Seit 34 Jahren lebt die staatenlose Intensiv-Krankenschwester Farah Demir in Deutschland. Versuche, einen Pass zu bekommen, scheiterten. Jetzt kam ein neuer Brief von der Ausländerbehörde.
Hannover.Bevor Farah Demir ihren Dienst beginnt, oft in einer Nachtschicht, hüllt sie sich beinahe vollständig ein. Über die blaue Schwesterntracht zieht sie einen gelben Umhang, bedeckt ihr Haar mit einer OP-Haube und zieht blaue Latexhandschuhe bis zu den Ellbogen hoch. Zum Schluss schirmt sie Mund und Nase mit einer FFP-3-Maske ab und setzt eine Schutzbrille auf. Wenn alles passt und das Virus hoffentlich keine Lücke findet, geht sie zu den Patienten auf ihrer Intensivstation und kümmert sich um Menschen, die mit Covid-19 infiziert in den Betten um ihr Leben kämpfen.
Seit Beginn der Pandemie arbeitet die ausgebildete Intensiv-Schwester Farah Demir, 36 Jahre alt, auf der Intensivstation der MHH. Sie sieht jeden Tag hilflose Männer und Frauen, alle haben Luftnot, Beatmungsgeräte sollen dies lindern. Menschen sterben, auch junge. „Es ist wahnsinnig anstrengend. Es ist eine Krankheit, für die es kein Lehrbuch gibt“, erzählt sie am Telefon auf eine sanfte Art, als wäre es ihr unangenehm, jemanden mit diesem Elend zu behelligen. Angehörige von Patienten berichten, dass Farah eine Schwester mit viel Mitgefühl sei, „ein Sonnenstrahl in einem echten Albtraum“. Natürlich sorgt sie sich, selbst infiziert zu werden, aber noch mehr, nach irgendeiner Schicht die Klinik zu verlassen und das Virus ohne ihr Wissen zu übertragen, an ihren Mann, Kollegen, die Familie.