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Abriss Bahnbrücke

19 Monate Sperrung am Thielenplatz

Hoffen, dass die Königstraße mit dem Neubau an Qualität gewinnt: Geschäftsleute aus der Königstraße. Von links: Ioannis Dimas (Leinegold), Angelika Figeis-Blecker und Martin Blecker (beide: Optik- und Hörgeräte), Thi Thu Ha Doan (Änderungsschneiderei), Basak und Monika Voß (beide: Bettwäsche- Galerie)

Hoffen, dass die Königstraße mit dem Neubau an Qualität gewinnt: Geschäftsleute aus der Königstraße. Von links: Ioannis Dimas (Leinegold), Angelika Figeis-Blecker und Martin Blecker (beide: Optik- und Hörgeräte), Thi Thu Ha Doan (Änderungsschneiderei), Basak und Monika Voß (beide: Bettwäsche- Galerie)

Hannover. Es ist die nächste Großbaustelle in der Innenstadt: Am Montag startet die Vollsperrung am Thielenplatz, weil dort die Bahnbrücke abgerissen und neu aufgebaut wird. 19 Monate lang wird kein Auto von der Theaterstraße in die Königstraße passieren können. Die Kaufleute in der Königstraße tragen es mit Fassung. „Königlicher Service – auch während der Brückensanierung“, hat Optiker Martin Blecker zehn Meter breit als Schriftzug über seinen Eingang dekoriert. „Einige Kunden haben schon gesagt: Wir kommen sonst kaum über die Straße wegen der vielen Autos – jetzt haben wir endlich mehr Platz“, berichtet Monika Voß von der Bettwäsche-Galerie in der Königstraße 9.

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Etwa 10 000 Autos fahren an Werktagen durch die Königstraße zwischen Oper und Cityring. Schätzungen der Stadt zufolge werden es während der Brückenarbeiten nur 1000 bis 2000 täglich sein. Ob das aber zum Nachteil der Geschäftsleute ist, wird sich zeigen: Etwa 8000 Fahrzeuge zählen zum Durchgangsverkehr von der City zum Cityring, ihre Fahrer halten ohnehin nicht an, weil jemand Besorgungen erledigen will. Für die Kunden aber haben Bahn und Stadt intelligente Umleitungen ausgetüftelt. Die Königstraße, so das Versprechen, wird zu keinem Zeitpunkt Sackgasse sein, immer können alle rein- und wieder rausfahren.

Händler trotz Baustelle optimistisch

Seit fast 140 Jahren trennt die Brücke die Königstraße vom Rest der Innenstadt: Damals wurde der Bahnverkehr auf einen Damm höhergelegt, damit Autos und Eisenbahn sich nicht ständig in die Quere kommen. Einige Geschäfte aber sind älter. Zum Beispiel die Bäckerei Fahrenhorst in der Königstraße 54 – seit mehr als 150 Jahren verkaufen sie Brot und Brötchen, Kuchen und Kaffee. Auch viele andere Geschäfte haben längst Generationswechsel hinter sich oder bereiten den nächsten vor. Wie bei Bettenmodeanbieterin Voß, wo Schwiegertochter Basak Voß in die Firma eingestiegen ist. Dass jetzt eine Durststrecke auf sie zukommt, wissen sie alle. „Aber es ist gut, wenn in Infrastruktur investiert wird“, sagt Optiker Blecker: „Wir hoffen, dass die neue Brücke dann wieder 100 Jahre hält.“

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Die Königstraße ist noch eine echte Einkaufstraße, in der sich Fachgeschäfte halten, die meisten von ihnen inhabergeführt. Durch die nahe Musikhochschule ist der Anteil an Instrumentalhändlern groß: von Musik Bornemann über das Klavierhaus Meyer bis zum Bechstein-Händler im Königshof. Galerien, Kochschulen, Modegeschäfte – Leerstand gibt es nicht in der Königstraße. Thi Thu Ha Doan ist mit ihrer Änderungsschneiderei sogar gerade erst hergezogen. „Ich glaube, dass die Königstraße ein guter Standort ist“, sagt sie.

Brücke wird in Etappen abgerissen

Nicht nur für die Anlieger, auch für die Bahn ist der Abriss der 1880 errichteten Brücke ein logistisches Problem: Der Verkehr vom Bahnhof nach Süden und Westen verläuft komplett über das Bauwerk. Deshalb soll die Brücke ab Oktober in mehreren Phasen abgerissen und durch insgesamt 16 Hilfsbrücken ersetzt werden. Dabei kommt es immer wieder zu mehrtägigen Sperrpausen im Bahnverkehr. Ein Gleis für Regionalzüge soll jedoch ständig befahrbar bleiben. „Es wird Einschränkungen für den Bahnverkehr geben“, sagt DB-Projektmanager Matthias Michaelis. Der Hauptbahnhof werde aber weiterhin aus östlicher Richtung angefahren.

Vor Oktober werden Fundamente gegossen, auf denen die Ersatzbrücken eingeschoben werden können. Für Baustellen-Spieker könnte der Thielenplatz zum Hotspot werden: Dort werden die neuen Brückenteile zusammengeschweißt.

Am Ende soll das Bauwerk zumindest vom Thielenplatz aus wieder fast wie das Original aussehen – die Fassade dort ist ein Denkmal. Das schöne Brückengeländer mit Steinballustern ist bei der Demontage kaputt gegangen, aber zumindest die großen Sandsteinquader sollen erhalten werden. Ende 2019, hofft man bei der Bahn, soll dann alles fertig sein. Und die Geschäftsleute der Königstraße setzen darauf, dass dann auch die Unterführung freundlicher aussieht. „Bisher war es ja doch ein ziemlich düsteres Loch“, sagt Anliegerin Angelika Figeis-Blecker.

So funktionieren die Umleitungen

Die Sperrung der Innenstadt-Brücke hat starke Auswirkungen auf den Verkehr. Damit die Königstraße nicht zur Sackgasse wird, sind die Pkw-Einbahnstraßenregelungen in der Augustenstraße und Teilen der Hinüberstraße geändert. Auch für Radfahrer und Fußgänger hat die Bahn mit großen Infotafeln Umleitungen ausgeschildert. Zudem informiert ein Faltblatt, das man sich unter „Bauprojekte“ auf der Internetseite der Bahn herunterladen kann, sehr detailliert über die Umleitungen.

Auch die Buslinien 100, 200, 128 und 134 werden umgeleitet, alle Haltestellen im betroffenen Teil der Königstraße entfallen. Westlich der Brücke halten die Busse 100, 200 und 128 in der Lavesstraße, der 134er am Hauptbahnhof. Östlich der Brücke halten der 100er und der 200er am Platz der Kaufleute, der 134er in der Fernroder Straße, die Linien 100, 200 und 134 am Emmichplatz und die Linien 128 und 134 in der Hindenburgstraße.

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Von Conrad von Meding

HAZ

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