Wer ist verantwortlich für den letzten NSU-Mord? Die Staatsoper Hannover spielt Ben Frosts Auftragswerk „Der Mordfall Halit Yozgat“ – und begibt sich auf eine quälende Wahrheitssuche.
Hannover. Der australische Komponist und Regisseur Ben Frost wurde in Deutschland vor allem für seinen Soundtrack zu der Netflix-Serie „Dark“ von 2017 bekannt. Noch bevor man es sieht, ist darin zu hören, wie die Menschen den Boden unter den Füßen und Naturgesetze ihre Gültigkeit verlieren. Frost hat eigenwillig amorphe Klänge geschaffen, die sich der herkömmlichen Ordnung durch die Harmonie entziehen. Statt auf festen Grundtönen basiert seine Komposition auf scheinbar unendlichen Glissandi, alles ist in hoffnungslos haltlosem Gleiten begriffen. Das tönende Unbehagen ist seither ein Markenzeichen von Frosts Musik.
In Hannover hat der 42-Jährige nun eine neue Oper präsentiert, die er im Auftrag der Staatsoper komponiert hat. „Der Mordfall Halit Yozgat“ erzählt vom letzten der NSU-Morde: Der 21-jährige Halit Yozgat wurde am 6. April 2006 in Kassel hinter dem Tresen des familieneigenen Internet-Cafés erschossen aufgefunden. Die Einzelheiten des Mordes wurden auch während des NSU-Prozesses nicht ganz aufgeklärt. Vor allem die Rolle von Andreas Temme, eines damaligen Mitarbeiters des hessischen Verfassungsschutzes, der zur Tatzeit am Tatort war, ist bis heute unklar.