Wie fühlt es sich an, wenn die Erde unter einem durchlöchert ist? In Hannover-Ahlem sorgen sich die Menschen wegen einsturzgefährdeter Stollen, verfallen aber nicht in Panik. Behörden und Ingenieure tun jetzt endlich, was längst hätte getan werden müssen.
Hannover. Erst war es nur ein kleines Loch. Ein Spaziergänger entdeckte es in einem Fußweg im hannoverschen Stadtteil Marienwerder. Das Loch hatte bloß einen Durchmesser von acht Zentimetern, aber seltsam war: Man konnte keinen Grund erkennen. Der Mann stocherte mit einem Stock darin herum, stieß jedoch auf keinerlei Widerstand. Das Tiefbauamt schickte einen Trupp, der alles verstopfte und Steine drüberlegte. Einen Monat später aber war das Loch wieder da, ein bisschen versetzt, schon sehr viel größer. Es hatte einen Briefkasten verschluckt.
Die Geschichte von dem mysteriösen Loch stammt von Dieter Eisfeld. Der 2018 verstorbene Leiter des hannoverschen Bauverwaltungsamtes war einer der Väter der Weltausstellung Expo 2000 – und außerdem Literat. 1991 hatte er einen schmalen Roman mit dem Titel „Das Loch“ rausgebracht. Eisfeld konnte nicht ahnen, dass es drei Jahre später eine beunruhigende Entsprechung in der Realität geben würde, in Ahlem auf dem Sportplatz: Ein fünf Meter breites und ebenso tiefes Loch hatte sich in der Aschenbahn aufgetan. „Ein Krater“, erinnert sich Martina Tanner.