Der Angestellte Lawrence Newman braucht eine Brille – und wird plötzlich für einen Juden gehalten. Arthur Millers Erzählung über Antisemitismus und Ausgrenzung kommt nach 77 Jahren auf die Bühne.
Hannover.Arthur Miller, Autor berühmter Dramen wie „Hexenjagd“ oder „Tod eines Handlungsreisenden“, hat auch einen Roman geschrieben: „Fokus“, die Geschichte eines Mannes, der eine Brille braucht und dadurch sein Aussehen ändert. Er wird plötzlich als Jude wahrgenommen und erlebt gesellschaftlichen Abstieg und Ausgrenzung.
Warum hat der Autor, der sich der Wirkungskraft von Theater ja durchaus bewusst war, diese Geschichte nicht für die Bühne geschrieben? Warum ist „Fokus“ kein Drama geworden? Vielleicht hat es mit dem Problem der Glaubwürdigkeit zu tun: Wie soll eine Brille den Habitus eines Menschen so stark ändern können, dass er plötzlich ganz anders wahrgenommen wird? Vielleicht liegt es auch daran, dass dem Theater im Jahr 1945, als die Erzählung erschienen ist, die Mittel und Möglichkeiten fehlten, so eine Geschichte, die gleichzeitig grob und brutal ist, aber auch zu weiten Teilen im Innenraum und mit Befindlichkeiten spielt, auf die Bühne zu bringen.