Rekordsumme für Kulturstiftung der Nord/LB
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Nord/LB verkauft Koons "Tulips" in New York für 30 Millionen Dollar
New York. Ob die norddeutsche Kunst- und Kulturlandschaft jemals wieder so schnell zu so viel Geld kommt? Mit dem Hammer in der Hand steht Jussi Pulkanin an seinem Pult und treibt innerhalb weniger Minuten die Gebote für die Skulptur "Tulips" von Jeff Koons in die Höhe: "18 Millionen Dollar für die 'Tulips'. 18,5. 19 Millionen. 19,5. 20 Millionen. 20,5. 21 Millionen." Das Auktionshaus Christie's in New York ist an diesem Donnerstag abend voll besetzt.
Pulkanin kommt kaum zum Luftholen, da prasseln schon die nächsten Angebote für das Kunstwerk ein, das fast zehn Jahre in Hannover stand. Nach wenigen Augenblicken erreicht der Wettstreit der Kunstliebhaber seinen Höhepunkt: "29 Millionen Dollar. 29,5. Und 30 Millionen Dollar."
Pulkanin blickt herausfordernd in die illustre Runde: "Vielleicht 31? Wer bietet 31 Millionen Dollar?" Nach kurzem Innehalten fällt der Hammer: "Nein? Na gut. Für 30 Millionen Dollar sind die 'Tulips' verkauft." Der Auktionator schlägt lautstark auf sein Pult - und die neue Kulturstiftung der Nord/LB kann mit einem sehr ansehnlichen Betrag an den Start gehen.
Der Kunstbeirat der Nord/LB bewies vor genau zehn Jahren ein gutes Gespür, als er für 2,5 Millionen Dollar den großen Tulpenstrauß aus Edelstahl kaufte und 2004 in seiner Verwaltungszentrale in Hannover ausstellte. Schon kurze Zeit später deutete sich an, dass die Preise für den amerikanischen Künstler Koons in die Höhe schießen. Ende vergangenen Jahres fassten die Banker dann einen eigenwilligen Plan: Das vielleicht wertvollste Objekt aus der bankeigenen Kunstsammlung sollte meistbietend verkauft werden, um eine neue Kulturstiftung zu gründen, die sich ganz auf die Region konzentriert.
"Wir sind mit diesem Auktionsergebnis sehr zufrieden. Der Verkaufspreis liegt um das zehnfache über dem Preis, den wir im Jahr 2002 bezahlt hatten", sagt Nord/LB-Vorstandsvorsitzender Gunter Dunkel. "Das ist ein wirklich toller Start für unsere Kulturstiftung, mit der wir unsere bisherige Kulturförderung ausbauen und intensivieren wollen. Die Stiftung erhält mit diesem Verkauf die Möglichkeit, kontinuierlich spannende Kunst- und Kulturprojekte in unserem Geschäftsgebiet zu unterstützen."
Natürlich sei es schön, einen Koons präsentieren zu können. Aber nach Abwägung der Vor- und Nachteile habe sich die Bank für das Gestalten und Fördern in der eigenen Region entschieden. "Wir erhalten damit aber die Möglichkeit, in Zukunft kontinuierlich Impulse zur Förderung einer Vielzahl lebendiger Kunst- und Kulturprojekte zu setzen."
Die Bank zählt zu den großen Förderern von Kunst und Kultur in Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern. Besonderheiten wie das Kurt-Weill-Fest in Dessau, das Usedomer Musikfestival, die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, die Niedersächsischen Musiktage und die Händelfestspiele in Göttingen wären ohne finanzielle Unterstützung der Banker aus Hannover kaum denkbar. Ein großer Teil dieser Förderung soll künftig aus der neuen Stiftung heraus betrieben werden.
Mit ihrem Coup dürfte die Nord/LB zudem ein Stück Kunstgeschichte geschrieben haben. Der 57-jährige Koons gilt zwar ohnehin als einer der teuersten lebenden Künstler. Aber der jüngste Verkauf bricht alle Rekorde: Bisher markierten seine "Hanging Heart" mit 21 Millionen Dollar und die "Balloon Flower" mit knapp 23 Millionen Dollar seine persönlichen Preisobergrenzen. Nun aber setzen die Hannoveraner neue Maßstäbe: Einschließlich der Versteigerungsgebühren erzielten die "Tulips" einen Gesamtwert von 33,7 Millionen Dollar, umgerechnet 26,3 Millionen Euro. Das ist die zweithöchste Summe, die jemals für das Werk eines lebenden Künstlers gezahlt wurde.
Von Stefan Koch
Dieser Artikel wurde aktualisiert.