Starregisseur stirbt mit 84 Jahren
Der Opernregisseur Harry Kupfer war ein Star in der DDR – und hat die Sehgewohnheiten des Westens verändert: Er hat dem Musiktheater menschliches Maß gegeben und Figuren auf der Bühne gebracht, die man vermisst. Am Montag ist Kupfer mit 84 Jahren in Berlin gestorben.
Hannover.Kaum ein Element passt so wenig zu Harry Kupfer wie ein Traum. Denn die Bühne war für den großen Opernregisseur, der am Montag im Alter von 84 Jahren in Berlin gestorben ist, ein Ort der Realität. Poesie und Metaphern, eigentlich klassische Werkzeuge seine Zunft, hat er als Ballast empfunden, den abzulegen ein wichtiger Teil seiner Arbeit war. Kein anderer Regisseur hat Brechts Vorstellung eines epischen Theaters so überzeugend auf die Oper angewandt wie Kupfer. Und doch war es ein Traum, der dem DDR-Künstler den internationalen Durchbruch bescherte.
Bis heute spricht man von dem „Fliegenden Holländer“, den Kupfer bei seinem Bayreuth-Debüt 1978 auf die Bühne des Festspielhauses brachte. Die wundersame, tief im 19. Jahrhundert verwurzelte Geschichte eines verfluchten Seemanns und einer jungen Frau, deren Vorbestimmung es ist, ihn zu erlösen, wurde bei Kupfer kurzerhand zu einem Traumgespinst ganz außerhalb der Realität. Seine Hauptfigur Senta verfing sich immer hoffnungsloser darin, bis sie sich verzweifelt aus dem Fenster stützte. Eine einsame Leiche auf dem Asphalt: So sah bei Kupfer ein Liebestod aus.