Nicht zum Therapeuten werden: der richtige Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Beziehung
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Was macht es mit einer Beziehung, wenn der Partner oder die Partnerin eine psychische Erkrankung hat?
© Quelle: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tm
Psychische Erkrankungen nehmen seit Jahren zu. Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine haben die Situation sogar noch verschärft. Besonders Depressionen und Angsterkrankungen sind im Zuge dessen häufiger geworden. Aber was macht es mit einer Beziehung, wenn der Partner oder die Partnerin eine psychische Erkrankung hat?
Natürlich sollten wir uns in Beziehungen gegenseitig unterstützen und auch in schlechten Zeiten füreinander da sein. Dennoch ist es neben all dem Mitgefühl und aller Unterstützung auch wichtig, die eigenen Bedürfnisse und Themen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Unterstützung sollte nicht zu sehr zu einem Mitleiden führen, sondern ein gesundes Gleichgewicht aus Fördern und Fordern integrieren.
Beziehung auf Augenhöhe
Es ist selten hilfreich dem Partner oder der Partnerin immer mehr abzunehmen und so zu Therapeut oder Therapeutin für diese zu werden. Wenn wir dauerhaft zu viele Hilfsrollen übernehmen, können wir auch nicht mehr als Partner oder Partnerin auf Augenhöhe agieren. Und wenn die psychische Erkrankung der Partnerin oder des Partners in einer Beziehung zu viel Raum einnimmt, dann schadet dies nicht nur der Person ohne psychische Erkrankung, sondern auch der Beziehung.
Eine Beziehung sollte mit diesen Themen nicht überfrachtet werden. Sie sollten aber dennoch besprochen werden. Hier kann es auch ein Standard (Beziehungswunsch) sein, den Partner oder die Partnerin bei einer drohenden oder bestehenden Chronifizierung der Erkrankung zu bitten, sich Hilfe bei Ärzten oder Therapeuten zu suchen. Das Thema der Erkrankung bekommt dort einen eigenen Raum und die Verantwortung kann Professionellen in die Hände gegeben werden.
Im Idealfall kann eine Beziehung an solchen Themen wachsen, oft zerbricht sie aber auch daran. Wenn dauerhaft ein zu großes Ungleichgewicht in Beziehungen besteht – und das betrifft nicht nur psychische Erkrankungen – dann kann das zur Belastungsprobe für jede Beziehung werden. Und manchmal geht es Menschen auch so schlecht, dass sie sich erst mal um sich selbst kümmern müssen und keine Kapazitäten für eine Beziehung haben.
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