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Gastspiel im Schauspielhaus

Dagmar Manzel singt Friedrich Hollaender im Schauspiel Hannover

Gute Unterhaltung: Dagmar Manzel singt Friedrich Hollaender. 

Gute Unterhaltung: Dagmar Manzel singt Friedrich Hollaender.

Hannover. Was ist da bloß verloren gegangen? Dagmar Manzel erzählt nicht viel über den Mann, dem sie bei ihrem Gastspiel im Schauspielhaus einen ganzen Liederabend widmet: Friedrich Hollaender, der in den Zwanziger und frühen Dreißigerjahren einer der Stars auf Berlins Operetten- und Kabarettbühnen war, hat als Jude zur falschen Zeit in Deutschland gelebt, den Rest kann man sich ja auch selbst denken.

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Hollaender hat die Musik zum Film „Der blaue Engel“ mit dem Hit „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ geschrieben, der bis heute ein Ohrwurm ist. Ansonsten ist nicht viel von ihm geblieben. Sein fabelhafter Sprachwitz, seine Liebe zum Dreivierteltakt, der Freud und Leid zugleich durchscheinen und Gefühle so wunderbar im Schwebezustand lassen kann, haben nach dem Krieg leider kaum Spuren in der populären Musik hinterlassen: Bis heute marschiert sie über alle Stilgrenzen hinweg in unverrückbarem Vierertakt.

Manzel, die neben ihrer Schauspielkarriere (unter anderem als „Tatort“-Komissarin) auch als Sängerin an der Komischen Oper in Berlin Furore macht, hat nun daran erinnert, wie gut diese alten Lieder noch funktionieren. Wie leicht und lustig sie sind, dabei oft doppelbödig und nicht selten so direkt, dass sie dem Hörer unvermittelt ans Herz greifen. Sie sind 100 Jahre alt und wecken doch eine ganz neue Sehnsucht: So wünschte man sich auch die Lieder der Gegenwart.

Begleitet von einem eleganten Trio aus dem Pianisten Frank Schulte, dem Gitarristen Ralf Templin und Arnulf Ballhorn am Bass serviert Manzel die Stücke ebenso raffiniert wie schnörkellos. Sie leistet sich keine lauten Schauspielermätzchen, sie tritt nur auf die Bühne und singt. Dabei kann sie lässig zwischen Sprache und Melodie und allen möglichen Registern wechseln: Die Schauspielerin, die im kommenden Jahr 60 wird, brummt tief wie eine alternde Chan­son­ni­è­re oder tönt hell und klar wie ein jungen Mädchen. Ihre vielen Möglichkeiten setzt sie klug dosiert ein: Übertreibung ist Manzels Sache nicht. So wirkt ihr Auftritt sehr warm und persönlich. Entsprechend herzlich und ausdauernd ist auch der Applaus.

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Von Stefan Arndt

HAZ

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