Für immer jung? Diese Risiken haben Faltenunterspritzungen mit Botox und Hyaluron
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Schätzungen zufolge werden Menschen, die sich Faltenunterspritzungen unterziehen, immer jünger.
© Quelle: David Parry/PA Wire/dpa
Wer heute in den sozialen Medien unterwegs ist, hat das Gefühl, immer weniger Menschen mit Falten zu sehen. Ob das am Einsatz von gesichtsverändernden Filtern oder von ästhetischen Eingriffen liegt, ist nicht immer deutlich zu erkennen. Klar ist aber, dass sich gerade Faltenbehandlungen immer größerer Beliebtheit erfreuen – Instagram, Tiktok und Co. dürften daran nicht ganz unschuldig sein. Doch bei dem Trend zu faltenfreier Haut sollten die Risiken nicht unterschätzt werden.
Faltenbehandlungen gehörten zu den Eingriffen, die seit einigen Jahren die höchsten Anstiege in Deutschland verzeichnen. So haben sich im Jahr 2022 insgesamt 8,6 Prozent mehr Menschen Botox- oder Hyaluronbehandlungen im Gesicht unterzogen als noch im Vorjahr, zeigt die aktuelle Behandlungsstatistik 2023 der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). Allein im Jahr 2022 haben sich demnach mehr als 50.000 Menschen in Deutschland Botox oder Hyaluron injizieren lassen. Alarmierend: Die Patientinnen und Patienten, die sich Behandlungen mit Hyaluronsäure und Botulinumtoxin (Botox) unterziehen, werden jünger. Das schätzen 72,73 Prozent der Mitglieder der VDÄPC in der Behandlungsstatistik des Vorjahres. Unabhängig vom Alter der Patientin oder des Patienten – die Nebenwirkungen können mitunter gefährlich sein. Vor allem dann, wenn die Behandlerin oder der Behandler medizinisch nicht für den Eingriff geschult ist.
Was sind Hyaluronsäure und Botox?
Bei Hyaluronsäure handelt es sich um einen Hauptbestandteil des zwischen den Hautzellen liegenden Bindegewebes, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Hyaluronsäure ist eigentlich ein körpereigener Stoff, der die Fähigkeit hat, große Mengen Wasser zu binden und so für die Straffheit der Haut zu sorgen. Wenn der Mensch älter wird, nimmt der Hyaluronsäuregehalt in der Haut ab, die Haut verliert an Elastizität und Volumen – und es entstehen Falten. Industriell hergestellte Hyaluronsäure wird bei einer Faltenunterspritzung mit dünnen Nadeln unter die Haut gespritzt, um entstandene Falten aufzupolstern.
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© Quelle: Agnieszka Krus/RND
Botox (Botulinumtoxin) ist ein Protein, das aus dem Bakterium Clostridium botulinum gewonnen wird, heißt es bei der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Botulinum- und Fillertherapie (DGBT). Botox vermindert demnach die Muskelkontraktion, indem es den hierfür benötigten Botenstoff blockiert. Botox wird eingesetzt, um mimische Falten zu glätten. Was dabei nicht außer Acht gelassen werden darf: Botulinumtoxin sei die giftigste aller bekannten Substanzen, heißt es beim Wissensmagazin „Scinexx“. In der Faltenbehandlung wird Botox daher nur sehr stark verdünnt eingesetzt.
Was sind die Risiken von Botox und Hyaluron?
Auch wenn Faltenbehandlungen oft als Jungbrunnen der heutigen Zeit verkauft werden, können Hyaluronsäure und Botox schwere Nebenwirkungen haben. „Botulinumtoxin kann zu vorübergehenden Nervenlähmungen und Blutergüssen führen“, warnt Dennis von Heimburg, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie und ehemaliger Präsident der VDÄPC. Bei der Behandlung mit Hyaluronsäure können von Heimburg zufolge neben Nebenwirkungen wie Schwellungen, Blutergüssen und Schmerzen ebenfalls schlimmere Begleiterscheinungen auftreten. Möglich seien etwa Gewebeuntergänge durch einen Gefäßverschluss, schwere Infektionen durch Bakterien, Knoten und Granulombildung sowie Nerven- oder Gefäßverletzungen.
Von Heimburg erklärt, dass die Komplikationen auch immer davon abhingen, wie geschult jemand sei – und ob die behandelnde Person die Nebenwirkung sofort erkenne. „Ein Gefäßverschluss etwa muss sofort mit einem Medikament behandelt werden“, sagt von Heimburg. „Das kann aber nur ein Arzt verabreichen.“ Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker etwa verfügen nicht über derartige Arzneimittel – und können die Nebenwirkung entsprechend nicht medikamentös behandeln.
Wer darf Falten unterspritzen?
In den sozialen Medien hört man immer öfter auch von Kosmetikerinnen und Kosmetikern, die Faltenunterspritzungen anbieten. Das ist aber verboten, wie ein Urteil des Oberlandesgerichts Karlsruhe aus dem Jahr 2012 verfügt.
„Es gibt strenge rechtliche Vorgaben, welche Berufsgruppen Unterspritzungen mit Botox und Hyaluronsäure vornehmen dürfen“, sagt auch Anna Stenger, Fachanwältin für Medizinrecht.
Bei Medizinerinnen und Medizinern sind die Vorgaben relativ überschaubar. Ärztinnen und Ärzte dürfen Unterspritzungen mit Botox und Hyaluronsäure Stenger zufolge durchführen – und zwar unabhängig von der Fachrichtung. Zahnärztinnen und Zahnärzte, die über keine zusätzliche ärztliche Approbation oder Heilpraktikererlaubnis verfügen, dürfen Unterspritzungen hingegen nur in den Grenzen des Lippenrots vornehmen.
Anders verhält es sich bei Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern. Unterspritzungen mit Hyaluronsäure sind dieser Berufsgruppe erlaubt. Fraglich ist Stenger zufolge aber die Unterspritzung mit Botox: „Dies ist umstritten und durch die Rechtsprechung noch nicht abschließend geklärt“, sagt die Rechtsanwältin. „Klar ist allerdings, dass Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker Botox nicht beziehen dürfen, da es sich um ein verschreibungspflichtiges Medikament handelt, das nur von Ärztinnen und Ärzten verschrieben werden kann“, sagt Stenger. Handeln die jeweiligen Berufsgruppen gegen die geltenden Gesetze, können die Behandlungen eine strafbare Körperverletzung darstellen.