Mit der Kraft der Gedanken: So schaffen Sie es, Ihre Ziele zu verwirklichen
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Wünsch dir was: Gedanken und Gefühle beeinflussen Zielsetzungen.
© Quelle: Christopher Campbell/Unsplash
Gute Vorsätze umzusetzen, Ziele zu verwirklichen – das verbinden viele vor allem mit Tatkraft. Doch eine derzeit viel diskutierte Methode, um Träumen und Wünschen näherzukommen, setzt vor allem auf Vorstellungs- oder auch Visionskraft beziehungsweise Manifestation. Prominente wie der Schauspieler Jim Carrey oder Sängerin Lady Gaga gelten als überzeugte Anwendende. In sozialen Medien und zahlreichen Podcasts wird die Methode viel diskutiert. Life-Coaches wie Laura Maria Seiler oder der ehemalige Schauspieler Pierre Franck füllen die Bücherregale mit Ratgebern zum Thema, geben Onlineseminare und Workshops. Doch wie weit bringt einen die Kraft der Gedanken wirklich?
Realität ausmalen
Der Begriff Visionskraft umschreibt eine positive Denkmethode, mit der Wünsche manifestiert werden können. Konkret bedeutet das, sich sein Ziel vor dem inneren Auge zu vergegenwärtigen. Wer etwa schlank und fit sein möchte, stellt sich also seinen idealen Körper vor, betrachtet ihn wie mit einer Filmkamera von allen Seiten und überlegt, wie der Alltag mit dem Idealgewicht sein wird. Ein positives Gefühl dabei, als hätte man sein Ziel schon erreicht, soll den Effekt verstärken, die Gedanken in die Realität zu holen.
Vor allem Profisportlerinnen und Profisportler nutzen die Technik der Visionskraft, um sich mental auf ihr Ziel zu fokussieren. So hat sich US-Basketballprofi Michael Jordan in seiner aktiven Zeit vor jedem seiner Spiele die perfekten Korbwürfe vorgestellt.
Glaube allein reicht nicht
„Psychologisch betrachtet können Gedanken durchaus in gewissem Rahmen Realität erschaffen“, sagt Katharina Tempel, Psychologin und Autorin. Gemäß dem sogenannten Gesetz der Anziehung sei es möglich, durch Gedanken und Gefühle alles anziehen zu können, wonach wir uns sehnen. „Aber unsere Gedanken sind nicht der einzige Faktor, der unsere Realität bestimmt, und insofern ist auch die Macht unserer Gedanken begrenzt“, räumt Tempel ein.
Problematisch sei es etwa dann, wenn suggeriert wird, dass man nur stark genug an etwas glauben müsse, damit es in Erfüllung gehe. „Was ist jedoch mit Menschen, die lebensbedrohliche Krankheiten haben? Diese sind in den allermeisten Fällen weder allein durch falsche Gedanken verursacht worden, noch können sie allein durch diese geheilt werden“, merkt Tempel kritisch an. Positives Denken allein erfüllt also keine Wünsche.
Visionskraft anzuwenden ist also kein Allheilmittel. Die Miete zahlen und den Dispo ausgleichen kann Visionskraft nicht. Vielmehr geht es darum, dass die Ziele realistisch und vor allem auf die eigene Person beziehungsweise Persönlichkeit gerichtet sein müssen, denn Manifestieren kann letztlich nur das eigene Denken und Handeln beeinflussen.
Ohne Tatkraft geht es nicht
Was also tun, damit der Traum vom schlanken Körper oder dem beruflichen Erfolg dennoch wahr wird? „Da gibt es nur eine Lösung: Man muss ins Handeln kommen“, sagt Sebastian Kernbach. Der 42-Jährige hat unter anderem eine Assistenzprofessur für Design und Kreativität an der School of Management der Universität St. Gallen und ist Gründer und Leiter des Life Design Labs. Ziel seiner Arbeit ist es, Menschen wissenschaftlich fundierte Methoden an die Hand zu geben, mit denen sie Ziele erreichen können. Die Visionskraft ist ein Teil davon.
Um sich seine Ziele klar vor Augen zu führen, kann ein Visionboard helfen. Das ist eine dekorativ gestaltete Pinnwand mit inspirierenden Bildern, Sprüchen und Zitaten, passend zu den eigenen Wünschen. Sie bilden etwa das Traumhaus mit Garten, den Urlaub am Meer oder ein glücklich verliebtes Paar ab. Für Carmen Leitner ist das Visionboard eine schöne haptische Ergänzung, das die Ziele quasi greifbarer macht. Leitner manifestiert seit drei Jahren auf diese Weise vor allem ihre privaten, familiären und beruflichen Ziele. Dabei nutzt sie sowohl eine große Pinnwand im Büro als auch eine App. Zusammen mit ihrem Mann führt sie ein Fotostudio. „Gerade beim Thema Geld war die Visionskraft für uns ein richtiger Gamechanger“, sagt sie.
Mehr positive Energie
Wünsche auszusprechen sei der erste Schritt, damit sie auch erfüllt werden können, ist Leitner überzeugt. „Das ist essenziell für den Erfolg. Noch besser ist es, Ziele einem empathischen Umfeld zu präsentieren, das mit Neugier und Wertschätzung darauf reagiert. Idealerweise der Familie oder Freunden“, ergänzt Sebastian Kernbach. Das setze positive Energie frei, um schließlich zu handeln.
Beim Aktivwerden bietet es sich an, zunächst kleine Schritte zu unternehmen. Nimmt man sich zu viel vor, besteht die Gefahr, an Energie und damit auch an Motivation zu verlieren: Wer beispielsweise mehr Sport in sein Leben integrieren möchte, sollte nicht mit einem 20-Minuten-Lauf starten, sondern mit einem kurzen, aber zügigen Spaziergang, und das dann regelmäßig steigern. Wissenschaftler Kernbach ergänzt: „Vielleicht merkt man dabei, dass Joggen nicht die richtige Sportart ist, und testet dann eine andere, sodass man sich auf die Bewegung freut.“ Wichtig sei vor allem, sich nicht zu überfordern.
Innere Blockaden lösen
Glaubenssätze, also innere Stimmen von meist kritischer Natur, können die Wirkung positiver Vorstellungskraft hemmen. Sätze wie „Das schaffst du eh nicht, du bringst ja nie was zu Ende“, sollten erst gar nicht in einem hochkommen.
Um sie im Keim zu ersticken, sollte man sich bewusst machen, dass Glaubenssätze ihren Ursprung häufig in der Kindheit haben. Man hat sie von klein auf zu hören bekommen – etwa von den Eltern, Großeltern, Erziehern, Lehrern. Das Gehirn hat sie irgendwann verinnerlicht und sieht sie als unüberwindlich an. Doch das sind sie nicht. Negative Glaubenssätze lassen sich umwandeln. Am besten werden sie dafür in einem Blockadentagebuch eingetragen und einem Realitätscheck unterzogen. So wird beispielsweise aus einem „Du bist doch viel zu alt dafür“ ein „Ich habe genug Lebenserfahrung und Energie, um ein neues Projekt zu beginnen“. Zusammen mit den Effekten der Visionskraft erhöhen sich auf diese Weise die Chancen, Ziele tatsächlich zu realisieren.
Sich gar nichts vorzunehmen ist auch gut
Wer keine beruflichen Vorsätze hat, sollte sich darüber keine Gedanken machen. „Wenn mir wirklich Vorsätze fehlen, habe ich vielleicht gerade keine Dringlichkeit, etwas zu verändern“, sagt die Coachin Daniela Merz. Das müsse aber nicht heißen, dass man unmotiviert ist. Vielleicht hat der Job in Bezug auf das persönliche Wachstum gerade einfach keine Priorität. Auch Stephan Sandrock, Leiter des Fachbereichs Arbeits- und Leistungsfähigkeit beim Institut für angewandte Arbeitswissenschaft, meint: „Wenn ein Mitarbeiter sagt, er ist zufrieden, kommt gern zur Arbeit, erledigt diese zufriedenstellend und möchte gar nichts verändern, dann ist das auch in Ordnung.“