Ausstellung erinnert an Hannovers letzte Königin
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Traditionspflege: Ernst August von Hannover zwischen Porträts seiner Urururgroßeltern auf Schloss Marienburg.
© Quelle: Benne
Hannover. Über seine Urururgroßmutter kann Ernst August von Hannover nur Gutes sagen: „Königin Marie war eine bemerkenswerte Frau, die sich auch schon mal der Hofetikette widersetzte“, sagt der 34-Jährige. Hannovers letzte Königin war beim Volk beliebt, ihre Ehe mit Georg V. galt als vorbildlich: „Besonders berühren mich die Briefe, die sie sich schrieben“, sagt Ernst August von Hannover: „Die Dokumente zeugen von der tiefen Liebe der beiden zueinander und zu ihrer Heimat.“
Am 14. April 1818, wurde Marie von Sachsen-Altenburg in Hildburghausen geboren. Pünktlich zu ihrem 200. Geburtstag stehen Georg und Marie jetzt im Mittelpunkt einer Ausstellung auf Schloss Marienburg. Zu sehen sind historische Urkunden und Möbel, prächtige Gemälde und Kleider. Die Welfen haben tief in ihre Schatzkisten gegriffen, um die Schau zu bestücken. Alle Exponate stammen aus Familienbesitz, die meisten waren nie zuvor öffentlich zu sehen. Eine wissenschaftlich-kritische Ausstellung ist dabei nicht herausgekommen, wohl aber eine, die mit Schauwerten, Storys und königlichem Glamour prunken kann.
Romanze auf Norderney
Mit 21 Jahren lernte Marie den blinden hannoverschen Kronprinzen kennen – und verliebte sich bei der Sommerfrische auf Norderney in den späteren König Georg V. Im Königinnenflügel der Marienburg, wo die kürzlich zu Ende gegangene Ausstellung „Der Weg zur Krone“ binnen vier Jahren rund 100 000 Besucher verzeichnete, erzählt die Ausstellung in neun Räumen die Geschichte des Paares.
Welfen-Ausstellung auf der Marienburg
Prinz Ernst August von Hannover stellt die Ausstellung „200 Jahre Marie und Georg von Hannover“ vor. Video: Benne
Anno 1843 feierten Georg und Marie ihre Hochzeit in Hannoves Schlosskirche mit einem fünftägigen Fest. Die Ausstellung zeigt nicht nur die prunkvolle Urkunde, mit der Queen Victoria der Ehe ihren Segen gab, sondern auch das original Hochzeitsstrumpfband, das Marie an jenem Tag trug – ein rotes mit goldenen Fransen.
Im Fürstenhof in der Calenberger Neustadt pflegten die Royals ein beinahe bürgerliches Familienleben – obwohl Maries Schwiegervater, König Ernst August, sich darüber echauffierte, das diese ihre Kinder persönlich stillte, anstatt dies – wie bei Hofe üblich – an eine Amme zu deligieren. Die Ausstellung zeigt ein fast vier Meter langes Gemälde, das der Malerstar Friedrich Kaulbach von Georg, Marie und ihren Kindern schuf. In einer Vitrine sind neben Spielzeugen auch Kleider der Mädchen und jene Uniform zu sehen, die der kleine Kronprinz Ernst August schon als Zweijähriger trug.
Eine Burg zum Geburtstag
Das Königspaar pflegte in Hannover einen kleinen Musenhof; sie förderten Künstler wie den Musiker Joseph Joachim. Georg selbst spielte passabel Klavier und komponierte rund 200 Werke. Er stiftete auch ein Museum. Die Ausstellung zeigt einige Kuriositäten, die dort ausgestellt waren – etwa einen Huf des Lieblingspferdes von Georg IV., einem Wallach namens Midnight. Die sozial engagierte Marie hob 1859 das Henriettenstift aus der Taufe, das sie nach ihrer Großmutter benannte. Auf der Marienburg ist auch ihr blau bezogener Gebetsstuhl zu sehen, eine Kniebank, auf der die tiefgläubige Protestantin oft Andacht hielt.
Eines der Prunkstücke der Schau ist die aufwendig verzierte Urkunde, mit der Georg seiner Gattin die Marienburg zum Geburtstag verehrte – eine Liebesgabe im neugotischen Stil. Der König errichtete das Schloss am idyllischen Marienberg bei Nordstemmen. Die Monarchin, die ein Faible für Mythen hatte, ließ eigens Märchen dichten, die sich um das romantische Gemäuer rankten.
Ihr „Eldorado“ nannte die Königin das Schloss in Briefen an ihr „heißgeliebtes Männi“. In einer Videoinstallation präsentiert die Ausstellung die sehr persönlichen Schreiben. Marie sollte an ihrem Eldorado indes nicht viel Freude haben. Ein Jahr nachdem die Preußen Hannover 1866 annektiert hatten, verließ sie die Marienburg und folgte ihrem Mann ins Exil. Sie starb 1907 im österreichischen Gmunden. Die Marienburg sah sie nie wieder.
Termine zu Maries Geburtstag
Die Ausstellung „200 Jahre Marie und Georg von Hannover“ ist vom Sonnabend an auf Schloss Marienburg zu sehen. Um 14.30 Uhr kommen Kostümierte als Königspaar mit einer Kutsche zu besuch. Anmeldung zu Führungen unter (05069) 348000. Der versierte Historiker Alexander Dylong hat zur Ausstellung das Buch „Marie Königin von Hannover“ verfasst (Matrix Media Verlag, 20 Euro). Am Sonntag beginnt um 10 Uhr ein Festgottesdienst in der hannoverschen Christuskirche am Klagesmarkt: Diakovere, Historisches Museum und Nordstädter Kirchengemeinde erinnern an Marie, auf deren Initiative die Henriettenstiftung gegründet wurde, und ihren Gatten Georg, der Patron der Christuskirche war. Am Dienstag, 17. April, hält Marie Detmer im Historischen Museum um 18 Uhr einen Festvortrag zu Marie und ihrer Zeit. Dabei rezitiert sie unter anderem Texte von Marie.
Von Simon Benne