Ausstellung der Villa Seligmann
Es ist ein vergessenes Kapitel der Geschichte: In der NS-Zeit rettete Bulgarien seine Juden vor dem Holocaust. In der Villa Seligmann in Hannover erinnert jetzt eine Ausstellung an fast unbekannte Helden.
Hannover. Es waren dramatische Szenen, die sich in Sofia im März 1943 abspielten. Die Nazis wollten die Juden des Landes möglichst unauffällig deportieren, in der Stadt Plovdiv waren bereits rund 600 Menschen in einer Schule zusammengepfercht worden. Doch die Sache sickerte durch, bulgarische Bürger protestierten, und der orthodoxe Bischof Kyrill zog mit Gefolgsleuten zu der Schule. In einer flammenden Rede versicherte er den Juden, dass er selbst entweder mit ihnen gehen oder sich auf die Gleise legen würde. Die Deportation wurde verhindert, die Festgesetzten kamen wieder frei.
„Es gab damals viele unbekannte Helden“, sagt Eliah Sakakushev-von Bismarck, der künstlerische Direktor der Villa Seligmann, der selbst aus Plovdiv stammt. In dem Haus für jüdische Musik widmet sich jetzt die Ausstellung „Die Kraft der Zivilgesellschaft während des Holocaust“ dem Schicksal der bulgarischen Juden in der NS-Zeit. Die Wanderausstellung, initiiert vom bulgarischen Außenministerium, erinnert mit Fotos, Filmen und Dokumenten an ein zu Unrecht vergessenes Kapitel der Geschichte.