Geht die Monogamie wirklich gegen die Natur des Menschen?
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Die Monogamie ergibt entgegen anderslautender Mythen Sinn für den Menschen – auch genetisch.
© Quelle: Andrik Langfield/Unsplash.com
Es gibt den weit verbreiteten Mythos, dass der Mensch nicht monogam sein kann und dass es nicht in seiner Natur liegt. Monogamie sei einzig und allein ein gesellschaftliches Konstrukt. Angeblich würde es eher seiner Natur entsprechen, in einem Harem zu leben oder immer wieder wechselnde Partnerinnen oder Partner zu haben. Wenn man sich Studien zum Thema ansieht, kann man zwar sehen, dass nur 25 Prozent aller Menschen monogam leben, dies liegt aber nur daran, dass Monogamie in der Biologie anders definiert wird.
Serielle Monogamie ist die meistgelebte Beziehungsform
Dort bezieht man sich meist auf eine lebenslange Monogamie. Diese wird von vielen Menschen nicht gelebt, aber es gibt auf jeden Fall die serielle Monogamie. Wenn wir von der seriellen Monogamie ausgehen, dann kann man klar sagen, dass in den meisten Kulturen überwiegend Monogamie gelebt wird. Der Mensch hat natürlich eine gewisse Offenheit und es gibt auch andere Modelle. Aber die Zweierbeziehung ist immer noch die präferierte Form des Zusammenlebens.
Diese Zweierbeziehungen halten im Durchschnitt etwa vier Jahre. Es handelt sich hier allerdings um einen Mittelwert mit zum Teil großen Abweichungen.
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Ist die Monogamie noch zeitgemäß?
Monogame Beziehungen sind die meistgelebte Form der Partnerschaft. Doch dieses Beziehungskonzept ist nicht für alle Menschen richtig, erklärt Paartherapeutin Aino Simon im RND-Interview. Manche Paare könnten ihre Bedürfnisse besser in einer offenen Beziehung befriedigen. Aber auch diese habe Regeln und Grenzen.
Tierreich: Monogamie lohnt sich immer dann, wenn der Aufwand der Aufzucht sehr hoch ist
Genetisch hat der Mensch gemeinsame Vorfahren mit vielen Affenarten. Gorillas leben im Harem, Schimpansenweibchen paaren sich oft in geringen Zeitabständen mit mehreren Männchen. Es gibt also bei den Affenarten unterschiedliche Formen, sich fortzupflanzen, und Menschen haben so auch ihre eigene Form gefunden. Im Tierreich kann man sehen, dass sich Monogamie immer dann lohnt, wenn der Aufwand der Aufzucht sehr hoch ist. Wenn Tiere die Aufzucht allein bewältigen können, gibt es in der Regel keine Monogamie.
Bei uns Menschen hat es sich so entwickelt, dass wir auf zwei Beinen gehen und unser Becken immer kleiner wurde. Es passt nur ein kleiner Kopf, beziehungsweise ein kleines Gehirn durch das Becken und Menschen kommen dadurch relativ früh und völlig hilflos auf die Welt. Menschenbabys brauchen daher sehr viel Brutpflege. Eine Menschenmutter könnte ihr Baby nicht allein zurücklassen, um Nahrung zu organisieren. Die Aufzucht eines Menschen braucht eine Gemeinschaft oder eben einen Partner, der sich – bis das Kind aus dem Gröbsten raus ist – mit darum kümmert. Und wenn das der Fall ist, so auch im Tierreich, dann gibt es auch meistens Monogamie.
Die Monogamie ergibt auch genetisch Sinn
Die zweite Fortpflanzungsstrategie ist das Fremdgehen. Auch das kommt in jeder Gesellschaft vor – mal mehr, mal weniger toleriert. Menschen sind zudem auch extrem anpassungsfähig. In Zeiten, in denen weniger Männer zur Verfügung standen (zum Beispiel in Kriegszeiten), lockerte sich die Haltung der Gesellschaft zu solchen Themen häufig. Und natürlich stand die strenge Monogamie auch im Zusammenhang mit dem Patriarchat. Aber nach den neuesten Untersuchungen kann man ganz klar sagen, dass wir aktuell genau so leben, wie unsere Prägung ist. Wir müssen also nicht zwingend anders leben und Monogamie ergibt, neben vielen anderen guten Argumenten, auch genetisch absolut Sinn.
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