Zeitloser Schmuckklassiker: Warum Perlen beliebter denn je sind
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Perlenketten sind bei Männern und Frauen beliebt.
© Quelle: Volodymyr Kozin/iStockphoto
Sie sind von geradezu märchenhafter Schönheit: So waren die Griechen der Überzeugung, dass Perlen Tautropfen des Mondes seien, wohingegen die Römer annahmen, dass es sich dabei um eine Frucht der schaumgeborenen Venus, der Göttin der Liebe, handle.
Eine besonders eindrucksvolle Anekdote geht auf die ägyptische Pharaonin Kleopatra zurück, die eine Perle aus ihrem Ohrring in Essig aufgelöst und das Gemisch hernach getrunken haben soll. Sie hatte mit ihrem Liebhaber Marcus Antonius darum gewettet, wer beim gemeinsamen Festmahl die teuerste Delikatesse auftischen würde. Mit ihrem äußerst kostspieligen Cocktail gewann Kleopatra klar gegen die Nachtigallenzungen und das Krabbenzahnfleisch, das der römische Feldherr kredenzt hatte.
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Schmuckdesignerin: „Bereits die allerkleinste Perle strahlt ein wundervolles Licht aus“
Ob ihr das Getränk von innen heraus zu einem besonderen Glow verhalf, ist nicht überliefert. Fakt ist jedoch, dass schimmernde Perlen auf der Haut eine ganz besondere Wirkung entfalten. Diesen speziellen Glanz erläutert die Pforzheimer Schmuckdesignerin Eva Strepp, die seit rund 20 Jahren ausschließlich Perlen verarbeitet, folgendermaßen: „Bereits die allerkleinste Perle strahlt ein wundervolles Licht aus, das ist wirklich bemerkenswert. Sie heben die Erscheinung der Trägerin, erhellen sie. Die Lüster, so nennt man das Strahlen einer Perle, bringen zum Beispiel einen müden Teint wieder zum Leuchten.“
Perlen können von Weiß über Gelb und Rosa bis zu dunklem Anthrazit mit einem blauen, grünen, violetten oder schwarzen Schimmer in vielen Farben auftreten. Eva Strepp verwendet für ihre Kreationen hauptsächlich weiße Perlen, deren Farbspektrum von kühlem Blau bis hin zu warmem Rosé reicht. Der Vorteil: „Wenn man weiße Perlenohrringe trägt, unterstreicht das Weiß der Perlen das Weiß der Augen. Perlen betonen das Positive, was bereits vorhanden ist, beim Menschen. Sie machen das Gesicht weicher“, ist Strepp überzeugt.
Ein kleines Wunder: Perlen entstehen in Muscheln
Seit Jahrtausenden gelten natürliche Perlen in den unterschiedlichsten Kulturen als Kostbarkeiten, stellt doch bereits ihre Entstehung in einer Muschel ein kleines Wunder dar, das bis heute nicht vollständig wissenschaftlich geklärt ist. Die gängigste Annahme besagt: Wenn ein Fremdkörper oder Parasit in das Fleisch einer Perlmuschel eindringt, beginnt sie, Perlmutt abzusondern, um ihn zu ummanteln. Sie überzieht den Eindringling Schicht für Schicht, sodass sich schließlich eine kugelförmige Perle bildet. Dieser Prozess dauert bis zu zwei Jahre.
Diese Ergebnisse einer Abwehrreaktion waren lange Zufallsfunde. Vor allem große Exemplare galten als ausgesprochen selten und sehr wertvoll. Und sie übten schon früh ihren Reiz aus: Archäologen konnten nachweisen, dass bereits in der Jungsteinzeit Menschen auf dem Gebiet der heutigen Arabischen Emirate nach den entsprechenden Muscheln tauchten. Das gefährliche Unterfangen lohnte sich, denn Perlmutt war eine beliebte Handelsware.
Ältester Perlenschmuck wird auf Alter von 4300 Jahren geschätzt
Auch legte man Perlen oftmals Verstorbenen als Grabbeigabe auf die Lippen. Archäologen fanden 2012 in einem Grab im Emirat Umm Al Quwain eine Perle, deren Entstehungszeit sie zwischen 5547 und 5235 vor Christus datierten. Der älteste Perlenschmuck wird auf ein Alter von 4300 Jahre geschätzt und befindet sich im Museum von Kairo. Andere Überlieferungen gehen davon aus, dass bereits der chinesische Kaiser Yu vor 5000 Jahren einen Perlenstrang geschenkt bekam.
Schon im dritten Jahrhundert vor Christus versuchte man, Perlen auf künstlichem Weg im Roten Meer zu züchten, doch erst 1920 gelang es dem Japaner Kokichi Mikimoto, die ersten vollrunden Zuchtperlen herzustellen. Worüber man sich im Klaren sein muss, ist, dass auch diese Perlen von Lebewesen stammen. Die Tierschutzorganisation Peta weist darauf hin, dass es sich bei Perlenmuscheln um Weichtiere handle, die auf den Zuchtfarmen gehalten und „einem invasiven Verfahren, das einem chirurgischen Eingriff gleicht“, unterzogen würden. Eine vegane Alternative sind Kunstperlen, die vor allem Modeschöpferin Coco Chanel populär machte. Sie gilt damit als die Erfinderin des Modeschmucks.
Harry Styles, Pharrell William, Giambattista Valli: Perlen begeistern jetzt auch Männer
Heute sind Perlen beliebter denn je, und die Nachfrage sowohl nach Kunst- als auch nach echten Perlen ist immens. Vorbei die Zeiten, in denen sie als das etwas spießige Symbol des bürgerlichen Establishments galten. Zu verdanken ist das auch der modernen Interpretation des Schmuckklassikers durch Designerinnen wie etwa Sophie Bille Brahe, Saskia Diez und Simone Rocha.
Auch die filigranen, zart reduzierten Entwürfe von Eva Strepp widerlegen das überholte Klischee vom altbackenen Perlencollier. „Heutzutage kommt es doch vielmehr darauf an, mit was für einem Style, mit was für Kleidung man Perlen kombiniert“, sagt die 48-Jährige. „Sie passen zu so vielen Typen und Gelegenheiten. Und oft sehen wir ja auch, dass jemand sie ironisch trägt und auf diese Art mit dem klassischen, adretten Bild bricht.“
Die Anhängerinnen des sogenannten Pearlcore-Trends legen Perlenketten unterschiedlicher Länge gern übereinander. Oder es wird bunter Modeschmuck als Kontrast und Stilbruch zu Perlen getragen. Zudem finden mittlerweile auch immer mehr Männer Gefallen an Perlenschmuck, etwa die Musiker Harry Styles und Pharrell Williams oder der Modemacher Giambattista Valli, der gern Perlenketten über einem schlichten T-Shirt oder Pullover trägt. Auf den Laufstegen für die Frühjahrs- und Sommermode waren neben Ketten und Ohrringen auch sogenannte Cocktailringe mit sehr großen Perlen zu sehen – Kleopatra hätte das sicher gefallen.