Das „Sams“ kommt als Theaterstück nach Hannover
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Das Chaos hat rote Haare: Ab Sonnabend läuft "Das Sams" im Schauspielhaus.
© Quelle: Katrin Ribbe
Hannover. Nein, vor der Premiere soll noch nicht verraten werden, wie das Sams auf der Bühne aussehen wird. Sonst wäre die Überraschung schließlich futsch. Bisher gibt es nur ein Foto, das den kindlichen Unruhestifter zeigt – von hinten. Der blaue Taucheranzug mit den gelben Ärmelstreifen und auch die grellroten Strubbelhaare sind darauf zu sehen. Im Hintergrund schwebt Herr Taschenbier, durch die Luft fliegen Würste, die Sams-Leibspeise, und ein Spiegelei. Es herrscht Chaos – wie überall, wenn die Mensch-Kobold-Schwein-Frosch-Irgendwas-Kreuzung auftaucht.
Am Sonnabend wird Christoph Müller zum ersten Mal als das Sams auf die Bühne im Schauspielhaus treten. Gerade kommt der Darsteller von einer der finalen Proben. Das Kostüm hat er bereits abgelegt, nur ein Streifen roter Farbe in seinem raspelkurzen Haar erinnert noch an das Sams. Der Schauspieler freut sich, dass die Zuschauer ihn bald zum ersten Mal in voller Montur sehen: „Es wird ein toller Moment, wenn der Vorhang aufgeht und man das Sams sieht. Dann soll man schon direkt in der Geschichte sein.“
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Spielt das Sams: Christoph Müller.
© Quelle: Katrin Ribbe
„Und dann kam Samstag ...“
Eine Geschichte, die inzwischen drei Generationen Leser kennen und die so beginnt: „Am Sonntag schien den ganzen Tag die Sonne. Am Montag kam Herr Mon zu Besuch. Am Dienstag hatte Herr Taschenbier Dienst. Am Mittwoch war Mitte der Woche. Am Donnerstag hatte es den ganzen Tag gedonnert und am Freitag bekam er frei. Und am Samstag …“ – da kam das Sams. Es folgt Herrn Taschenbier auf Schritt und Tritt, verspeist neben Würstchen auch Tischbeine und geht seinem Vaterfigur-ähnlichen Begleiter mit Naivität und Direktheit ziemlich auf die Nerven. Hätte das Sams nicht seine Wunschpunkte, von den Taschenbier ausgiebig Gebraucht macht – er hätte den Quälgeist wahrscheinlich vor die Tür gesetzt.
Seit 1973 das erste Kinderbuch von Paul Maar erschien, kamen etliche Fortsetzungen, Film- und Hörbuchableger und ein Puppentheater dazu. So, wie das Sams in jedem dieser Formate anders dargestellt wird, hat auch jeder Zuschauer eine ganz eigene Vorstellung von der kindlichen Koboldfigur.
Schauspieler Müller sind die hohen Erwartungen von Kindern und Erwachsenen bewusst: „Auch Kinder wissen nach fünf Minuten, ob sie mir das Sams abkaufen: Wenn es gut ist, akzeptiert man auch das Neue.“ Wichtig ist dem 49-Jährigen, der bereits Rollen in mehreren Familienstücken hatte, das junge Publikum ernst zu nehmen: „Wenn 600 Kinder im Saal sitzen, hat das eine besondere Energie – sie reagieren sofort. Kinder kannst du nicht belügen.“
In der Bühnenfassung hat Regisseur Tom Kühnel den Stoff der ersten drei „Sams“-Bücher nach Maar verarbeitet: das anekdotisch erzählte Debüt, in dem die Figur auftaucht, Unruhe (und Spaß) stiftet und dann wieder verschwindet. Aus den beiden anderen Teilen entstammen die Nebenfiguren, wie Frau Rotkohl (gespielt von Catherine Stoyan) und Herr Mon (Andreas Schlager). Geprobt wird seit Anfang September, bis zu zweimal am Tag. Christoph Müller hat sich das Sams-Verhalten bei Kindern aus dem Bekanntenkreis abgeschaut: „Wenn Kinder mit vier Jahren ihre Strategien entwickeln, um die Erwachsenen auszutricksen, und das noch nicht so ganz klappt: Das macht Spaß und ist auch mit in die Rolle eingeflossen.“
Die Direktheit bewahren
In der Direktheit und dem Unverstelltsein des Sams sieht der 49-Jährige Eigenschaften, die sich Kinder wie Erwachsene bewahren sollten: „Das geht früh genug zu Bruch“, sagt Müller und schreibt dem Wesen eine „Katalysator-Funktion“ zu. „Das Sams selbst durchläuft keinen großen Wandel, es verändert aber die Figuren um sich herum.“
„Das Sams“ läuft ab dem 10. November bis zum 26. Februar 2019 im Schauspielhaus, Prinzenstraße 9, 30159 Hannover. Telefon: (05 11) 99 99 11 11
Von Manuel Behrens
HAZ