Literaturhaus Hannover online
Clemens J. Setz beschäftigt sich in seinem Buch „Die Bienen und das Unsichtbare“ mit konstruierten Sprachen wie Volapük und Esperanto. Dem Literaturhaus Hannover stattete er einen virtuellen Besuch ab.
Hannover. Klingt merkwürdig: „Mens äcogons in doms,/ us älilibs smili,/ du ün neit ko toms/ espülobs libi.“ Nein, das ist kein Dada-Nonsens, sondern ernsthafte Lyrik, nur in Volapük verfasst. Clemens Setz hat eine Übersetzung beziehungsweise Nachdichtung riskiert: „Die Menschen scherzten in Häusern,/ wir hörten von dort Gelächter,/ während einer Leidensnacht/ haben wir die Freiheit ins Grab gebracht.“ Ja, das hört sich irgendwie zeitgemäß an. Doch die Verse wurden vor langer Zeit von einem gewissen Johann Schmidt in Volapük verfasst.
Volapük heißt – in dieser Sprache – einfach nur Weltsprache. Unter diesem Anspruch machte es kaum ein Erfinder (es sind tatsächlich fast nur Männer) von Plansprachen. Ihr Ziel: Der gesamten Menschheit ein verbindendes Idiom schaffen. Volapük wurde um 1880 vom Pfarrer Johann Martin Schleyer als eine der ersten solcher konstruierten Sprachen entwickelt und hatte gegen Ende des 19. Jahrhunderts großen Erfolg, verschwand dann aber weitestgehend. Heute sind seine Sprecherinnen und Sprecher so etwas wie eine Sekte.