befragten (22 Prozent) erklärte, Angst vor einer Ansteckung zu haben. Ende Januar hatte dieser Wert bei identischer Fragestellung noch bei 12 Prozent gelegen.
Hamsterkäufe: Immer mehr leere Supermarktregale
Für den Fall, dass die Zahl der Infizierten noch weiter steigt und sich die Infektionsgefahr erhöht, wappnen sich bereits vielen Menschen mit Hamsterkäufen. Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken sind vielerorts bereits ausverkauft. Aber auch konservierte, tiefgefrorene oder lange haltbare Lebensmittel verschwinden schnell aus den Supermarktregalen. Denn viele Menschen wollen sich jetzt schon auf einen Ausbruch in ihrer Umgebung einstellen, indem sie mit genügend Notvorräten notfalls zu Hause bleiben können. Die Lebensmittelhändler geben allerdings Entwarnung: Sie befürchten keine Versorgungsengpässe, wie am Samstag der Handelsverband Deutschland (HDE) erklärte.
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Viele Supermarktregale sind wie leergefegt: Die Angst vor dem Coronavirus sorgt inzwischen für erste Hamsterkäufe in Deutschland.
© Quelle: Rene Traut/dpa
Das hat allerdings zur Folge, dass Menschen nicht mehr die Waren bekommen, die sie wollen und brauchen. Eine Mutter berichtete auf Twitter, wie sie keine Desinfektionsmittel mehr für ihren an Diabetes erkrankten dreijährigen Sohn bekommen hat.
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“Fistbump” und Lächeln statt Händedruck
Der Innenminister macht es vor: Horst Seehofer (CSU) gestand jüngst, wegen des Coronavirus aufs Händeschütteln zu verzichten. Und Schilder mit Sprüchen wie “Ein freundliches Lächeln ersetzt den Händedruck” werden bereits in vielen Büros aufgestellt, um die Infektionsgefahr auf der Arbeit zu verringern. Die Scheu vor einem Händedruck ist aber nicht unbegründet: Ein Experte vom Ministerium für Gesundheitspflege und Soziale Dienste der USA sagte gegenüber dem Nachrichtensender CNN, dass ein “Fistbump”, auch bekannt als “Ghettofaust”, derzeit sicherer als ein Händedruck wäre.
Hygienewahn: Fremde hustende Menschen stehen unter Generalverdacht
Die ausverkauften Desinfektionsmittel und Gesichtsmasken zeigen: Die Deutschen wollen lieber mal auf Nummer sicher gehen. Die Hände waschen viele mittlerweile deutlich häufiger und auch unterwegs wird öfter nach dem Desinfektionsmittel gegriffen. Außerdem sind Menschen gegenüber anderen, ihnen unbekannten Menschen deutlich misstrauischer geworden. Sie nehmen automatisch ein paar Schritte mehr Abstand zu hustenden oder niesenden Menschen an der Bushaltestelle. Die sollten, so die offizielle Empfehlung, übrigens nicht in die Hände sondern in die Ellenbeuge husten und niesen.
Rassismus gegenüber Menschen aus Asien
Das Coronavirus stammt wohl aus Asien – und für einige Deutsche ist das offenbar Grund genug, nun gegen Menschen mit asiatischem Migrationshintergrund Stimmung zu machen. Betroffene berichten schon seit Wochen von Anfeindungen und Beleidigungen, auch körperliche Angriffe soll es gegeben haben.
Witze über hustende Menschen
Im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis und teilweise auch auf der Arbeit wird derzeit oft noch locker mit dem Coronavirus umgegangen. Standard sind mittlerweile pseudolustige Sprüche, sobald jemand hustet oder niest. “Coronavirus” schreien alle, auch wenn der Betroffene sich nur verschluckt hat, leicht erkältet ist oder eine Hausstauballergie hat. Es zeigt, welchen hohen Stellenwert das Coronavirus mittlerweile einnimmt – und, dass Menschen bei jeder Gelegenheit daran denken.