Bauchschmerzen durch Kirschen? Warum manche Menschen kein Obst vertragen
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"Beim Kirschen-Essen kein Wasser trinken - sonst gibt's Bauchweh": Dieser Satz von Oma ist heutzutage nur teilweise gültig.
© Quelle: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-tmn
Bonn. Zum Start der Kirschen-Saison hallt vielen Omas mahnende Stimme durch den Kopf: „Zu dem Steinobst bloß kein Wasser trinken, sonst gibt‘s Bauchweh!“ Neben Kirschen können auch andere Früchte für Bauchschmerzen sorgen. Woran liegt das genau? Und: Kann man dagegen etwas tun?
Hefepilze auf Kirschen
Erstmal zu den Kirschen: Für die Bauchschmerzen nach der Nascherei gibt es laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) mehrere Erklärungen. Schuld können etwa Hefepilze sein, die oft auf der Schale von Kirschen sitzen.
Isst man große Mengen Kirschen, kann es passieren, dass die Hefepilze den Zucker zu Alkohol vergären. Als Abbauprodukt entsteht dann Kohlendioxid, das für Blähungen sorgt. Das Wasser kann laut BZfE den Effekt verstärken, da es die Magensäure verdünnt - und sie die Hefepilze nicht mehr so erfolgreich abtöten kann.
Schlechte Wasserqualität?
Aber: „Viel wahrscheinlicher ist, dass die Warnung auf die schlechte Trinkwasserqualität in früheren Zeiten zurückzuführen ist“, so Harald Seitz vom BZfE. Keime im Wasser können - auch ganz ohne Kirschen - Blähungen und Durchfall verursachen.
Ein Problem, das angesichts der guten Trinkwasserqualität heutzutage nicht mehr vorkommen sollte. Der Ratschlag des BZfE lautet daher: Kirschen gut waschen und nicht zu viel auf einmal naschen.
Nicht alle vertragen Fruchtzucker
Von verunreinigtem Wasser abgesehen: Warum bereitet Obst manchen Menschen Bauchschmerzen und andere Verdauungsbeschwerden - auch in kleinen Mengen? Das liegt nach Einschätzung von Astrid Donalies von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) an der sogenannten Fructosemalabsorption.
Das bedeutet, dass manche Menschen Fruchtzucker einfach nicht vertragen. „Bei der Fructosemalabsorption wird die Fructose im Dünndarm nicht oder nicht vollständig aufgenommen“, sagt Donalies. Der Fruchtzucker kann deshalb in größeren Mengen in den Dickdarm gelangen, wo ihn Darmbakterien abbauen. Dabei entstehen kurzkettige Fettsäuren und Gase - und mit ihnen ein Völlegefühl bis hin zu Bauchweh und Durchfall.
Zum Arzt statt gänzlicher Verzicht
Wer schon beim Anblick eines Apfels Bauchweh bekommt, dem rät Astrid Donalies, gemeinsam mit einem zertifizierten Ernährungsspezialisten ein Protokoll aller Mahlzeiten zu führen. Zunächst müsse geklärt werden, welche Lebensmittel die Beschwerden verursachen. Beim Verdacht auf eine Fructosemalabsorption kann zusätzlich der sogenannte „Wasserstoff-Atemtest“ Gewissheit bringen. Der Arzt oder die Ärztin untersucht die Atemluft auf Wasserstoff, der als Abbauprodukt der Fructose entsteht.
Von Selbstdiagnosen und einer Behandlung auf eigene Faust rät die Ernährungsexpertin allerdings ab. Grund: Verzichtet man vollständig auf Obst, kann man einen Vitamin-C-Mangel bekommen. Wurde eine Unverträglichkeit diagnostiziert, streicht man je nach Ausprägung am besten die jeweiligen Früchte vom Speiseplan - und auch Fertigprodukte. Denn die sind oft mit Fructose-Glucose-Sirup gesüßt.
Das hilft bei einer Unverträglichkeit
Um eine Unverträglichkeit in den Griff zu bekommen, sollte man anfangs ganz auf Fruchtzucker verzichten. Aufmerksam werden sollten Betroffene laut DGE bei Bezeichnungen wie Zuckeraustauschstoff, Stärkesirup, Apfel-/Birnenkraut, Kunsthonig sowie Sorbit (E 420), Mannit (E 421), Isomalt (E 953), Maltit (E 965), Laktit (E 966) und Xylit (E 967). Nach ein paar Wochen können Betroffene laut DGE-Empfehlung wieder zur normalen Ernährung übergehen. Vorausgesetzt, die Beschwerden haben sich gelegt.
Wer zu einer Unverträglichkeit neigt, greift laut Donalies dann am besten zu bekömmlicheren Früchten, die vergleichsweise wenig Fructose enthalten. Dazu zählen etwa Avocado, Banane, Ananas, Erdbeere und Pfirsich.
Und die Ernährungsexpertin hat noch einen Tipp: Isst man Früchte zusammen mit Fetten und Eiweiß, könne die Mahlzeit bekömmlicher sein, da die Fructose verzögert aufgenommen werde. Heißt: Ein Früchtequark verursacht weniger Bauchweh als ein Apfel auf nüchternen Magen. Grundsätzlich lautet die Ernährungsempfehlung der DGE: Drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag essen.
RND/dpa