Besonders im freien Kulturbereich, in kleinen Galerien und freien Theatern zeigt sich eine erschreckende Sorglosigkeit im Umgang mit der Corona-Pandemie. Beobachtungen in der Kulturszene.
Hannover.Die Schauspielerin war so glücklich, so beseelt von ihrem Erfolg, dass ihr der Ellenbogengruß, den ihr ihr Kollege nach der Premiere anbot, nicht reichte. Sie konnte nicht an sich halten und nahm ihren Kollegen beim Schlussapplaus in den Arm. Bussi, Bussi. So macht man das im Theater. Und eigentlich ist das ja auch eine schöne Geste. Nur eben nicht in Zeiten einer Pandemie.
Die Premiere dieser Produktion des freien Theaters war gut besucht. Zu gut besucht eigentlich. Die Zuschauer saßen eng beieinander, der Raum war niedrig, eine Lüftung war nicht auszumachen. Am Ende der Aufführung, die etwa 75 Minuten dauerte, war zu spüren, wie die stickige Luft im Raum stand. Aerosol für alle! Die Zuschauer applaudierten, einige riefen „Bravo“, eine Schutzmaske trug niemand. „Bravo“-Rufe und ein volles Haus sind eigentlich eine schöne Sache. Nur eben nicht in Zeiten einer Pandemie.