3-D-Mammografie für die exakte Diagnosestellung
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Schwarzer Bär: Die Screening Praxis von Frau Regine Rathmann (in rot) testet ein neues Gerät zum 3D-Mammografie-Screening. Die Praxis nimmt als ein Partner an einer ToSyMa-Studie mit 80.000 Patienten teil.
© Quelle: Foto: Katrin Kutter
Hannover. Die Mammografiescreening-Einheit am Schwarzen Bär beteiligt sich an einer von der Deutschen Forschungsgesellschaft geförderten Studie zur Fortentwicklung digitaler Techniken bei der Früherkennung von Brustkrebs. In der Studie wird geprüft, inwieweit die Weiterentwicklung der herkömmlichen Mammografie zum sogenannten Schichtbildverfahren die Ergebnisse der Untersuchungen voranbringen. „Wir haben bereits zwei Geräte mit der dreidimensionalen Technik im Einsatz“, sagt Radiologin Regine Rathmann vom Screening-Zentrum in Linden. Allerdings würden diese bislang nur zur weiteren Abklärung eines unklaren Befundes eingesetzt.
Aus Patientensicht gibt es nur einen geringen Unterschied im Ablauf einer sogenannten Tomosynthese (3-D-Verfahren) im Vergleich zur herkömmlichen Mammografie. Die Brust wird aus Strahlenschutzgründen in gleicher Weise komprimiert, der Kopf des Tomosynthese-Gerätes bewegt sich dann in mehreren Schritten über die Brust und erreicht auch bei dichtem Drüsengewebe alle Abschnitte. Durch die Berechnung dreidimensionaler Datensätze können Gewebeüberlagerungen in der Brust reduziert werden, die vorher oft fälschlicherweise auf einen bösartigen Befund hingewiesen haben. Durch die Tomosynthese werden aber auch Tumore sichtbar, die in der normalen Mammografie möglicherweise durch überlappendes Gewebe verdeckt sind. „Die Diagnose wird noch weitaus zuverlässiger“, betont die Radiologin. Bei unklaren Befunden ist eine exaktere Diagnosestellung möglich. „Auch versteckte Läsionen können so frühzeitiger entdeckt werden“, betont Rathmann. Die Methode sei ein wichtiger Schritt bei der Brustkrebsfrüherkennung. „Mit den genaueren Befunden müssen wir dann voraussichtlich auch weniger Frauen zur weiteren Abklärung ein zweites Mal zum Screening einladen“, sagt die Radiologin. Den Patientinnen werden damit erheblicher psychischer Stress erspart.
Frauen, die zum Screening nach Linden kommen, können sich jetzt entscheiden, ob sie an der Studie teilnehmen wollen. Geplant ist 80.000 Frauen zwischen 50 und 69 Jahren für die Datenerhebung zu gewinnen. „Sie werden zufällig mit einer Chance von 50 zu 50 entweder der Gruppe mit Standardmammografie oder Tomosynthese zugeteilt“, so Rathmann. In beiden Gruppen werden dann in etwa einem Jahr die Entdeckungsraten von Brustkrebs sowie die Häufigkeiten der Abklärungsdiagnostik miteinander verglichen.
Zum Screening kommen bundesweit nur 52 Prozent aller anspruchsberechtigten Frauen zwischen 50 und 69 Jahren, die Zahl ist rückläufig. Am Schwarzen Bär liegt die Quote mit 56 Prozent und rund 180 Frauen pro Tag etwas höher. „Viele Patientinnen scheuen die Strahlenbelastung, dabei liegen die Werte weit unter der gesetzlichen Grenze“, betont Regine Rathmann. „Mit dem Nachweis noch besserer Diagnostik und Früherkennung kann die Zahl vielleicht wieder steigen.“ Die Radiologin ist überzeugt, dass das dreidimensionale System die Technik der Zukunft ist. „Da kann man dann eigentlich kaum noch etwas übersehen.“ Zudem könne die Abklärungsrate gesenkt werden. Ohnehin werden sämtliche Aufnahmen von zwei Ärzten befundet, daher müssen die Patienten im Screening auch rund eine Woche auf ihr Ergebnis warten. Derzeit müssen rund vier Prozent der untersuchten Frauen zu einer weiteren Diagnostik ein zweites Mal nach Linden kommen.
Screening senkt Sterblichkeit
Nur etwa jede zweite Frau nimmt das Angebot zum Mammografie-Screening wahr. Dabei sprechen die Zahlen der Brustkrebsfrüherkennung für sich. So hat sich seit der Einführung des Screenings 2002 die Diagnose von Tumoren unter einem Zentimeter nahezu verdreifacht.
Früherkennung bedeutet auch weitaus bessere Aussichten auf Behandlungs- und Heilungserfolg. Vor Einführung des Programms hatten 57 Prozent der Betroffenen keinen Lymphknotenbefall, die Zahl hat sich durch regelmäßiges Screening auf 75 Prozent erhöht, da die Karzinome in einem früheren Stadium entdeckt wurden. Und der Anteil von entdeckten Krebsstadien mit sehr ungünstigen Prognosen konnte von 56 auf 20 Prozent gesenkt werden. „Es gibt immer einen blinden Fleck bei der Diagnose“, sagt die Leiterin der Screening-Einheit am Schwarzen Bär, Regine Rathmann. Aber die regelmäßige Kontrolle und Diagnose habe dazu beigetragen, Tumore schon im Anfangsstadium zu entdecken.
Rund 70.000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs, 17.500 sterben an dieser Erkrankung. Das Screening-Programm soll die Sterblichkeit an Brustkrebs reduzieren. Alle Frauen zwischen 50 und 69 ( in den Niederlanden 75 ) Jahren werden alle zwei Jahre zur Röntgenuntersuchung eingeladen.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten des Früherkennungsprogramms, die Tomosynthese (3-D-Verfahren) gehört bis zum Abschluss der Studien nicht zur Kassenleistung. sub
Von Susanna Bauch
HAZ