Vor ein paar Jahren galt die Gitarre als out. Im Lockdown ist sie wieder begehrt – bis zu 30 Prozent Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr. Was allerdings über die massiven Schwierigkeiten bei Händlern und Musikern in der Krise nicht hinwegtäuschen kann.
Hannover.Schon wieder klingelt das Telefon. „Moment“, sagt Thomas Stratmann, der nächste Kunde will einen Termin. Stratmann kennt das. Hannovers bekanntester Gitarrenbauer und seine Crew haben „immer mehr zu tun als wir können“. Das hat sich auch während des zurückliegenden zwölf Monate nicht geändert. Seine Aufträge erhält der Profi nicht nur aus ganz Deutschland, sondern aus allen Ecken des Planeten. „Kürzlich“, sagt er, „hat einer aus Nepal angefragt.“
Die Gitarre ist eine Gewinnerin der Pandemie. Protestbegleitwerkzeug in den Sechzigern, Sexsymbol ab den Siebzigern, und irgendwann ein bisschen aus der Mode neben DJ-Equipment, Synthesizer und Homerecording – doch in Zeiten von Lockdown, Homeoffice und On-Off-Schulbetrieb erlebt sie ein Comeback. Europas größter Onlinemusikalienhandel, die Firma Thomann aus dem Fränkischen, verzeichnet zwar einen dramatischen Einbruch bei Bühnenequipment wie Licht- und Tontechnik, auf der anderen Seite aber einen Umsatzanstieg im Gitarrenverkauf von satten 24 Prozent im vergangenen Jahr.