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„Gemalte Fotografie“

Nackte Nymphen bei David Hamiltons neuer Ausstellung

Der Fotograf David Hamilton hat in Paris eine neue Ausstellung eröffnet.

Der Fotograf David Hamilton hat in Paris eine neue Ausstellung eröffnet.

Paris. Das junge Mädchen lehnt sich gegen einen Fels. Um ihre Hüfte ein Gazetuch, das die Schamhaare nur knapp bedeckt. Das offene Haar fällt zwischen ihre Brüste. Motiv und Pose erinnern an das Gemälde „Odysseus und Kalypso“ des Schweizer Symbolisten Arnold Böcklin. David Hamilton hat dieses Foto in seiner jüngsten Ausstellung in der Pariser Galerie ArtCube ausgestellt. Hamilton, der am Sonntag (14. April) 80 Jahre wird, bleibt seinen Nacktbildern junger Teenager treu, die ihm in den 90er Jahren unter anderem den Vorwurf der Pornografie einbrachten.

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„Ich bleibe Gefangener meines Erfolgs. Und das sind Mädchen“, sagte der Brite nach der Ausstellungseröffnung. Hamilton wurde mit seinen Fotos pubertierender Halbwüchsiger weltberühmt. Seine Motive: vorzugsweise Skandinavierinnen und Deutsche zwischen zwölf und 16 Jahren. Auch heute noch, wie auf den Fotos seiner jüngsten Ausstellung zu sehen war.

Sein Stil ist unverwechselbar: Mädchen, allein oder zu mehreren in nebligem, traumhaftem Ambiente. Und vor allem blond und blauäugig. Seine Vorliebe sei künstlerisch motiviert. Bei seiner Art der Pastellfotografie komme dieser Typ von Mädchen am besten zur Geltung, erklärte er seine Schwäche für Blondinen.

Dieses Faible hatte der Fotograf schon, als er noch künstlerischer Leiter des Pariser Kaufhauses „Printemps“ war. Für die Außenwerbung des Kaufhauses ließ er immer schwedische Fotomodelle posieren. Hamilton begann seine Karriere auf Umwegen. Nach seiner Lehre als Schreiner arbeitete er in einem Architektenbüro, bevor er nach Paris zog und zum Grafikdesigner und Fotografen umsattelte.

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Hamilton gilt heute als Inbegriff des Weichzeichners in der Fotografie. Dabei wird der Kontrast so stark reduziert, dass man den Eindruck hat, das Foto wirkt verschwommen. Er selbst nennt seine Art des Fotografierens „gemalte Fotografie“.

Seine Kunst ist stark von der Malerei inspiriert, nicht nur, weil er früher eine Karriere als Maler ins Auge gefasst hatte. Viele seiner Bilder gehen auf Motive bedeutender Maler zurück. Seine Vorliebe für das Ballett erinnert an Edgar Degas, den seine kleinen Spitzentänzerinnen berühmt gemacht haben, und sein nebelhaftes Ambiente an die Stimmung impressionistischer Bilder.

Die Schönheit und Erotik seiner jungen Mädchen verkauften sich millionenfach: als Alben und Poster. Erst 1976 ließ er sich zu einem Film überzeugen, der die Stimmung seiner Bilder einfangen sollte. „Bilitis“ wurde ein Erfolg, nicht zuletzt wegen seiner sentimentalen Musik. Auch sein Film „Zärtliche Cousinen“ ließen die Kinokassen klingen. Doch Hamilton wollte kein Regisseur sein, sondern Fotograf. Das Kino war ihm zu mühselig und aufwendig. „Ich habe die Filme nur gedreht, weil man damit auf mich zugekommen ist“, sagte er später.

Anfang der 90er Jahre kamen seine Aktbilder immer häufiger ins Kreuzfeuer der Kritik. Man fand sie kitschig und kritisierte seine Vorstellung von „perfekter Weiblichkeit“. Vor allem aus Amerika und Großbritannien wurden Vorwürfe der Softpornografie und der latenten Pädophilie laut. Der Verkauf seiner Bücher wurde teilweise für Minderjährige verboten und Protestmärsche organisiert. Heute wirken seine Filme und Mädchenakte in der verklärenden Weichzeichner-Optik eher harmlos.

Spätestens seit dem Skandal um den belgischen Kinderschänder Marc Dutroux habe er keine unschuldigen Mädchen mehr vor die Kamera gestellt, gestand er einst in einem Interview mit dem „Stern“. Damals war er 70 und arbeitete in seinem Haus in Ramatuelle bei St. Tropez an der Fertigstellung eines Bildbandes über Venedig.

Zehn Jahre später ist er zu seiner ursprünglichen Liebe zurückgekehrt: „Girls, Girls, Girls. Nicht mehr und nicht weniger“, wie er anlässlich seiner Pariser Ausstellung „Un monde de beauté“ (etwa: Eine Welt voller Schönheit) sagte. 

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dpa

HAZ

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