Nach „Hool“ und „Carnival“ legt Philipp Winkler aus Hagenburg am Steinhuder Meer sein drittes Buch vor: „Creep“. Ein Roman, den man sich erarbeiten muss.
Hagenburg.Fanni sitzt im Dunkeln in der Ecke des Kinderzimmers. Das Zimmer gehört einem Mädchen namens Moira. Moira kennt Fanni nicht. Fanni lässt ihre Finger über Moiras Kuscheltier wandern, dann raschelt die Bettdecke: Moira wird wach. Sie spürt, dass jemand da ist, sie fragt: „Hallo?“ Fanni wartet, schmeckt Salz auf ihren Lippen. Moira fragt erneut: „Wer ist da?“ Schließlich sagt Fanni: „Keine Angst.“ Moira fragt: „Bist du ein Geist?“ Fanni antwortet: „Ich weiß es nicht.“
Philipp Winkler steht am Ufer des Steinhuder Meeres, dort, wo der Hagenburger Kanal mündet. Hinten, im graublauen Dunst, hockt die Insel Wilhelmstein auf der Wasserlinie, hier vorn beißt der eisige Wind Winkler immer wieder ins Gesicht. „Fanni“, sagt er und zieht seine Lederjacke ein bisschen enger zusammen, „fühlt sich komplett nicht zugehörig“. Eigentlich fühle sie sich sogar „nicht menschlich.“ Der Schriftsteller Philipp Winkler hat nach seinem preisüberhäuften Debüt „Hool“ von 2016 seinen zweiten Roman geschrieben. Er heißt „Creep“ und erscheint an diesem Montag. Er erzählt zwei Geschichten, die von Fanni aus Deutschland und die von Junya aus Japan, und beide haben nichts miteinander zu tun. Auf den ersten Blick jedenfalls.