Vaginal Steaming: Diese Vorteile bietet das Sitzdampfbad für Frauen (und Männer)
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/OZ62DVIU7FEZDDPDFMRM3IDNC4.jpg)
Vaginal Steaming ist eine jahrhundertealte Tradition, die sowohl einen heilenden als auch einen entspannenden Effekt haben kann.
© Quelle: Unsplash
Beinahe in jeder Therme gibt es außer Saunen auch ein entspannendes Dampfbad. Wenngleich nicht jedermanns Sache, bietet es doch ganz eigene Vorzüge: dieses wohlige Gefühl, wenn einen der warme, feuchte Nebel umgibt und den Körper mal so richtig schön aufweicht. Ähnlich funktioniert auch das sogenannte „Vaginal Steaming“ oder kurz gesagt V-Steaming (deutsch: Sitzdampfbad).
Was sind Sitzdampfbäder?
„Sitzdampfbäder sind ein Überbleibsel von uralten frauenheilkundlichen Anwendungen vor der Geburt“, sagt die Sexual- und Traumatherapeutin Hanna Krohn im RND-Podcast „Ach, komm!“. Sie erklärt, dass diese Tradition seit vielen Jahrhunderten auf allen Kontinenten genutzt wird und auch heute noch allen Frauen zugänglich gemacht werden sollte. Das Prinzip von Sitzdampfbädern sei sehr einfach gehalten und erinnere Krohn zufolge an das Inhalieren bei Erkältungen. Der Unterschied sei lediglich, dass man sich bei Sitzdampfbädern über den Dampf hockt, anstatt ihn einzuatmen.
Wie funktioniert das Vaginal Steaming?
Ein Sitzdampfbad zu nehmen, ist denkbar einfach. „Am besten nimmt man sich einfach einen kleinen Topf mit heißem Wasser, stellt ihn ins WC, setzt sich auf die Toilettenbrille und wickelt eine Decke um sich“, erklärt Krohn. So entstehe eine Art Saunaeffekt. Diese Funktionsweise funktioniert natürlich nur bei Toiletten mit Flachspülern, gibt Krohn zu bedenken. Sie selbst habe sich eigens für die Prozedur eine Art Thron in ihr Schlafzimmer bauen lassen.
Aber was bringt es, sich den Intimbereich zu bedampfen? „Dampf kann tief ins Gewebe eindringen und dabei helfen, dieses zu entspannen“, erklärt Krohn. Das Vaginal Steaming führe zu einer höheren Durchblutung, wodurch die Gefäße erweitert werden und sorgt ebenfalls für eine bessere Durchfeuchtung des Gewebes.
Sollte dem Wasser etwas hinzugefügt werden?
„Dampf alleine ist schon sehr wirkungsvoll“, erklärt Krohn. Wer mag, könne aber einen Schuss Apfelessig hinzufügen. Außerdem seien bestimmte Kräuter auch gut für das Dampfsitzbad geeignet, da diese von der Schleimhaut aufgenommen würden. Das Rezept für eine Basiskräutermischung verrät Krohn in ihrem Blog auf ihrer Website.
Worauf muss man achten?
Wer für das Vaginal Steaming einen Topf ins WC stellt, macht es sich einfach. Denn: Der Abstand vom Unterleib zum heißen Dampf ist hier meist ideal. Vorsichtig sollte man trotzdem sein, denn wenn der Abstand zu gering ist, kann man sich Verbrennungen zufügen. Am besten tastet man sich langsam heran. „Wer möchte, lässt die Decke erst einmal offen, um sich an den Dampf zu gewöhnen“, sagt Krohn.
Entscheidend sei außerdem das Setting, gerade für eine erste Sitzung, sagt Krohn: „Wann ist ein guter Zeitpunkt dafür? Wann bin ich ungestört und entspannt? Wo ist ein guter Ort?“ All diese Fragen solle man sich vorab stellen, um dem Körper schließlich, wenn es losgeht, zu signalisieren: „Jetzt kommt Entspannung.“ Eine Kerze und schöne Musik etwa könnten diese Stimmung unterstützen.
Für wen ist das Sitzdampfbad geeignet – und für wen nicht?
Das Vaginal Steaming soll in erster Linie guttun. „Deswegen muss das Wasser auch nicht so heiß sein, dass man es gerade noch aushält“, sagt Krohn. Jeder könne Sitzdampfbäder nehmen, dafür müsse es gar keinen Anlass geben. Die Bäder können beim Abschalten helfen und haben so auch einen Wellness-Effekt. In erster Linie würden Sitzdampfbäder aber vor und nach der Geburt im Wochenbett in Anspruch genommen.
Aber: „Während der Schwangerschaft sollten die Bäder besser nicht genommen werden“, schränkt Krohn ein, da eine minimale Wahrscheinlichkeit bestehe, dass sich der Muttermund durch das Aufweichen entspanne und vorzeitig öffne. Ein guter Zeitpunkt sei stattdessen „kurz vor dem Geburtstermin“, erklärt Krohn. Frauen, die planen, schwanger zu werden, sollten auch aufs Dampfsitzbad verzichten, vor allem in der zweiten Zyklushälfte. „Es kann sein, dass die Empfängnis dadurch erschwert wird“, erklärt Krohn. Auch Frauen, die unter einer starken Menstruation litten, sollten keine Dampfsitzbäder einnehmen, da diese die Blutung gegebenenfalls verstärken könnten.
Gerade Frauen, die Dampfbäder um den Geburtstermin herum testen möchten oder die das Vaginal Steaming aus gesundheitlichen Gründen nutzen möchten, sollten sich Krohn zufolge immer erst ausreichend informieren. Denn natürlich könnten Methoden, die einen erwünschten Effekt haben, auch unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Heilend, beziehungsweise reinigend in einem spirituellen Sinne, könne das Sitzdampfbad auch auf (sexuell) traumatisierte Frauen wirken, die beispielsweise Probleme mit Berührung im Intimbereich hätten oder das permanente Gefühl, dass etwas in ihnen drin sitzt, berichtet Krohn aus ihrer Praxis. Mit der Bedampfung des Bereichs, könne man langsam wieder die Aufmerksamkeit auf die Intimzone lenken, ohne sich gleich dort berühren zu müssen oder hinzuschauen, ergänzt die Sexologin Ann-Marlene Henning im Podcast Ach, komm!. Krohn: „Für viele betroffene Frauen ist Berührung zunächst ein viel zu großer Schritt.“
:format(webp)/cloudfront-eu-central-1.images.arcpublishing.com/madsack/DMGOZCVWFNFMJBUMXEZCJBR5CM.jpg)
Das Leben und wir
Der Ratgeber für Gesundheit, Wohlbefinden und die ganze Familie - jeden zweiten Donnerstag.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der Werbevereinbarung zu.
Sind Dampfsitzbäder auch etwas für Männer?
„Auf jeden Fall“, sagt Krohn. Männer könnten die Dampfsitzbäder auch nutzen – und zwar um ihrem Beckenboden eine Möglichkeit zur Entspannung zu geben. „Männer fragen sich oft, warum sie ihren Beckenboden entspannen sollten“, erzählt Henning aus ihrer Praxis, dabei läge der Penis zu Zweidrittel im Beckenboden. Wenn Männer wüssten, wie viel der Zustand des Beckenbodens, also Anspannung und Entspannung, mit der Erektion zu tun habe, dann würden sie sich diese Frage nicht stellen.
Welche Vorteile hat das Dampfsitzbad?
„Dampfsitzbäder haben einen tollen Effekt auf die Heilung nach einer Geburt“ erklärt Krohn. Das Vaginal Steaming kann aber auch bei Menstruationsbeschwerden helfen, etwa bei starken Krämpfen, diese zu lösen. Auch Frauen, die unter den Nebenwirkungen der Menopause leiden, können Dampfsitzbäder helfen, gerade wenn es aufgrund von Scheidentrockenheit zu Schmerzen beim Sex kommt.
Wie oft oder wann Vaginal Steaming?
Nach der Geburt empfiehlt Krohn Müttern, das Dampfsitzbad 30 Tage lang täglich zu nutzen, mit einer entsprechenden Kräutermischung könne der heilende Effekt unterstützt werden. Einige Frauen in der Menopause nutzen das Dampfsitzbad Krohn zufolge etwa anhand ihres früheren Zyklus – andere Frauen nehmen ein Dampfsitzbad zu Entspannungszwecken, bevor sie Sex haben. Auch für Frauen, die Angst vor einer gynäkologischen Untersuchung oder zum Beispiel vor dem Einsetzen einer Spirale haben, kann das Dampfsitzbad Erleichterung verschaffen, da es den Bereich entspannt.